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Dark Web: Cicada 3301

Dark Web: Cicada 3301 ©2021 Capelight Pictures

Ein ziemlich sperriger Titel: DARK WEB: CICADA 3301. Scheinbar hat der Film irgendwas mit den Abgründen des Internets zu tun. Aber wie passen da Zikaden rein und was hat es mit der Zahl 3301 auf sich? Tatsächlich ergibt der Titel des Filmes Sinn, denn bei Cicada 3301 handelt es sich um eine unbekannte Organisation, die seit 2012 im Internet die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Am 05. Januar 2021 wurde auf 4chan eine Nachricht der Gruppe veröffentlicht, in der Angekündigt wurde, dass Cicada 3301 auf der Suche nach intelligenten Individuen sei. Zu diesem Zweck veröffentlichte die Gruppe verschiedene Rätsel, in denen es thematisch um Datensicherheit, Privatsphäre und Kryptographie ging. So wurden in den nächsten Jahren weitere Rätsel veröffentlicht, die Urheber und ihre Ziele bleiben aber bisher unbekannt. Gerüchten zufolge könnte es sich bei der Organisation beispielsweise um Geheimdienste handeln, die auf diesem Wege Mitarbeiter suchen.

Mit DARK WEB: CICADA 3301 ist im März 2021 nun ein Film erschienen, der sich mit der geheimnisvollen Gruppe befasst. Bei dem Film handelt es sich um eine ActionKomödie, die von Regisseur Alan Ritchson inszeniert wurde. Für Ritchson ist es der erste Spielfilm, den er realisiert hat, vorher war er eher als Schauspieler aktiv und hat unter anderem in den Serien BLUE MOUNTAIN STATE oder TITANS mitgespielt. Auch in diesem Film spielt er eine Nebenrolle, einen NSA Agenten, der gegen die Hauptfigur Connor ermittelt, der von Jack Kesy (DEADPOOL 2, DEATH WISH, BAYWATCH) verkörpert wird. Bei der Lösung des Rätsels wird Kesy unterstützt von Conor Leslie, die man aus THE MAN IN THE HIGH CASTLE oder SHOTS FIRED kennen könnte, sowie Ron Funches (6 UNDERGROUND, TROLLS).

Darum geht es…

Connor (Jack Kesy) lebt ein Leben am Rande der Gesellschaft, er hat kaum Geld und kann sich eher schlecht als Recht mit einem Job als Barkeeper über Wasser halten. Nachdem er bereits eine Haftstrafe hinter sich hat, fällt es ihm schwer wieder auf die Füße zu kommen. Dabei ist Connor nicht zu unterschätzen, er verfügt über ein photographisches Gedächtnis und einen sehr hohen Intellekt, wodurch er zu einem ausgezeichneten Hacker geworden ist. Nachdem er eines Nachts ein Bitcoin-Wallet eines unfreundlichen Barbesuchers leerräumt, stößt er im Dark Web auf die Geheimorganisation Cicada 3301, die mit einem Rätsel nach intelligenten Individuen suchen. Von seinem eigenen Ehrgeiz angespornt löst er das erste Rätsel und bekommt weitere Hinweise.

Auf der digitalen Schnitzeljagd begegnet er der Bibliothekarin Gwen (Conor Leslie), die während ihrer Arbeit ebenfalls die Rätsel von Cicada 3301 löst. Die beiden schließen sich zusammen, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen und nehmen den Kunstprofessor und Connors besten Freund Avi (Ron Funches) in ihre Reihen auf. Zu dritt scheinen die drei unaufhaltsam zu sein, doch dann geraten sie an die NSA, die ebenfalls an der Identität von Cicada 3301 interessiert sind. Denn scheinbar hat die Organisation finstere Absichten, die die Welt ins Chaos stürzen könnte.

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Rezension

Im Grunde genommen bietet der Film erstmal eine sehr spannende Prämisse. Eine Gruppe macht sich daran ein geheimnisvolles Mysterium zu lösen. Dabei sind in der ganzen Stadt hinweise versteckt, die nur Eingeweihte erkennen. Klingt im ersten Moment wie ein Roman von Dan Brown, in dem sich hinter jeder Ecke die Illuminaten verstecken. Bei DARK WEB: CICADA 3301 verhält sich das ganze leider etwas anders. Filme wie DER DAVINCI CODE erzählen eine ernsthafte und düstere Geschichte, Alan Ritchson hat seinem Film allerdings einen humorvollen Ton gegeben, und dieser Genremix gelingt ihm leider nicht. Auf der einen Seite versucht er eine spannende Geschichte zu erzählen, die die Zuschauer*innen mitreißen soll, alle Momente die einen Sog erzeugen könnten werden dann aber von infantilen Gags gebrochen. Zwar bietet der Film auch ein paar sehr nette Humoreinlagen, da die Handlung die Hauptfigur als Erzähler nimmt und er dadurch die Freiheit hat seine Geschichte selbst zu gestalten, von diesen Momenten gibt es aber leider nur sehr wenige.

Dark Web: Cicada 3301

Dark Web: Cicada 3301 ©2021 Capelight Pictures

Darüber hinaus ist die Handlung voller Logiklöcher. Zum einen begleiten wir Connor und Gwen, wie sie von einem Rätsel zum nächsten Fahren und dabei immer wieder in neuen Klamotten stecken. Diese Folgefehler sorgen dafür, dass die Zuschauer*innen zwangsläufig aus der Handlung gerissen werden und erkennen, dass ein Tag in der Handlung an mehreren Drehtagen entstanden ist. Ebenso gestalten sich die vermeintlich komplexen Rätsel als heiße Luft. Bei einem der Rätsel müssen die drei ein Bild analysieren und recherchieren über den Maler, über die kulturellen Hintergründe des Bildes, nur um dann zu sehen, dass sich eine ganz kleine Zahl auf dem Bild befindet, die irgendwo eingegeben werden muss. Durch solche Auflösungen verliert DARK WEB: CICADA 3301 seine komplette Wucht.

Viel zu perfekt.

Des Weiteren ist die Besetzung der beiden Hauptrollen sehr fragwürdig. Zwar bricht der Film mit dem Klischee des Hoodie-tragenden Hackers, in DARK WEB: CICADA 3301 sind die Hauptfiguren aber super schlau, wahnsinnig gutaussehend, durchtrainiert und sehr schlagfertig. Sie sind makellos und deshalb unglaublich uninteressant. Figuren wie Rami Maleks Elliot in MR. ROBOT sind eben deswegen spannend, weil sie Fehler haben und menschlich erscheinen. Connor und Gwen wirken dagegen unnahbar und strahlen durch das Bewusstsein über ihre Fähigkeiten eine unangenehme Arroganz aus. Da hilft auch nicht Avi als lustiger Sidekick, ganz im Gegenteil. Die Rolle von Ron Funches ist das 80er Jahre Klischee eines homosexuellen Mannes, er trägt extravagante Kleidung, ist laut und wird auf seine Sexualität reduziert. Vermutlich war die Absicht eine andere, aber die Umsetzung der Figur ist nicht mehr zeitgemäß.

Dark Web: Cicada 3301

Dark Web: Cicada 3301 ©2021 Capelight Pictures

Wenn das alles nicht schon genug wäre, sieht DARK WEB: CICADA 3301 aus wie eine Fernsehserie. Die Umgebungen fühlen sich alle wie Studiosets an und die Kamera fängt keine großen Bilder ein, sondern fokussiert sich auf die Charaktere in Großaufnahme. Vielleicht wäre eine Serie, die tiefer in die Geschichte der Geheimorganisation abtaucht besser gewesen; denn eines schafft der Film auf jeden Fall, man möchte nach dem Schauen mehr über Cicada 3301 erfahren und wissen, was hinter den Rätseln steckt.

Fazit

Auch wenn DARK WEB: CICADA 3301 eine sehr interessante Idee hat, hat es der Film leider nicht geschafft mich zu überzeugen. Zum einen liegt das an den perfekten Hauptfiguren, mit denen man sich nicht identifizieren kann, zum anderen an der Handlung, die clever sein möchte, aber durch den Humor und die seltsamen Interpretationen der Rätsel eher stupide erscheint. Wer hier einen Film erwartet, der langfristig zum Nachdenken einlädt ist an der falschen Adresse. Wenn man allerdings auf der Suche nach einem Film ist, den man sich an einem Sonntag nach einem langen Abend anschauen kann, ohne dabei zu viel aufpassen zu müssen, ist hier eventuell richtig.

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