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Der zweite Weltkrieg ist gezeichnet von den brutalen sowie menschenverachtenden Verbrechen der Deutschen. Leider wurden jedoch nur die wenigsten der Verbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt und ein Großteil dieser Verbrecher konnte sich unter anderem nach Argentinien absetzen. Einer von ihnen: Josef Mengele. Was er nach dem zweiten Weltkrieg erlebt hat und ob dieser Mensch Reue verspürt hat, versucht der Film DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE von Kirill Serebrennikov zu zeigen.

DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE ist eine deutsch-französische Co-Produktion mit Beteiligung von unter anderem Arte France Cinéma und dem Bayrischen Rundfunk. Gedreht wurde in Uruguay und der Film wird am 23. Oktober 2025 veröffentlicht, feierte aber bereits im Mai 2025 seine Uraufführung im Filmfest von Cannes.

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Nazis als Protagonisten

Nationalsozialisten als Hauptfiguren der Handlung zu nehmen und dabei nicht ungerecht gegenüber den Opfern zu sein, ist ein schwieriger Weg, welcher wenigen Regisseuren gelingt. DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE präsentiert den sogenannten Todesengel von Auschwitz als einen Mann, der immer hagerer und gebrechlicher wird und von dem einen südamerikanischen Land zum nächsten flieht.

Und anfangs gestaltet sich DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE als kritisch und äußerst interessant. Denn wie nach Überlieferungen zeigt der Film, dass Josef Mengele (August Diehl) in den 50ern mit seinem deutschen Pass wieder in Günzburg in Bayern seine Familie problemlos besuchen konnte, da in der BRD kein Haftbefehl vorlag. August Diehl spielt zwar den übervorsichtigen Mengele, aber Regisseur Kirill Serebrennikov zeigt auch, dass Mengele im Deutschland der 50er nichts zu befürchten hatte.

Hier zeigt DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE auch, dass die meisten Deutschen keine Reue zeigen, sondern vergessen wollten. Denn die Familie, explizit der Bruder (David Ruhland) bat Josef, zuhause in Günzburg zu bleiben. Da der Vater Karl Mengele (Burghart Klaußner) die meisten Sozialwohnungen sowie Arbeitsplätze der Gemeinde stellt und regelmäßig Feste veranstaltet, sind die Menschen der Familie Mengele zu Dank verpflichtet und würden Josef nicht verraten. Am Ende ist an der Darstellung mehr dran, als man sich eingestehen will.

Ein Mann sitzt auf dem Beifahrersitz eines Autos und hält sich mit der rechten Hand fest. Er trägt einen hellen Anzug mit feinen Streifen. Das Auto hat eine abgerundete Fensteröffnung und eine glänzende Oberfläche. Im Hintergrund sind unscharfe Bäume und ein Gehweg zu erkennen. [erstellt mit KI]

Das Verschwinden des Josef Mengele ©2025 Lupa Film | CG Cinema | Hype Studios

Das Interessanteste an DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE ist jedoch das Streitgespräch zwischen Josef Mengele sowie seinem Sohn Rolf Mengele (Maximilian Meyer-Bretschneider). Hier kommt es zu den wenigen, sowie fast einzigen Momenten, in denen der Nazi-Verbrecher mit seinen Taten konfrontiert wird. Jedoch kommt dieser Teil im Film zu kurz. Kirill Serebrennikov und Drehbuchautor Olivier Guez hätten diesem Streitgespräch, dieser Konfrontation einen eigenen ausgefeilten Film widmen sollen.

Eine ekelhafte Mitleidsschiene

Doch stattdessen darf August Diehl den Fragen in DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE den Fragen von Maximilian Meyer-Bretschneider geschickt ausweichen, da er sich auf sein Alter und seine Gebrechlichkeit beruft. Er müsse ja nicht immer mit seiner Vergangenheit konfrontiert werden. Hier wird der Film perfide, da versucht wird, Mitleid für Mengele zu erzeugen. Das Ende des Films geht sogar noch einen Schritt weiter und versucht Mengele eine Art Wiedergutmachung zu geben.

Doch, wenn DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE zulässt, dass August Diehl sich gegen die Beweise und Vorwürfe wehrt, erschleicht das Publikum eine Welle der Übelkeit. Denn Mengele stellt sich hier in dem Moment als ein Erlöser der Juden in Auschwitz dar, der sie vor größerem Leid bewahrte. Dass Mengele keine Reue zeigt und zu seinen Taten steht, ist hierbei nicht das Schlimme, da es stimmt. Aber es kommt zu keiner Gegenrede oder einer Darstellung, dass er falsch liegt.

Ein Mann in einem hellen Trenchcoat steht an einem Schalter mit Glasabtrennung. Hinter dem Schalter sitzt ein uniformierter Polizist, der auf einen Ausweis oder ein Dokument schaut. Im Hintergrund sind weitere Personen und eine Tür sichtbar. [erstellt mit KI]

Das Verschwinden des Josef Mengele ©2025 Lupa Film | CG Cinema | Hype Studios

Einzig eine Szene in DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE zeigt ansatzweise die perfide Perversion und die Verbrechen, welche in Auschwitz unter der Leitung von Mengele stattfanden. Doch der Film zeigt die Erschießung von Insassen mit körperlichen Behinderungen und die Konservierung derer Knochen so detailreich, wie es sich nicht einmal Steven Spielbergs SCHINDLERS LISTE getraut hat und erinnert damit vielmehr an Uwe Bolls Triggerfilm AUSCHWITZ, der einfach nur polarisieren wollte.

Zeitsprünge wie in Zeitreisen

DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE präsentiert das Leben auf der Flucht, sowie das Streitgespräch in schwarz-weiß und schafft damit einen eigenen Look, der nicht zu schnell in Vergessenheit gerät. Die Rezipienten fragen sich nur, warum die einzigen Szenen, welche nicht in schwarz-weiß stattfinden, die Szenen mit Mengele im dritten Reich sind. Das Stilmittel dahinter erschließt sich nicht ganz.

Generell ist die Idee der drei verschiedenen Zeitebenen von Mengele gut und könnte Kontext schaffen, aber DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE scheitert krachend bei der Umsetzung. Immer wieder wird zwischen den Ebenen hin und her gesprungen, ohne dass die Zeitebenenwechsel vom Film klar kommuniziert werden. Das schafft bei den Zuschauenden lediglich nur Verwirrung und ist kein interessantes stilistisches Mittel.

Ein Mann steht mit dem Rücken zur Kamera vor einer Wand, an der ein rechteckiger Spiegel mit abgerundeten Ecken hängt. Der Mann ist oben ohne, seine Haare sind kurz und leicht zerzaust. Die Wand ist rau und uneben, der Spiegel zeigt einen Teil seines Oberkörpers und Kopfes. [erstellt mit KI]

Das Verschwinden des Josef Mengele ©2025 Lupa Film | CG Cinema | Hype Studios

Fazit

DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE beginnt mit hohen Erwartungen und versucht am Anfang auch würdig mit der Geschichte umzugehen, jedoch verrennt sich der Film ab einem gewissen Punkt zu sehr. Das hat auch nichts damit zu tun, dass der Film dank Beteiligung von Arte France Cinéma oder der Premiere auf dem Filmfest in Cannes zu artsy ist. Mit dem Gefühl, dass DAS VERSCHWINDEN DES JOSEF MENGELE Mitleid für den gleichnamigen Verbrecher erzeugen will, wird das Publikum jedoch nicht warm.

 

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Originaltitel Das Verschwinden des Josef Mengele
Kinostart 16.10.2025
Länge: 135 minuten
Produktionsland Germany
Genre: Drama | Historie
Regie Кирилл Серебренников
Executive Producer Svetlana Punte
Producer Felix von Boem | Mélanie Biessy | Milos Djukelic | Abigail Honor | Christopher Cooper | Yan Vizinberg | Ilya Stewart | Charles Gillibert | Julio Chavezmontes | Olivier Père | Aleksandr Fomin
Kamera Vladislav Opelyants
Cast August Diehl, Friederike Becht, Dana Herfurth, David Ruland, Carlos Kaspar, Max Bretschneider, Burghart Klaußner, Heinz K. Krattiger, Santino Lucci, Ramiro Lucci, Rodrigo Costa Pereyra, Johannes Hegemann, Sven Schelker, Christoph Gawenda, Mirco Kreibich, Tilo Werner, Láng Annamária, Christoph Gawenda, Falk Rockstroh

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