Diese Filmkritik wurde 2019 verfasst und entspricht daher noch einem anderen Stil!
Originaltitel: Cunningham
Kinostart: 19.12.2019
Länge: ca. 93 Minuten
Produktionsland: Deutschland | Frankreich | USA
Regie: Alla Kovgan
Genre: Dokumentation
Verleih: Camino Filmverleih
Merce Cunningham, der mit stolzen 90 Jahren im Juli 2009 verstarb, gilt als einer der experimentierfreudigsten Choreografen des zwanzigsten Jahrhunderts, der damit einer der führenden Köpfe des zeitgenössischen Tanzes ist. Vier Jahre vor seinem Tot erhielt er sogar den Nobelpreis der Künste. Anlässlich seines 100. Geburtstags in diesem Jahr hat Regisseurin Alla Kovgan das Leben des Ausnahmekünstlers in einem 3D Film aufgearbeitet und mit Interviews und modernen Interpretationen der Kunst dem Zuschauer nähergebracht.
Visuelle Genialität gegenüber von einfallsloser Erzähltechnik
Während jedoch eigentlich eine biografische Aufarbeitung zu erwarten war, handelt es sich bei dem Werk viel mehr um eine Vorstellung der verschiedenen tänzerischen Inszenierungen, die auf seiner Arbeit beruhen. Wesentliche biografische Aspekte finden zwar auf unterschiedliche Art und Weise ihren Weg in die Handlung, doch sind diese recht rar gesät. Es gibt unzählige Interviewpartner, die immer wieder von der Person Merce Cunningham schwärmen, doch auch darin schaffen es Fakten und charakterliche Beschreibungen der Person kaum ans Licht.
Viel spannender zu betrachten sind da wohl die vielen Originalaufnahmen, die in schwarz/weiß immer wieder in den Film eingebracht werden. Diese zeigen im Wesentlichen immer den Künstler bei seiner Arbeit und seine berufliche Laufbahn von 1944 bis 1972. Neben diesen Aufnahmen wird das Werk jedoch vor allem durch die nachgetanzten Choreografien durch die letzten Mitglieder von Cunninghams berühmter Company geprägt. Diese finden stets in spektakulären recht farbenfrohen Umgebungen statt. Dabei spielen Licht, Formen und die Räumlichkeiten eine ganz wichtige Rolle, denn diese sollen dem Ausdruckstanz noch mehr Inhalt verleihen.
Rein handwerklich ist CUNNINGHAM somit tatsächlich recht ansehnlich, auch wenn die 3D-Technik nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Auch diese dient viel eher der Unterstützung der modernen Inszenierungen. Diverse alte Aufnahmen, die nicht in 3D aufgearbeitet werden können, werden einfach in ein kleineres Ausschnittfenster gesetzt und mit einem 3D wirkenden Hintergrund versehen…. Nicht unbedingt der Grund, warum man einen 3D-Film schauen möchte.
Die visuelle Qualität wird ebenfalls unterstützt durch qualitativ hochwertige Aufnahmen aus den verschiedensten Perspektiven und mit sehr ruhigen, aber eben auch kreativen Kamerafahrten.
Ein seltsamer Tanzstil dessen Massenkompatibilität wohl fraglich bleibt
Sobald es jedoch um den Inhalt geht muss das Werk einfach unglaublich viele Federn lassen und verliert den Zuschauer, der nicht so sehr an dieser Form von Kunst interessiert ist, vom ersten Moment an. Viel mehr folgt dies auch aus der Art und Weise des Kunstsports. Dieser ist zwar beeindruckend anzusehen, was die körperlichen Strapazen angeht, stellt jedoch viel weniger einen Tanz dar, als eher unglücklich zusammengewürfelte Zuckungen, die sich im Raum breit machen. Weder ist eine Aussage im Tanz zu erkennen noch eine logische Zusammensetzung der Bewegungen. Ohne Frage gibt es viele Fans, die eben jenen Stil lieben und unterstützen und für diese wird es sicherlich ein Fest sein den Film zu sehen, für alle Anderen ist eine Sichtung wohl weniger ratsam.
Merce ist wie ein Maler und wir sind seine Farben.
Hinzu kommen mögliche Verwirrungen durch den ständigen Wechsel der Filmsprache zwischen deutsch und englisch. Auch ist nicht immer zuzuordnen, wer aktuell interviewt wird, da viele dieser Monologe im Off stattfinden und somit keine visuelle Verbindung zu den Personen erzeugt wird. Dass alles wird nun noch untergraben vom fast vollständigen fehlen eines wirklich logischen roten Fadens.
Was bleibt also tatsächlich vom Film? Nicht wirklich viel. Am Ende der Dokumentation ist für unwissende Zuschauer kaum mehr über Cunningham zu erzählen, als dass dies ein Tänzer war, der vor allem in den 40er und 50er Jahren sehr populär war. Visuell stark, bleibt jedoch nichts anderes berichtenswertes, was auch nur ansatzweise einen Besuch lohnen würde. Letztmalig sei erwähnt, dass dies reinweg die perspektivische Betrachtung von mir, als nicht begeisterter Fan dieser Tanzform, ist. Die Eindrücke mögen sich bei tatsächlich Interessierten etwas anders widerspiegeln.
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