Review Kurzkritik Fakten + Credits


Der City Hai Filmstill

Der City Hai ©StudioCanal Deutschland

Wir befinden uns mitten in einer Zeit, in der wir uns gerne auf vergangene Tage besinnen. Mit etlichen globalen Krisen, die uns jeden Tag begegnen, wünschen wir uns in die Zeit zurück, in der alles scheinbar leichter war. Wir sprechen dabei von Retro. Ein Jahrzehnt, dass besonders von dem Retro-Phänomen betroffen ist, sind die 1980er Jahre. Für die Filmwelt war es das Jahrzehnt der Science-Fiction, des Horrors und der Actionfilme. Kultfilme wie TERMINATOR, PREDATOR oder CONAN haben das Licht der Welt erblickt und eine breite Zuschauerschaft in den Genre-Film eingeführt. So unterschiedlich diese drei Filme sein mögen, haben sie doch eins gemeinsam, einen ehemaligen österreichischen Bodybuilder in der Hauptrolle, der später Gouverneur von Kalifornien werden sollte. Die Rede ist dabei von Arnold Schwarzenegger, dem Prototypen des Actionstars. Im folgenden Text möchte ich euch, am Beispiel von DER CITY HAI zeigen, warum die romantische Verklärung vergangener Jahrzehnte auch sehr kritisch beobachtet werden muss.

Darum geht es…

Nachdem der FBI-Agent Mark Kaminski (Arnold Schwarzenegger) aus dem Dienst entlassen wurde, lebt er ein ruhiges Leben als Sheriff in einer Kleinstadt. Nachdem die Mafia in Chicago aber einen wichtigen Zeugen entführt und den Sohn eines Ermittlers getötet hat, nimmt dieser Kontakt zu Kaminski auf. Kaminski zögert zuerst, doch willigt dann ein. Er soll die Mafia infiltrieren und von innen zerstören. Dabei kommt es aber anders als geplant. Der muskulöse Polizist schafft es zwar in die Reihen der Verbrecher aufgenommen zu werden, er wird aber vom Gangmitglied Max Keller (Robert Davi) kritisch beäugt. Dieser setzt die schöne Monique (Kathryn Harrold) auf Kaminski an, die ihn verführen soll, um so an Informationen über seine Vergangenheit zu kommen. Es entsteht ein Netz von Misstrauen, Intrigen und Verrat, dessen Fäden der ausgefuchste Ermittler in der Hand hält.

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Kritik:

In DER CITY HAI sehen wir Arnie in seiner Paraderolle. Er verkörpert einen muskulösen Actionhelden, der sich im Zweifelsfalle aus einer schwierigen Situation rausballert. In den Szenen, in denen er stoisch den Abzug seiner Waffe bedient und die Verbrecher das Fürchten lehrt, schafft er es auch durchaus zu überzeugen. Nun kommt allerdings ein großes „aber“ angeflogen. Mitte der Achtziger war noch nicht die Zeit, in der Schwarzenegger mit seinem Schauspiel überzeugen konnte. Zum Zeitpunkt dieses Films war er der schweigsame TERMINATOR, eine Maschine, von der kein großartiges Schauspiel benötigt wurde. Auch in CONAN und RED SONJA hat er eher durch seine Physis, als durch sein darstellerisches Talent überzeugt. In den Neunzigern hat Schwarzenegger mit Filmen wie LAST ACTION HERO und TRUE LIES gezeigt, dass er auch spielen kann, in diesem Film ist es allerdings noch nicht ganz der Fall.

Der City Hai Filmstill

Der City Hai ©StudioCanal Deutschland

Schwarzenegger dient lediglich als Publikumsmagnet. Es kommt im Film immer wieder zu Situationen, in denen er einen cleveren Cop verkörpern soll, der die Pläne seiner Widersacher sofort durchschaut. Leider wirkt Mark Kaminski durchgehend dusselig, man nimmt ihm seine Cleverness zu keinem Zeitpunkt ab, stattdessen wirkt es eher so, als würde er von einem glücklichen Zufall in den nächsten stolpern und diese als seinen Verdienst verkaufen. In diesen Situationen beginnt die Hauptfigur unglaublich unsympathisch zu werden. Vermutlich hat Schwarzenegger versucht seiner Figur eine gewisse Coolness zu geben, kommt aber eher arrogant rüber. Gerade in der Retroperspektive fällt es sehr schwer, einen Bezug zur Hauptfigur zu finden. Es gibt keinerlei Identifikationspunkte, die man mit Mark Kaminski finden könnte. Er ist ein ätzender Typ, mit dem man nichts zu tun haben möchte.




Spannende Action, oder langweilige Massenware?

Regisseur John Irvin versucht uns mit DER CITY HAI eine interessante Geschichte zu erzählen, in der man nie so wirklich weiß, was die einzelnen Figuren planen. Unglücklicherweise ist ihm dies nicht so recht gelungen. Statt einem spannenden Film über die Mafia, sehen wir eine konfuse Geschichte über einen Polizisten, der sich ohne Sinn und Verstand durch seine Gegner schießt. Leider zündet dabei die Action, die den Film eigentlich unterhaltsam machen sollte, nicht wirklich. Wenn sich Arnie im Schlagabtausch mit seinen Kontrahenten befindet, sieht man ganz klar, dass die Schläge nicht treffen. Zusätzlich finden innerhalb der Kämpfe sehr viele Schnitte statt, wodurch die Schläge ins Leere kaschiert werden sollen, aber noch mehr Chaos entsteht. Auch die Schusswechsel haben keinerlei Wucht. Arnie schießt, Schnitt auf das Ziel, Blutspritzer, Mafioso sackt in sich zusammen.

Der City Hai Filmstill

Der City Hai ©StudioCanal Deutschland

Das Schlimmste dabei ist der locker-leichte Einsatz von Polizeigewalt, den man in den Achtzigern gerne mal in Filmen gesehen hat. Zu Beginn des Films kommt heraus, dass Kaminski einen Verbrecher getötet hat und deswegen aus dem Dienst suspendiert wurde. Der Film zeigt uns hier allerdings nicht, dass es sich dabei um ein Verbrechen des Polizisten handelt. Er sucht die Schuld bei dem Anwalt, der ihn verklagt hat. Es kommt immer wieder zu Situationen, in denen der Polizist zu übertriebener Gewalt greift. Häufig geht es nicht mal darum sich Verteidigen zu müssen. Shoot first, ask later. Diese beiläufige Legitimierung von Polizeigewalt ist vermutlich gefährlicher als jeder noch so blutige Horrorfilm. Dem Publikum wird gezeigt, dass es schon in Ordnung ist, wenn ein Polizist auch mal zu unkonventionellen Befragungsmethoden greift. Heute würde ein Film wie DER CITY HAI sehr wahrscheinlich für einen Shitstorm sorgen. Glücklicherweise hat sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt. Nicht alles aus den Achtzigern lohnt sich zurückzuholen.

Fazit:

DER CITY HAI ist einer dieser Filme, an denen der Zahn der Zeit genagt hat. Vermutlich wird es von Jahr zu Jahr schwieriger werden dem Film noch etwas abzugewinnen. Der Film zeigt uns Arnold Schwarzenegger zu Beginn seiner Schauspielkarriere. Leider fehlte es dem Österreicher zu dem Zeitpunkt noch an schauspielerischem Können. Man muss ihm lassen, dass er es in den folgenden Jahren geschafft hat zu einem ernstzunehmenden Darsteller zu werden. Dieser Film zeigt uns, dass Retro zwar Spaß machen kann, aber nicht unbedingt muss. John Irvin hat hier einen wahnsinnig unübersichtlichen Film inszeniert, in dem Polizeigewalt zelebriert wird. Man muss solche Filme natürlich in einem zeitlichen Kontext sehen, dennoch gab es auch in den Achtzigern und auch vorher Filme, die solche Fehler umgehen und zu zeitlosen Klassikern geworden sind.

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