Originaltitel: Awaken
Kinostart: 10.09.2021
Länge: ca. 74 Minuten
Produktionsland: USA | Vereinigte Arabische Emirate
Regie: Tom Löwe
Sprecherin: Liv Tyler
Genre: Dokumentation
Verleih: Busch Media Group
Liest sich schon mal gut: Von den Produzenten von KOYAANISQATSI und THE TREE OF LIFE. Hier haben doch Terrence Malick und Godfrey Reggio ihre Finger im Spiel. In der Tat ist Malick Produzent des Dokumentarfilms AWAKEN von Tom Löwe. Löwe selbst hat im Laufe seiner Karriere für beide Filmemacher gearbeitet und große Einflüsse daraus gezogen. Er war sowohl an Malicks VOYAGE OF TIME, als auch ans Reggios Film VISITORS beteiligt. Nachdem er bereits im Jahr 2012 seinen ersten 40-minütigen Film TIMESCAPES veröffentlicht hat, hat er sich mit AWAKEN erstmalig an einen längeren Film, mit knapp 83 Minuten gewagt.
<p style="text-align: justify;">AWAKEN ist innerhalb von fünf Jahren in 30 verschiedenen Ländern entstanden. Tom Löwe hat in diesen Ländern wunderschöne Aufnahmen gesammelt uns sie in einem Film zusammengefasst. Dabei merkt man klar die Einflüsse des Regisseurs. Der Regisseur ist der Gründer und Inhaber der größten Timelapse Community im Internet, Timescapes.org. Hier sammeln Filmemacher ihre hochauflösenden Zeitraffer Aufnahmen und lernen voneinander. Dementsprechend findet man viele solcher Aufnahmen auch in Löwes Film wieder.Darum geht es…
Nun ja, worum geht es in AWAKEN? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Im Grunde genommen wird uns in der Dokumentation die Schönheit der Welt präsentiert. Wir sehen Aufnahmen aus verschiedenen Ländern, die uns auf poetische Weise unseren Planeten zeigen. Dabei sehen wir die Alpen, die dichten Bambuswälder Japans, oder auch Dubai als moderne Metropole. Der Film nimmt uns auf eine meditative Reise mit, die fast ohne Worte auskommt, nur ab und zu hören wir die Schauspielerin Liv Tyler, die uns während des Films Weisheiten an die Hand gibt.
Während der Laufzeit des Films sehen wir sowohl die Natur, als auch Menschen. Dabei begleiten wir zu einem großen Teil Menschen bei Volksfesten oder religiösen Ritualen. So sehen wir Shaolin Mönche beim Meditieren, auf der anderen Seite des Planeten aber auch Milchbauern, die ihre Kühe über die grünen Weiden der Alpen treiben. AWAKEN ist weniger ein handlungsgetriebener Film, als eine meditative Erfahrung.
<div class="su-youtube su-u-responsive-media-yes">Rezension
AWAKEN ist ein Film, bei dem man wissen sollte, worauf man sich einlässt. Schaut man sich diesen Film ohne Vorwissen und Hintergrundinformationen an, kann das für große Irritationen sorgen. Ich selbst hab einfach die Blu-Ray gestartet, ohne zu wissen was die nächsten anderthalb Stunden passieren wird, um mir so eine unvoreingenommene Meinung zum Film bilden zu können. Das Resultat war, dass ich darauf gewartet habe, dass etwas passiert, oder ein*e Erzähler*in mir das Gesehene einordnet. Schnell wurde dann aber klar, dass dieser Film einfach visuelle Eindrücke vermitteln möchte, ohne den Zuschauer*innen Anweisungen zu geben. So startet der Film mit einer Balletttänzerin, die in einem Wald Pirouetten dreht, oder volkstümlich gekleideten Frauen, die im Morgengrauen auf einen See zugehen.
Mit diesen Aufnahmen spielt der Film seine großen Stärken aus. Tom Löwe versteht etwas von seinem Handwerk und präsentiert Bilder, die man selten so schön gesehen hat. Dabei arbeitet der Filmemacher mit hochauflösenden 4K-Kameras, die uns sehr detaillierte Aufnahmen bieten. Es handelt sich aber nicht nur um hochauflösende, sondern auch um wunderschöne Aufnahmen. Der Regisseur hat ein Auge für Details und der Film entwickelt gerade zu Beginn eine Sogwirkung, die uns ins Geschehen zieht und uns in einen meditativen Geisteszustand versetzt.
<h4 style="text-align: justify;">Der neue Koyaanisqatsi?Mit KOYAANISQATSI hat Regisseur Godfrey Reggio im Jahr 1982, ebenfalls einen Dokumentarfilm herausgebracht, der ein ähnliches Thema behandelt. Wir sehen ebenfalls Aufnahmen der Erde, mit einem kritischeren Ansatz als AWAKEN. In Reggios Film sehen wir ebenfalls Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen unserer Welt, allerdings wird in KOYAANISQATSI die Unterdrückung der Natur in den Fokus gerückt. So sieht man gleich zu Beginn des Films Sprengungen von Bergen, damit der Mensch an Rohstoffe kommt. Einen kritischen Ansatz sucht man in Löwes Film vergeblich, stattdessen sehen wir während der kompletten Laufzeit einfach schöne Aufnahmen. Ohne Zweifel beherrscht Tom Löwe sein Handwerk, trotzdem fehlt dem Film die Substanz.
So schafft es der Film nur in den ersten Minuten seine Wirkung zu entfalten, aber irgendwann nutzt sich die Formel ab. Spätestens nach einer halben Stunde voller Landschaftsaufnahmen fragt man sich, was man sich da eigentlich gerade ansieht. Darüber hinaus hat man irgendwann durchschaut, dass Löwe seine schönen Aufnahmen dadurch erhält, dass er Menschen von unten, in Zeitlupe, gegen natürliche Lichtquellen filmt. Sobald man diesen Trick durchschaut hat, verliert der Film leider jegliche Wirkung.
<h4 style="text-align: justify;">Besonders oder besonders langweilig?Gerade in Zeiten, in denen jeder eine hochauflösende Kamera in der Hosentasche mit sich trägt, fehlt dem Film das gewisse Etwas. Alle können heutzutage hochauflösende Zeitlupenaufnahmen machen und diese zu einem Film zusammenschneiden. Natürlich haben nicht alle das geübte Auge eines Tom Löwe, trotzdem wirkt der Film uninspiriert. Das große Problem an AWAKEN ist, dass er keine klare Linie hat. Die einzelnen Szenen wirken willkürlich zusammengefügt und man fragt sich, ob man irgendwas übersehen hat. Wir sind in einem Moment in einem japanischen Haus, dann in den Alpen, dann in Dubai und dann in irgendeiner Schlucht. Vermutlich gibt es ein System dahinter, dieses wird den Zuschauer*innen aber nicht klar. Dadurch wirkt der ganze Film eher wie eine Aneinanderreihung von Stock-Videos, also hochauflösende Videos, die man sich für Werbezwecke kaufen kann.
Ein etwas faden Beigeschmack hat AWAKEN wenn man sich vor Augen führt, dass der Film von Dubai Film mitproduziert wurde. Die einzige moderne Großstadt, die bildgewaltig in Szene gesetzt wird, ist eben Dubai. Bei einem Film, der mit Filmen wie KOYAANISQATSI wirbt, könnte man erwarten, dass eine Stadt, die aus dem Nichts und durch den Verkauf von Öl entstanden ist, kritischer betrachtet wird. Stattdessen sehen wir einfach, wie großartig die Metropole aus der Luft aussieht. Die ganze Sequenz beginnt sogar mit einer Fahrt durch einen Windpark, um uns zu zeigen, dass auch die Vereinigten Arabischen Emirate auf alternative Energien setzten. So fühlt es sich an, als würde Löwe Werbung für ein Land machen, in dem es regelmäßig zu Verletzungen der Menschenrechte kommt.
<h3 style="text-align: justify;">FazitLetzten Endes war AWAKEN kein Film für mich. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Film Filmschaffende anspricht, die voll und ganz in ihrem Handwerk aufgehen. Für mich war der Film aber nur eine Aneinanderreihung von schönen Bildern, es fehlt dem Film an System und er nutzt sich nach wenigen Minuten ab.
Bei AWAKEN von Regisseur Tom Löwe handelt es sich um einen Dokumentarfilm, der uns auf eine Reise mitnehmen will. Der Regisseur, der unter anderem für Terrence Malick und Godfrey Reggio gearbeitet hat, will uns in seinem Film die Schönheit der Welt zeigen. Löwe hat fünf Jahre an dem Film gearbeitet und dafür über 30 Länder besucht. So präsentiert er uns in hochauflösenden Aufnahmen die ganze Welt. Mehr ist der Film dann leider auch nicht. Wir sehen in knapp 83 Minuten eine Reise um die Welt, die keiner klaren Line folgt. Stattdessen springt das Geschehen zwischen verschiedenen Ländern hin und her, ohne das klar wird welches Ziel der Film verfolgt. So liefert uns der Regisseur atemberaubende Aufnahmen, nach kurzer Zeit hat sich diese Formel dann allerdings abgenutzt. Wenn man sich auf eine meditative Erfahrung einlassen möchte, ist man mit AWAKEN gut bedient, ansonsten muss man sich überlegen, ob man sich diesen Film anschaut.
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