Review Kurzkritik Fakten + Credits
Der fast vierzig Jährige Marc-Uwe Kling ist auf Berliner Bühnen ein gern gesehener Gast. Als Kabarettist versucht er seit 2003 die Menschen zu begeistern und unterhalten. Seinen großen Durchbruch hatte er jedoch nicht bei einem dieser Auftritte, sondern im Radio, wo seit 2008 wöchentlich die Comedy-Serie „Neues vom Känguru“ zu hören war. Dies waren witzige Kurzgeschichten über den Autor und seinen Mitbewohner, ein Nirvana und Schnapspralinen liebendes Känguru, dass die kommunistische Position vertritt.
Aus diesem Erfolg entstand schließlich die Känguru-Trilogie, bestehend aus den Bänden DIE KÄNGURU-CHRONIKEN, Das Känguru-Manifest sowie die Känguru-Offenbarung. Zudem erschien als kleine Zugabe noch Die Känguru-Apokryphen. Die Kurzgeschichten beinhalten häufig Anspielungen auf den Vietcong, die DDR, die Geschichte der kommunistischen Ideologie, Politik und Zeitgeschichte. DIE KÄNGURU-CHRONIKEN ist somit die entsprechende Verfilmung zum gleichnamigen Buch.
Ein Känguru stellt sich vor..
Der erst seit kurzer Zeit in Berlin lebende Kleinkünstler Marc-Uwe ist als eher faul, unmotiviert und ziellos anzusehen, denn sein Tagesablauf entspricht einem arbeitslosen Nichtsnutz, der sich den ganzen Tag auf seiner faulen Haut ausruht und erst spät am Tag aufsteht. Eines Tages jedoch stellt ein Besucher sein Leben auf den Kopf. Als es klingelt öffnet er die Tür und vor ihm steht ein Känguru – das Känguru. Dies ist gerade gegenüber eingezogen und möchte gern Eierkuchen machen, doch fehlen ein paar elementare Zutaten. Nachdem sich das Känguru in mehreren überfallartigen Besuchen alle Zutaten zusammen ergaunert hat, stellt es fest, dass es gar kein Herd hat und verlegt sein Frühstück kurzer Hand auf Marc-Uwes Wohnung. Als die Polizei dort plötzlich auftaucht, versteckt es sich und zieht kurzer Hand danach, ohne groß zu fragen einfach bei dem Autor ein. In der nun entstandenen Wohngemeinschaft geht es immer wieder drunter und drüber…
Humor bis zum Abwinken
DIE KÄNGURU-CHRONIKEN waren mir bis zum Zeitpunkt dieses Films nicht bekannt, doch nun ist der Reiz groß sich einmal mit den früheren Werken genauer auseinander zu setzen. Obwohl die ersten Teaser und Trailer nicht gerade vielversprechend waren und lauter Fragezeichen in den Köpfen der unwissenden hinterlassen haben, zeigt das Werk doch von Anfang an einen gewissen Charme und eine völlig eigenen Dynamik. Hier findet sich ein breites Sammelsurium an Gags vor, die wie ein Maschinengewehr in kürzester Zeit abgefeuert werden und weitestgehend mit tollen Pointen aufwarten.
Die Witze werden in unterschiedlichster Form eingebunden. Einige finden in Form eines Running-Gags Zugang zum Film, andere wiederum basieren auf Charaktereigenschaften, Selbstironie, Slapstick und Schlagfertigkeiten und werden direkt und ohne Umschweife gebracht. Ungeachtet der seltsamen Tatsache, dass ein sprechendes Känguru die Hauptfigur eines an sich realen Films ist, sitzen viele der Witze auf den Punkt und schaffen es auch das Publikum mit sich zu reißen. Der erzielte Scherz basiert fast ausschließlich auf einem kurzen Dialog-Intermezzo der beiden Hauptfiguren.
Hübchen mischt die Stimmung auf
Doch gibt es noch etwas anderes als die vielen humoristischen Einlagen, die diesen Film auszeichnen? Tatsächlich eher nicht. Sobald Dani Levy versucht eine Story zu integrieren, versagen DIE KÄNGURU-CHRONIKEN auf ganzer Länge. Diese ist unkreativ, unspektakulär und auch visuell nicht unbedingt ansehnlich. Vielmehr lebt die gesamte Geschichte aus dem Moment heraus und macht sich die einzelnen starken Szenen zu Nutze. Diese werden natürlich von den beiden Hauptdarstellern getragen, aber auch von einem wieder mal großartigen Henry Hübchen, der völlig zurecht ein deutsches Schauspieljuwel ist. Zwar ist ungewiss ob eine kontinuierliche Aneinanderreihung von episodenhaften Komikeinlagen funktionieren würde über die Länge eines gesamten Films, doch war es genau das, was begeistern konnte. Sehr schade daher, dass auf einige Witze des Buchs verzichtet wurde, angesichts der Einbindung einer völlig nutzlosen Geschichte.
Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Für eine deutsche Produktion muss die Computeranimation des Kängurus äußerst gelobt werden. Während üblicherweise die Animationen in diesem Land deutlich zu wünschen übriglassen, wirkt dieses Tier weitestgehend fehlerfrei gelungen zu sein. Zwar gibt es vereinzelt Momente, die kleinere Schwächen aufweisen, doch fallen diese nicht so sehr auf wie es zu erwarten war. Die Interaktion mit diesem animierten Lebewesen funktioniert stets einwandfrei, weshalb hier auch ein Lob an Dimitrij Schaad rausgehen muss.
Muss das wirklich sein?
Zudem werden einige Passagen durch einen Off-Dialog begleitet, vor allem im Intro und Outro. Die Story wird vorgetragen in der Form einer vergangenen Geschichte, die ein reales Ereignis präsentiert. Außerdem werden visuelle Stilmittel genutzt wie das Stoppen und Vor- bzw. Zurückspulen des Bildes, womit stets klar ist, dass die beiden Protagonisten sich dessen bewusst sind, dass sie als Teil eines Films gelten und somit in gewisser Form die vierte Ebene durchbrechen und direkten Kontakt mit dem Zuschauer aufnehmen.
Sind die Vorurteile gegenüber DIE KÄNGURU-CHRONIKEN nun also berechtigt? Nur teilweise will ich meinen, denn inhaltlich kann der Film absolut nicht glänzen. Übertreibungen und daraus folgende Langeweile stellen sich ein. Doch ist das nur etwa die Hälfte des Werks. Die andere Hälfte hingegen funktioniert einwandfrei, macht Spaß, unterhält in vollem Umfang und zieht die Zuschauer mit sich. Für einen lustigen Abend also eine geeignete Alternative, die einmal etwas andere Ideen der Komik auf den Plan ruft, als man es üblicherweise gewohnt ist.
Wie hat Dir der Film gefallen?