Von atmosphärischen Stummfilmklassikern über einen Stop-Motion-Albtraum bishin zu modernen Horrorperlen erstreckt sich das nachfolgende Sammelsurium über zehn Gruselfilme, die gerade zu Halloween, aber auch darüber hinaus mehr Aufmerksamkeit verdient haben! Entstanden ist eine persönliche Liste an allerlei Subgenre durchstreifenden Filmempfehlungen, für alle, die zwischen der Wiederholung von A NIGHTMARE ON ELM STREET und dem neusten Ableger des SCREAM-Franchises nach ungewöhnlicher, schauriger Abwechslung suchen.


Filmposter Vampyr

10) Vampyr – Der Traum des Allan Grey

Öfter als in den eingeblendeten Berichten über titelgebende Blutsauger liegen die Geheimnisse in den stimmungsvollen Bildern Dreyers filmischen Horrorurgesteins. In den wehklagenden Gesichtern, den Schatten umspielten Räumen und Landschaften, dem eigenwilligen Treiben der Figuren. Deren Stimmen und andere Töne noch nachrangig schnüren allen voran Musik und Bildgestaltung die Spannung des Tonfilm-Einstandes, der sich in seinen technischen Raffinessen und Spielereien stets sein umtriebiges Mysterium behält.


Filmposter Der Fuhrmann des Todes9) Der Fuhrmann des Todes

Victor Sjöströms DER FUHRMANN DES TODES über einen gespenstischen Kutscher, der einem Mann dessen bedrückendes Leben vorführt, ist ohne Frage einer der Klassiker des schwedischen Kinos schlechthin. Seine Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Selma Lagerlöf, in der er selbst die Hauptrolle übernahm, ist auch über hundert Jahre später noch ein eindrucksvoll bebildertes und atmosphärisch dichtes Stummfilm-Meisterwerk.


Filmposter Die Teuflischen8) Die Teuflischen

Um sich gegen einen gewalttätigen, misogynen Internatsleiter zur Wehr zu setzen, schließen sich zwei ihm nahestehende Frauen zusammen. Ihr Plan setzt in Henri-Georges Clouzots zermürbenden Psychothriller eine Kette unheilvoller Ereignisse in Gang. In diese weben sich nach und nach einschnürende Horrorelemente, die nicht nur einzelne Figuren, sondern auch die Handlung und Bilder noch diabolischer erscheinen lassen. Eine durchgetaktete Krimierzählung, unheimliche Figurenpräsenz und fiese Entwicklungen fusionieren zu einem nervenaufreibenden Klassiker der 50er!


Filmposter Augen ohne Gesicht7) Augen ohne Gesicht

Georges Franjus Gruselklassiker über einen Chirurgen, der versessen darauf ist, das entstellte Gesicht seiner Tochter zu korrigieren, taucht in atmosphärischen Schwarzweiß-Bildern in die Abgründe seiner Figuren und deren Machenschaften ein. Nach und nach entfalten sich dabei zermürbende Figurenbeziehungen und tragische Charakterdramen zu einem Horrorkrimi mit seinerzeit schockierend expliziten Operationsszenen, gespenstischer Filmmusik, ausdrucksstarken Blicken und symbolreichen Aufnahmen.


Filmposter Kwaidan6) Kwaidan

Ein verarmter Samurai, ein Holzfäller im Schneesturm, ein blinder Mönch und ein Krieger spielen jeweils die Hauptrolle in Masaki Kobayashis dreistündiger Horrorfilm-Anthalogie. Vier Kurzgeschichten mit detaillierter Ausstattung erwachen vor theaterhaften Kulissen zum Leben und geben fesselnde albtraumartige Einblicke in japanische Geistergeschichten. Leider wie viele Filme des japanischen Meisterregisseurs in Deutschland bisher unveröffentlicht, aber durchaus einen Import wert.


Filmposter The Wolf House5) The Wolf House

In ihrem einprägsamen Debüt folgen die chilenischen Filmemacher Cristobal León und Joaquín Cociña einer Frau, die der Colonia Dignidad entkommt. Sind die wahren Berichte aus der christlichen Sekte und den dort stattgefundenen Misshandlungen schon schaurig genug, werden die Indoktrination und Folgen der Flucht in THE WOLF HOUSE zu einem ruhelosen, surrealistischen Albtraum. Zu einem unaufhaltsamen Bilderstrom, in dem sich Figuren und Gegenstände ruhelos verformen, Angstzustände überlagern und sich das Schreckenspotential von Stop-Motion-Filmen einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellt.


Filmposter Only Lovers Left Alive4) Only Lovers Left Alive

Zuletzt sind es Yasmine Hamdans romantisch-melancholische Töne, welche nicht nur Tom Hiddlestons Charakter Adam, sondern auch das Publikum in Trance versetzen. Zuvor sind es noch viele Dinge mehr: das unterkühlte und dennoch eindringliche Schauspiel, der hinreißende Soundtrack, die hypnotischen Bilder. Der entschleunigte Rhythmus. Das Stillstehen und Gleiten der Kamera. Die subtilen, aber wirkungsvollen Emotionen. All das macht ONLY LOVERS LEFT ALIVE zu einer stimmungsvollen und traurigschönen Elegie, die, obwohl Vampire im Mittelpunkt stehen, einiges über Menschen zu erzählen hat.


Filmposter Earwig3) Earwig

Ein verlassenes Haus, mysteriöse Anrufe und Zähne aus Eis: Lucile Hadzihalilovic Verfilmung des gleichnamigen Romans von Brian Catling ist ein ungewöhnliches, aber unheimlich atmosphärisches Gruseldrama. Eindeutige Antworten auf die rätselhaften Geschehnisse findet der Film dabei ebenso wenig wie Jumpscares und eine konventionelle Spannungskurve. Stattdessen erkundet er den Alltag der jungen Hauptfigur genauso gewissenhaft wie das Innenleben des Hauses, welches das Mädchen nicht verlassen darf. Worte des Romans in den nasskühlen und geheimnisvollen Bildern unbestreitbar zu Eigen gemacht, entfaltet sich ein gemächliche, schummrig-märchenhafte Erzählung.


Filmposter Possessor2) Possessor

Acht Jahre nach seinem Langfilmdebüt ANTIVIRAL inszenierte Brandon Cronenberg mit Possessor seinen zweiten abendfüllenden Spielfilm. Einen entschleunigten und gewissenhaft inszenierten Sci-Fi-Body-Horror über eine Agentin, die mittels dystopischer Technologie in die Körper anderer Menschen eindringen kann. Düster und  blutspritzend entwirft sich eine nervenzermürbende Geschichte, präzise gefilmt und von Andrea Riseborough und Christopher Abbott packend dargestellt. Deutlich reifer und ernsthafter als sein diesjähriger Berlinale-Beitrag INFINITY POOL.


Filmposter A Girl Walks Home Alone At Night1) A Girl Walks Home Alone at Night

Angesiedelt ist Ana Lily Amirpours düster-romantisches Debüt in einer fiktiven iranischen Stadt, die von den Figuren wiederholt Bad City genannt wird. Durch deren nächtlich verlassene Straßen streifen allerhand eigenwillige nebulöse Gestalten. Eine von ihnen ist eine junge, namenlose Frau, die im Verborgen ihr Leben als Blutsaugerin lebt. Hinreißende Schwarzweiß-Aufnahmen beobachten ihre nächtlichen Begegnungen, Rache- und romantische Gelüste sowie blutspritzende Zuspitzungen. Amirpours abendfüllendes Erstlingswerk ist eine moderne Horrorfabel mit Westernanleihen und fabelhaften Soundtrack, aus welcher morbide wie hypnotische Einzelmomenten ragen, – angenehm entschleunigt, feministisch und gespenstisch.