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Bad Luck Banging or Loony PornBei BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN handelt es sich um einen Film, der seine Zuschauer*innen in den ersten Sekunden schockiert. Der Film des rumänischen Regisseurs Radu Jude erzählt die Geschichte einer Lehrerin, deren privates Sextape seinen Weg ins Internet gefunden hat. Eben dieses Sextape präsentiert uns der Regisseur zu Beginn des Films und so beobachten wir die Hauptfigur Emi (Katia Pascarui) beim sehr expliziten Liebesakt mit ihrem Partner. Die Idee zum Film ist dem Regisseur in einer ausgedehnten Diskussion mit einigen Freunden gekommen, sie haben darüber gesprochen, ob eine Lehrerin tragbar sei, von der man pornographische Aufnahmen im Internet findet. So fasste er den Entschluss diese spannenden Konversationen als Film umzusetzen. Mit seiner Idee hatte Radu Jude den richtigen Riecher und konnte so den goldenen Bären bei der Berlinale 2021 gewinnen.

Die Dreharbeiten des Films sollten sich als schwieriger gestalten als gedacht. Eigentlich war geplant den Dreh im November 2020 stattfinden zu lassen, da man allerdings das Risiko nicht eingehen wollte in die nächste Welle der Pandemie zu geraten, haben sich Jude und Produzentin Ada Solomon kurzerhand entschieden die Dreharbeiten im Sommer stattfinden zu lassen. Da der Film in den Straßen von Bukarest spielt, sieht man dadurch viele Menschen, die mit einem Mund-Nasen-Schutz rumlaufen.

Regisseur Radu Jude hat sich in den letzten Jahren einen Platz in der Filmwelt erarbeitet. Er startete 2006 als Regieassistent und drehte den Kurzfilm DER ALTE FERNSEHER, für den er förmlich mit Preisen überschüttet wurde. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm dann mit seinem Spielfilmdebut THE HAPPIEST GIRL IN THE WORLD. In meiner Kritik erfahrt ihr, ob ich mit der Jury der Berlinale übereinstimme, oder ob der Regisseur hier zu viel wollte.

Bad Luck Banging or Loony Porn

Bad Luck Banging or Loony Porn ©2021 Neue Visionen Filmverleih

Darum geht es…

Emi (Katia Pascariu) ist eine sehr angesehene Lehrerin an einer renommierten Schule in Bukarest. Im Geschichtsunterricht bringt sie ihren Schüler*innen alles über das Land und seine Mütter und Väter bei. Nun kam es zu einem Vorfall, der Emis Karriere als Lehrerin auf einen Schlag beenden könnte. Sie und ihr Ehemann haben sich beim Sex gefilmt und diese Aufnahmen sind im Internet gelandet. Es hat nicht lange gedauert, bis ihre Schüler*innen das Sextape der Lehrerin gefunden haben. Als die Eltern davon mitbekommen sind sie außer sich vor Wut. Wie kann so eine zügellose Frau den Kindern die richtigen Werte beibringen? Es ist unangemessen, dass so eine Frau an einer hochangesehenen Schule unterrichtet. Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie wird Emi zu einem Elternabend eingeladen, der ein klärendes Gespräch bringen soll, doch alles kommt ganz anders. Es entsteht weniger ein Gespräch, als dass sie vor einem Tribunal aus Eltern steht. Einige verteidigen die Lehrerin, doch die meisten greifen sie auf übelste Weise an. Sie steht vor konservativen Generälen, liberalen Intellektuellen und Verschwörungsmythikern. Alle mit ganz eigenen Ansichten.

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Rezension

BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN macht es einem nicht leicht, eine Kritik zu verfassen, da der Film in drei Parts unterteilt ist, die sich qualitativ sehr stark voneinander unterscheiden. Bevor die eigentliche Handlung des Films beginnt, sehen wir das Video, dass den Konflikt der Hauptfigur überhaupt erst losgetreten hat. Der Film zeigt uns in den ersten Minuten sehr explizite Sexszenen, die von dem männlichen Protagonisten mit einer Handkamera aufgenommen wurden. Dabei sehen wir die Lehrerin unter anderem beim Oralsex mit ihrem Ehemann. Nachdem man von den pornographischen Elementen des Films schockiert wurde, wird man in die Straßen von Bukarest geworfen. Wir begleiten Emi bei ihrem Weg durch die Stadt. Radu Jude will uns im Film den Spiegel vorhalten. Er möchte uns verdeutlichen, dass Sex etwas ganz Natürliches ist und es viel wichtigere Dinge gibt, vor denen man Kinder schützen müsste.

Bad Luck Banging or Loony Porn

Bad Luck Banging or Loony Porn ©2021 Neue Visionen Filmverleih

Auf Emis Spaziergang sehen wir eine Stadt, in der der Kommunismus seine Spuren hinterlassen hat und nun der westliche Kapitalismus eingekehrt ist. Auf verfallenen Häuserfassaden sehen wir bunte Werbeanzeigen. Mit seinen Kamerafahrten durch die Stadt verdeutlicht Radu Jude, dass uns die Werbung zu immer perfekteren Wesen machen will, einen Zustand, den wir nur erreichen, wenn wir die entsprechenden Produkte kaufen. Allerdings strapaziert der Regisseur die Geduld der Zuschauer*innen etwas über. Wir begleiten Emi eine gute halbe Stunde bei ihrer Wanderung durch Bukarest, die Kritik am Kapitalismus ist auch sicher angebracht, allerdings wäre die Botschaft auch nach zehn Minuten angekommen. Eine große Schwäche des ersten Teils sind außerdem die großen Aufnahmen, wir beobachten die Lehrerin aus der Entfernung, können dadurch aber kein Gefühl für ihr Schauspiel bekommen.

Rumänische Kulturfahrt

Im zweiten Teil des Films sehen wir verschiedene Aufnahmen, meist dokumentarisch, die der Regisseur mit Überschriften und Anektdoten/Weisheiten kommentiert. Ab dem Moment, in dem dieser Teil startet, fühlt sich BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN an wie das Klischee eines europäischen Arthouse Films. Man erfährt als außenstehender zwar einiges über die rumänische Geschichte und den Kontext des Films, tatsächlich wirkt dieser Teil aber etwas deplatziert. Es entsteht der Eindruck, dass Radu Jude sich nicht entscheiden konnte, was er alles im Film unterbringen wollte, also hat er einfach alles eingebaut, was ihn gerade so beschäftigt hat.

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Bad Luck Banging or Loony Porn ©2021 Neue Visionen Filmverleih

Wenn man dann aber im letzten Teil des Films ankommt, wird man für den langen Atem belohnt. Wir sehen wie die Lehrerin vor den Eltern sitzt, in einer Situation, in der sie sich für ihr Video rechtfertigen muss, dabei wandelt sich das Szenario von einem Elternabend zu einem Prozess, der so wirkt, als würde man eine Hexe aus dem Dorf jagen wollen. Der Regisseur bildet hier alle Gesellschaftsschichten ab und die unterschiedlichsten Ansichten zum Thema Sex und Pornographie. Diese Themen stehen aber nicht allein im Zentrum, es geht um die Verrohung der Gesellschaft durch soziale Medien und die ständige Informationsflut, die auf uns einprasselt. Immer wieder werden Handys aus den Taschen gezogen, von denen die Protagonisten vermeintliche Fakten vorlesen.  Durch das Zwiegespräch zwischen Eltern und Lehrerin entstehen so ein paar sehr unangenehme Momente. So interessant der letzte Teil des Films ist, so zäh ist leider der ganze Rest. Wir werden immer wieder auf die Heuchelei der Gesellschaft hingewiesen, allerdings wäre der letzte Teil des Films genug gewesen, um uns seine Botschaft zu vermitteln.

Fazit

Ich kann BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN nur eingeschränkt empfehlen. Man erkennt sehr schnell, wo der Regisseur mit seinem Film hinmöchte. Wir bekommen seine Kapitalismuskritik aber so häufig vor Augen geführt, dass es auch wirklich jede*r versteht. Dadurch wirken die ersten beiden Drittel des Films völlig überflüssig. Außerdem ist Radu Judes Werk eine dieser prätentiösen Filme, die aus jeder Pore schreien: „Seht mich an! Ich bin Kunst!“. Der Film hat zwar ein sehr starkes Finale, der weg dahin ist aber sehr mühsam.

Dieses Mal geht es um einen ganz besonderen Film. In BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN von dem rumänischen Regisseur Radu Jude begleiten wir die Lehrerin Emi (Katia Pascariu), von der ein privates Sextape im Internet gelandet ist. Nicht lange dauert es, bis ihre Schüler*innen das Video finden und die Eltern vor Wut toben. Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie wird die Lehrerin zu einem Elternabend geladen, der die Situation klären soll, stattdessen steht sie aber vor einem Tribunal aus Eltern, die alles daransetzen, dass die Frau ihren Beruf verliert.
Der Film, der bei der Berlinale 2021 mit dem goldenen Bären ausgezeichnet wurde, ist in drei Parts geteilt, die alle einen anderen Ansatz haben.

Zuerst begleiten wir Emi durch Bukarest, dann sehen wir dokumentarische Bilder und Anekdoten, bis es zum Elternabend kommt. So stark der letzte Abschnitt des Films ist, so schwach sind leider die ersten beiden Drittel des Films. Durch Kamerafahrten versucht der Regisseur gerade im ersten Drittel eine Kapitalismuskritik zu erzeugen, diese ist aber so plakativ, wie die Werbung, die er kritisiert. Eine halbe Stunde sehen wir die immer gleichen Aufnahmen, sodass irgendwann der Eindruck entsteht, dass Jude nicht gewusst hat, wie er den Film füllen soll. Wenn man eine Stunde aushält wird man dann aber mit einem sehr unangenehmen Finale belohnt, der Weg dorthin ist allerdings sehr mühselig.

Bad Luck Banging or Loony Porn

Bad Luck Banging or Loony Porn ©2021 Neue Visionen Filmverleih

Originaltitel Babardeala cu bucluc sau porno balamuc
Kinostart 08.07.2021
DVD/Blu-ray – Release 23.11.2021
Länge ca. 106 Minuten
Produktionsland Rumänien | Luxemburg | Tschechien | Kroatien | Schweiz | Vereinigtes Königreich
Genre Drama | Komödie
Verleih Neue Visionen
FSK
FSK 18

FSK 18 ©FSK


Regie Radu Jude
Drehbuch Radu Jude
Produzierende Adrien Chef | Carla Fotea | Ankica Juric Tilic | Jiri Konecny | Diana Paroiu | Andreas Roald | Valentino Rudolf | Ada Solomon | Paul Thiltges | Dan Wechsler | Jamal Zeinal Zade
Musik Jura Ferina | Pavao Miholjevic
Kamera Marius Panduru
Schnitt Catalin Cristutiu

Besetzung Rolle
Katia Pascariu Emilia
Claudia Ieremia Headmistress
Olimpia Malai Mrs. Lucia
Nicodim Ungureanu Lt. Gheorghescu
Alexandru Potocean Marius Buzdrugovici
Andi Vasluianu Mr. Otopeanu
Oana Maria Zaharia Blonde nudist parent
Gabriel Spahiu Pries parent
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