Originaltitel: A Rainy Day in New York
Kinostart: 05.12.2019
DVD/Blu-ray – Release: 23.04.2020
Länge: ca. 93 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Woody Allen
Schauspieler:innen: Timothée Chalamet | Elle Fanning | Selena Gomez
Genre: Komödie | Romanze
Verleiher: Filmwelt
Der hoch gelobte und gerade bei den Damen sehr beliebte Timothée Chalamet ist gerade einmal 25 Jahre alt und hat dennoch so einige kleine Meisterwerke in seiner Filmkarriere zu verzeichnen. Mit #ZEITGEIST und Interstellar bekam er 2014 seine ersten großen Rollen, was drei Jahre später noch von einem herzlich aufregenden Liebestripp in CALL ME BY YOUR NAME noch gekrönt wurde. Offenbar fühlt er sich in romantischen Dramen und Komödien ganz wohl, denn auch LADY BIRD und zuletzt LITTLE WOMEN sind in seiner Biografie verzeichnet. Damit teilt er eine gewisse Leidenschaft mit dem Regisseur Woody Allen, der sich in seiner langen Karriere als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur eben jenen Genres zumeist gewidmet hat. Mit CAFÉ SOCIETY, MIDNIGHT IN PARIS und MAGIC IN THE MOONLIGHT sind nur einige wenige seiner herzergreifenden Werke genannt.
Allerdings könnte A RAINY DAY IN NEW YORK eines seiner letzten großen Schaffenskünste gewesen sein. Nicht, weil er mit 85 Jahren nun endlich sein Karriereende erreicht haben könnte, sondern vielmehr weil er im Zuge der #MeToo-Debatte der vergangen Jahre in den Fokus der Medien gerückt ist durch einen Vorwurf, dass Allen seine siebenjährige Adoptivtochter missbraucht hätte, was bis zu diesem Zeitpunkt nie bestätigt werden konnte. So distanzierte sich Amazon von dem aktuellen Werk, welches ursprünglich von ihnen unterstützt wurde und 2018 in den Kinos erscheinen sollte, das Publikum dort ihn jedoch letztlich nie zu Gesicht bekommen hat. In Deutschland erschien das starbesetzte Werk, unter anderem mit Jude Law, Selena Gomez, Elle Fanning und eben auch Timothée Chalamet, im vergangenen Dezember im Kino. Dies ist der 50. Film des Regisseurs, der bis heute mit Preisen überhäuft wird für seine Filme und mit RIFKIN’S FESTIVAL bereits seinen nächsten auf Halde hat.
Darum geht es…
Gatsby ist ein, von seinen Eltern überaus verwöhnter, junger Mann, der weltgewandt und gebildet daherkommt und dennoch noch nicht so richtig sein Ziel im Leben ausgelotet hat. In ihm tobt ein Zwiespalt, denn einerseits möchte er gerne abseits seiner Familie leben, da besonders die royalen Partys seiner Mutter ihn ziemlich nerven, andererseits empfindet er eine tiefe Bindung zu seiner Heimatstadt New York City. Als Student im Yardley College ist er mit einer jungen engagierten Journalistin, die ebenfalls dort ihr Studium absolviert, leiert. Als Ashleigh das Angebot bekommt für ihre College-Zeitung einen berühmten Regisseur in New York City zu interviewen, ist sie hellauf begeistert, denn dieser hat das Werk produziert, welches Gatsby und sie bei ihrem ersten Date geschaut haben. Gatsby wittert zudem die Möglichkeit ein romantisches gemeinsames Wochenende in seiner Heimat zu verbringen und ihr einige wesentliche Hotspots, die ihn geprägt haben, zu zeigen.
Leider jedoch entwickelt sich das Wochenende nicht ganz so wie geplant. Während Ashleigh vollkommen aufgeregt zu ihrem Pressetermin geht und dort weit mehr als nur ein Interview erhält, vertreibt sich Gatsby seine Zeit mit alten Freunden, seinem Hobby Pokern und muss immer wieder zurückstecken, während Ashleigh sich weiter in der Welt von Stars und Sternchen vergnügt. Doch werden sie an diesem regnerischen Wochenende noch einmal zusammenfinden, um mit dem heiß erwarteten Daten den New York City Besuch lieblich ausklingen zu lassen?
Rezension
Woody Allen beweist wieder einmal sein Händchen für eine hinreißende kleine Liebesgeschichte, die irgendwie nicht so recht klappen will. Während er immer wieder ein paar amüsante Augenblicke in die Story einflechtet, die vor allem aus gescheiterten Tagesplänen resultieren und eine sprunghafte Wendigkeit von Elle Fanning zeigt, liegt der wesentliche Fokus doch eigentlich auf einer herrlich romantischen Handlung, die etwas anders eingebunden wird, als man es anfangs noch vermuten könnte. Wie schon der Titel es treffend beschreibt, spielen große Teile der Szenerien im Regen, auch wenn diese den Storyverlauf an sich nicht im Geringsten beeinflussen. Dennoch wird es damit geschafft eine gewisse Spannung in der Luft zu erzeugen, die sich auf den Zuschauer überträgt und animiert mitzuraten, welche Entwicklungen die beiden Protagonisten noch nehmen werden.
Denn anders als normal üblich, werden aus einer Gesamtgeschichte zwei parallel verlaufende Entwicklungen mit gleicher Bedeutsamkeit herauskristallisiert. Diese spinnen sich zum einen um den männlichen, zum anderen um den weiblichen Hauptdarsteller und gaukeln die meiste Zeit einen gemeinsamen roten Faden an, der in Wahrheit jedoch gar nicht existiert. Teilweise besteht der Verdacht, dass Woody Allen seine Aufmerksamkeit doch mehr Timothée Chalamet verleiht, doch im nächsten Moment ändert sich dies häufig wieder grundlegend. Dabei schafft er es in beide Storylines einen Hauch von Spannung hineinzulegen, wie sich die jeweiligen Umstände weiterentwickeln würden, immer im Grundbewusstsein, dass es auf ein gemeinsames Ende hinauslaufen müsse.
Fanning und Chalamet hinter ihren Erwartungen
Leider jedoch hat Elle Fanning, die in Filmen wie TRUMBO oder WIR KAUFEN EINEN ZOO überzeugend bewies, was sie kann, hier ein wenig unter der Rolle gelitten oder diese sogar selbst etwas in die Absurdität geführt. Denn während sie als engagiert, aufmerksam und ehrgeizig mit einem guten Intellekt und kultureller Liebe charakterisiert wird, sehen wir dann doch fast die gesamte Zeit eine schüchterne, verunsicherte College-Studentin, die offenbar noch keinen Sinn für die Realität entwickelt hat und von der ersten Sekunde an nur ihren Gefühlen verfallen ist. Damit entsteht der Eindruck sie sei eine unangenehmes Teeniemädchen, welches absolut hormongesteuert berühmten Persönlichkeiten nachläuft und dabei es nicht mehr schafft auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Dies wirkt somit sehr aufgesetzt und zeigt nicht die eigentlich beschriebene Figur.
Doch auch Mädchenschwarm Timothée Chalamets Leistungen lassen zu wünschen übrig. Die Figur ist angelegt als reicher, intelligenter und lebenslustiger Schnösel, der selbst noch nicht den richtigen Weg für sein Leben gefunden hat, außer das ihm seine Liebe bodenständig hält. Gesehen haben wir jedoch einen Charmeur, der nicht lange zögert, einen Flirt einzugehen, sobald sich die Gelegenheit bietet – und die wartet quasi an jeder Ecke auf ihn. Die Art und Weise wie er seinen unbedarften und fast schon überheblichen Lebensstil präsentiert, rückt die Figur in ein unnatürlich trübes Licht, welches nicht gerade ansprechend auf den Zuschauer wirkt.
Nett und ungefährlich
Dementsprechend fehlte auch über den gesamten Verlauf von A RAINY DAY IN NEW YORK das gewisse Etwas zwischen den beiden Protagonisten und ließ sie von Beginn an nie so richtig wie ein passendes Paar dastehen. Deutlich bemerkenswerter und für den Film auch gewinnbringender waren da die diversen hochklassigen Nebenrollen, die aus der tristen Grundgeschichte doch noch so einiges an Charme herausgekitzelt haben.
Abseits der schauspielerischen Art der Umsetzung zeigt Woody Allen uns eine nette Romanze der anderen Art, die durch eben jene Auftritte der Nebenfiguren ordentlich an Feuer gewinnt und in einer brisanten Handlung mit Diego Luna gipfelt. Dennoch bleibt das Werk gefühlstechnisch bodenständig und spricht nicht die ganz großen Emotionen an, da diese einfach zu Gunsten der etwas umfassenderen Handlung geopfert werden. Das ist recht schade, da Witz und Romantik eben jenes Werk ausmachen sollten und nun nur noch als unterhaltsames Beiwerk ihren Platz finden. Damit wird einzig und allein erreicht, dass der Zuschauer sich nicht gelangweilt vorkommt, alles Weitere jedoch bleibt leider aus. Auch wenn der Regen nur eine minimale Rolle im gesamten Film einnimmt, ist gerade das etwas, was eine wirkliche angenehme Atmosphäre erzeugt – nur leider eben zu wenig davon. Letztlich bleibt somit kein filmischer Knüller, der aber dennoch einen netten Abend bereiten kann.
Tritt Woody Allen auf den Schirm, so ist das große Starensemble nicht weit. So auch hier, auch wenn sich gewisse Teile des Casts nach einigen Begebenheiten um den Regisseur von dem Werk deutlich distanziert haben. Doch das tut filmisch nur wenig zur Sache, denn Allen zeigt uns eine nette und charmante Romanze, die durch verschiedene kleine Wendepunkte auf der ewigen Suche nach dem romantischen Part ist und ihn letztlich doch nicht so recht findet. Dennoch schaffen es vor allem die Nebenrollen wie Selena Gomez, Jude Law und Liev Schreiber für angenehme Unterhaltung zu sorgen und der Stimmung einen ordentlichen Zuverdienst zu erbringen. Dies schaffen die beiden prominenten Hauptrollen, verkörpert von Timothée Chalamet und Elle Fanning, eher weniger, denn beide leiden etwas unter einer fehlerhaften inhaltlichen Charakterisierung, die letztlich nicht so ganz zu den wirklich dargestellten Figuren passen will. In eher leichter und unspektakulärer Form wird somit ein Werk geschaffen, dass den Zuschauer angenehm unterhält und allgemeingültig als „schön“ bezeichnet werden könnte, sich jedoch auch genau darauf ausruht und nicht gerade versucht die Qualität des Staraufgebots vollständig auszuschöpfen.