Originaltitel: Collateral
Kinostart: 23.09.2004
UHD DVD/Blu-ray – Release: 03.12.2020
Länge: ca. 120 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Michael Mann
Schauspieler:innen: Tom Cruise | Jamie Foxx | Jada Pinkett Smith
Genre: Krimi | Drama | Thriller
Verleih: Paramount Pictures Germany
Mit einem Budget von rund 65 Millionen US-Dollar und weltweiten Einnahmen von rund 220 Millionen US-Dollar hat COLLATERAL bereits deutlich gezeigt, dass dies ein Erfolgsfilm ist. Dazu kommen zwei Nominierungen für die Oscars (Jamie Foxx als bester Nebendarsteller und Jim Miller und Paul Rubell für den besten Schnitt), sowie unzählige weitere Nominierungen in bei den verschiedensten Vergaben. Allerdings blieb es zumeist dabei. Ausgezeichnet wurde dieser Film verhältnismäßig wenig – einzig als Top Box Office Film und Jamie Foxx als bester Nebendarsteller bei den Black Reel Awards. Dennoch arbeiteten alle Darsteller:innen hart für diesen Erfolg. So absolvierte Tom Cruise extra ein umfangreiches Waffen- und Nahkampftraining und musste zudem auch noch lernen sich effektiv zu tarnen beziehungsweise unterzutauchen. Dies lernte er, in dem er kurzzeitig als FedEx-Mitarbeiter Pakete verteilte, ohne aufzufallen.
Dabei war es allerdings ein langer Weg zum endgültigen Cast. Schon Michael Manns Regiestuhl war eigentlich für Spike Lee, Martin Scorsese oder Steven Spielberg gedacht, bis schließlich Mann die Arbeit übernahm. Ähnlich sah es mit der Haupt- und Nebenrolle aus, die nun von Tom Cruise und Jamie Foxx besetzt wurden. Ursprünglich standen Namen wie Edward Norton, Adam Sandler, Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Colin Farrell und John Travolta im Raum, von denen viele jedoch bereits mit anderen Filmproduktionen beschäftigt waren oder schlichtweg ablehnten. Neben den nun gecasteten Darsteller:innen sind auch Jada Pinkett Smith (FÜR DAS LEBEN EINES FREUNDES), Bruce McGill (8 BLICKWINKEL), Peter Berg (BOSTON, COP LAND), Barry Shabaka Henley (A STAR IS BORN), Javier Bardem (WEGE DES LEBENS – THE ROAD NOT TAKEN), Jason Statham (THE TRANSPORTER) und Mark Ruffalo (VERGIFTETE WAHRHEIT) zu sehen. Unterm Strich: äußerst vielversprechend!
Darum geht es…
Nachdem Max eine junge hübsche Dame mit seinem Taxi abgesetzt hat, mit der er so sympathisiert hat, dass er sogar ihre Nummer bekommen hat, steht ihm noch eine lange Nacht bevor. Nur wenig später steigt Vincent zu ihm ins Auto. Nach einigen Diskussionen erklärt sich Max bereit den jungen Geschäftsmann für 600 Dollar zu fünf verschiedenen Orten zu bringen. Ob das so klug war? Angekommen am ersten Ziel, muss der nichtsahnende und schwer arbeitende Max schreckliches erleben. Ein Mann stürzt von oben herab auf seinen Wagen. Doch dies soll nicht der einzige Mord bleiben. Vincent ist nämlich ein Auftragskiller, der in dieser einen Nacht mehrere Ziele beseitigen soll. Fassungslos von dieser Erkenntnis verweigert Max fortan seine Dienste, wird jedoch unter Druck gesetzt und gezwungen weiter seinem Job nachzugehen. Eine tödliche Nacht wird sein Leben für immer verändern…
Rezension
COLLATERAL hat mir unzählige Stunden geraubt, in denen ich einfach nicht wusste, was es über ihn zu sagen gibt. Und noch immer fällt es schwer die richtigen Worte zu finden. Dennoch habe ich wohl das große Problem erkannt: Dieses Werk ist nicht gut gealtert. Im Kern der Geschichte ist ein wirklich starkes Grundgerüst zu identifizieren. Versetzt mit genialen Darstellern und einer ruhigen, aber durchaus interessanten, Entwicklung existiert stets eine gewisse Neugier. Die Krux ist jedoch, dass aus heutiger Perspektive zu viele Filme existieren, die ähnliche Storylines verfolgen und daher stets das Besondere und Einzigartige fehlt. Aus heutiger Perspektive bekommen wir ein klassisches Räuber- und Gendarm-Szenario vorgesetzt, welches wenig Überraschungen parat hat. Im Prinzip ist es möglich nach etwa 20 Minuten Film die ganze Story bereits relativ einfach vorher zu sehen und dem wird auch kein bisschen entgegengesteuert – jegliche Erwartungen werden erfüllt.
Dennoch ist das Werk sowohl bei Kritikern als auch bei Zuschauern hoch angesehen. Warum? Vermutlich weil der gesamte Cast die Geschichte hervorragend interpretiert und teilweise die Darsteller kaum wieder zu erkennen sind. Während Tom Cruise nur sein Äußeres stark verändern musste und damit einen sehr unerwartet speziellen Modestyle verkörperte, ist Mark Ruffalo ganz und gar nicht wieder zu erkennen. Während der Sichtung kreisten die Gedanken durchaus ununterbrochen, warum der Darsteller des Detective so bekannt wirkte, aber auf die Auflösung stieß ich dann doch erst in meiner anschließenden Recherche. Dies beweist wieder einmal die beeindruckende Vielseitigkeit Ruffalos. Auch Jamie Foxx zeigt in bester Manier sein Können – dies basiert jedoch eher weniger auf körperlichen Interaktionen als das er mimisch präzise genau seine Figur interpretieren musste. Denn eigentlich geschieht im Film nicht viel. Und insbesondere Foxx blieben ausgehend vom Drehbuch nur wenige Möglichkeiten seine Rolle zu formen.
Große Stars ganz klein
Interessant war es vor allem im Rückblick auf COLLATERAL zu sehen, dass große Filmstars nur in beiläufigen kleinen Rollen untergebracht wurden, die teilweise keine wirkliche Bewandtnis hatten. Dennoch existierten hier immer wieder auch Querschnitte zu anderen Filmen. So bekommen wir in den ersten Szenen kurz Jason Statham zu sehen – was tatsächlich einen völlig falschen ersten Eindruck für die folgende Spielzeit hinterlässt – der später nie wiederauftaucht. Offenbar soll die Rolle angelehnt sein an THE TRANSPORTER, welcher den endgültigen Durchbruch seiner Karriere bedeuten sollte. Wie hängen die Rollen zusammen? Als Transporter hat Statham stets Pakete stillschweigend und ordnungsmäßig perfekt überbracht. IN COLLATERAL überbringt er nun in gleichem Stil einen für die Handlung wichtigen Koffer. In diesem Sinne ist sein Auftritt durchaus auch als Cameo zu bezeichnen.
Durchaus hat dieser Thriller auch einige wirklich gute, ikonische Szenen. So bekommen wir einen Augenblick gezeigt, in welchem Foxx und Cruise im Taxi unterwegs sind, eine ruhige und doch ergreifende musikalische Komposition einsetzt und einfach willkürlich ein Coyote die Straße überquert. Dieser Moment wirkt zwar wirr, weil das Tier grundsätzlich keinen Handlungsbezug besitzt, doch ist die Atmosphäre einfach einmalig und hat für einen richtigen Gänsehautmoment gesorgt. Recherchiert man ein wenig zu dem Thema, so erfährt man zudem, dass dies ein Omen ist und man auf der Stelle umkehren und die Reise sofort abbrechen sollte. Andernfalls geschehe etwas schreckliches – es würde einen Unfall geben, man würde verletzt oder gar getötet werden. Auch ist es nett anzusehen, als Max verzweifelt versucht die Scheibe eines Gebäudes mit einer Mülltonne einzuschlagen. Hier wurde eine Form der subtilen Komik verwandt, die sich perfekt in die Stimmung des Films eingliedert.
Irgendetwas fehlt da noch
Abschließend bleibt nur zu sagen, dass es durchaus möglich ist in COLLATERAL einen starken Film zu finden. Immer wieder reihen sich Szenen aneinander, die auch langfristig in Erinnerung bleiben. Dennoch krankt das Werk einfach an den vielen Jahren, die seit der Veröffentlichung vergangen sind und schafft es daher nicht mehr rundum zu begeistern oder gar zu überraschen. Immer wieder ertappte ich mich, wie die Gedanken abschweiften und die Konzentration verloren ging. Die ruhige und doch stets angespannte Erzählweise erzeugte zwar immer eine interessante Atmosphäre bei der auch genau beobachtet werden konnte, wie auf jedes kleine Detail achtgegeben wurde, doch wirkt es dabei, als ob bei eben jener Verliebtheit für die Kleinigkeiten schließlich gelegentlich das Große Ganze aus den Augen verloren wurde.
Cameos, Filmanspielungen und präzise formulierte Dialoge. Diesem Film ist es absolut nicht vorzuwerfen, dass hier an Kleinigkeiten gespart wurde oder der Sinn fürs Detail fehlte. Doch so perfekt darauf der Fokus gelegt wurde, so sehr krankt das Werk an der Gesamtgeschichte. Zwar bekommen wir durchaus einen interessant anzusehenden Plot geliefert, doch vor allem aus heutiger Sicht überrascht dieser absolut nicht mehr. Schnell ist ersichtlich wo die Reise für die Figuren hingeht und verblüffende Wendungen bleiben weitestgehend aus. Zudem wurde eine eher ruhigere Taktung angesetzt, die immer wieder dafür sorgt, dass das Interesse des Publikums verloren gehen kann. Gleichzeitig reihen sich jedoch auch immer wieder ikonische Szenen aneinander, die so eine starke Atmosphäre aufbauen, dass eine Gänsehaut kaum zu vermeiden ist. Eben jener Kontrast der Geschehnisse kann natürlich vielfach neugierig machen und Zuschauende begeistern, doch hat Collateral es nicht geschafft mich endgültig zu überzeugen. Ohne Frage bekommen wir einen herausragenden Cast bis hin in die kleinste Nebenrolle präsentiert. Und schauspielerisch sind viele phänomenale Momente zu sehen, doch irgendwas – und ich habe noch nicht rausgefunden was – fehlte mir, dass all diese positiven Qualitäten effektiv miteinander verbindet und zu einem guten Film zusammenschweißt. Ich hoffe sehr, dass eine zweite Sichtung hier noch einmal ein besseres Gefühl aufkommen lässt.