Näher waren die Jungdetektive aus Hamburg einem ihrer amerikanischen Vorbilder wohl noch nie. Statt Matera in Süditalien oder der norwegischen Storseisund-Brücke gibt es bondartige Locations aus den Regionen: Rügen, Bremerhaven, Amrum. Und nicht nur das, auch die Introsequenz und jugendfreie Actionsequenzen eifern dem ganz großen Agentenfilm nach und wecken nicht nur im Ansatz Erinnerungen an 007 oder MISSION IMPOSSIBLE. Christian Theedes neuester Kinofilm nach etlichen Fernsehproduktionen hat im Gegensatz dazu keinen Mittfünfziger zur Hauptperson, sondern ist die Fortsetzung einer der bekanntesten Kinder- und Jugendserien Deutschlands.
Seit 1999 ermitteln DIE PFEFFERKÖRNER überwiegend in der Hamburger Speicherstadt. Sie sind, gemäß ihres Introsongs, stets da, wo keiner sucht und immer auf der Spur von Gangstern und Verbrechern. In Hinblick auf die lange Laufzeit der mehrfach mit dem Goldenen Spatz ausgezeichneten Serie kommt es regelmäßig zum Generationenwechsel. Alte Ermittler*innen ziehen um, trennen ihre Wege und übergeben den Staffelstab an ein neues Team. DIE PFEFFERKÖRNER UND DER SCHATZ DER TIEFSEE ist der zweite Spielfilm des überschaubaren Franchises und zugleich der Einstand für einige Schauspieler*innen der elften Generation.
Für Tatort-Regisseur Theede traten also nicht nur die aus dem deutschen Film und Fernsehen bekannten Darsteller*innen wie Anna Böttcher (CORTEX), Inga Busch (BIBI BLOCKSBERG) und Max Riemelt (NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER, MATRIX: RESURRECTIONS) vor die Kamera, sondern ebenso etliche Jungdarsteller*innen wie Emilia Flint (zuvor bereits in DIE PFEFFERKÖRNER UND DER FLUCHT DES SCHWARZEN KÖNIGS), Caspar Fischer-Ortmann und Linda Madita.
Darum geht es…
Sommerferien für Jungdetektive. Alice besucht ihren Freund Tarun in Nordirland doch für Erholung ist keine Zeit. Erst wird Taruns Mutter, eine vielbeschäftigte Meeresforscherin, auf ihrer Forschungsstation überfallen, später, während Arbeiten an der mecklenburgischen Meeresküste, sogar entführt. Die beiden Freunde wollen Licht ins Dunkle bringen und erhalten unerwartete Unterstützung von den Geschwistern Johnny und Clarissa und Fischerstochter Hanna. Was sie entdecken, demaskiert einen Verschmutzungsskandal. Offenbar entsorgt Müllunternehmer Robert Fleckmann kostengünstig seinen Müll im Meer und ist außerdem an einer geheimen Forschung interessiert, die die Zukunft der Ozeane beeinflussen kann. Die neu gefundenen Freunde beginnen in alle Richtungen zu ermitteln und arbeiten dazu unter anderem mit einer exzentrischen Privatdetektivin zusammen. Schließlich müssen sie feststellen, dass die finsteren Machenschaften schon in den Reihen der Forschenden ihren Anfang nehmen …
Rezension
Die Agenda des Films folgt ganz unverkennbar der allgegenwärtigen Umweltproblematik und der Dringlichkeit des Klimaschutzes, die vor allem in den letzten Jahren und durch junge Aktivist*innen an wichtiger Präsenz in gesellschaftlichen Diskursen gewann. DIE PFEFFERKÖRNER UND DER SCHATZ DER TIEFSEE ist natürlich keine ausdifferenzierte und wissenschaftliche Ausführung des Themas, verpackt die zeitgenössischen und stetig drastischer werdenden Probleme, das junge Engagement und verschiedene Sichtweisen auf die gegenwärtige Situation in einen kompakten Krimithriller auf Augenhöhe seines Zielpublikums. Die Botschaft ist deutlich, nicht zuletzt setzt auch die DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung auf eine umweltfreundliche Papierverpackung sowie weitere Aufklärung im Themengebiet.
Von der Hamburger Jungdetektei zum Umwelt-Aktivismus
Dass die einfache Geschichte dabei nicht für jede Altersgruppe einen Mehrwert bietet, kann während anderthalbstündiger Laufzeit zu Genüge festgestellt werden. Die Dialoge ergeben sich selten natürlich, sondern werden für die Handlung künstlich vorangetrieben, was auch hin und wieder die Zusammenfassung des Falls bis zum aktuellen Zeitpunkt beinhaltet. Außerdem sind die Geschehnisse zu Gunsten der Geschichte vereinfacht und zugleich auffällig konstruiert, fragwürdige Arten und Weisen der Informationsbeschaffung erhalten nur bedingte Reflektion und Charakterentwicklungen und -bindungen, sowie die Peformances einzelner Darsteller*innen sind entweder ausdruckslos und steif oder doch zu sehr auf die Spitze getrieben. Wirklich abheben von vielen seiner Genrevertretern wie FÜNF FREUNDE, TKKG oder auch MAX UND DIE WILDE SIEBEN kann er sich damit nicht.
Wo die Stunts statt mit einem Waffen ausgerüsteten Auto noch auf einem Bike stattfinden und der Bösewicht genauso überdramatisch aufspielen darf wie vergangene Bond-Rivalen, schafft es DIE PFEFFERKÖRNER UND DER SCHATZ DER TIEFSEE das Thema Klimaschutz und auch Klimaaktivismus als mehrdimensionales Konstrukt darzustellen, welches beispielsweise die Sichtweise existenzbedrohter Fischer*innen und einen Blick auf die Gewalt von Hassnachrichten gegen Aktivist*innen zulässt. Diese Themen bewegen sich ähnlich der musikalischen Untermalung nicht zurückhaltend oder ganz klischeefrei, vermitteln aber ein zumindest im Ansatz facettenreiches Bild der aktuellen Debatte.
Fazit
Mit den kinoreifen Locations aus der Region übernimmt das neueste Abenteuer der Pfefferkörner die visuellen Stärken großer Agentenfilmen, in seiner konstruierten und vereinfachten Handlung dann auch häufige Schwächen dieser. Zielgruppengerecht aufbereitet bietet DIE PFEFFERKÖRNER UND DER SCHATZ DER TIEFSEE entsprechende Krimiunterhaltung mit umweltaktivistischen Zwischentönen und klarer Botschaft. Hochwertig produziert reiht sich der Film damit zwischen vielen Detektivverfilmungen der letzten Jahre ein und kann die weit über hundert Einzelfälle im Serienbereich zumindest in Sachen Bildgewalt übertrumpfen. Erfahrenere Zuschauer*innen sollten sich jedoch sowohl zur Informationsbeschaffung als auch für waschechte Thrillerkost anderweitig Programm verschaffen.
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Originaltitel | Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee |
Kinostart | 30.09.2021 |
DVD/Blu-ray – Release | 17.03.2022 |
Länge | ca. 94 Minuten |
Produktionsland | Deutschland |
Genre | Action | Abenteuer | Komödie | Familie |
Verleih | Wild Bunch |
FSK |
Regie | Christian Theede |
Drehbuch | Dirk Ahner |
Produzierende | Helge Albers | Puja Bahrami | Holger Ellermann | Sonja Ewers | Katy Jackson | Kevin Jackson | Ole Kampovski | Jan Kremer | Sandra Le Blanc-Marissal | Michael Lehmann | Christoph Liedke | Vivien Muller-Rommel | Kerstin Ramcke |
Musik | Cornelius Renz | Mario Schneider |
Kamera | Matthias Fleischer |
Schnitt | Martin Rahner |
Besetzung | Rolle |
Emilia Flint | Alice |
Caspar Fischer-Ortmann | Tarun |
Leander Pütz | Johnny |
Charlotte Martz | Clarissa |
Linda Madita | Hanna |
Myriam Abbas | Jaswinder |
Badasar Colbiyik | Kapitän |
Max Riemelt | Oliver |
Sonja Gerhardt | Patrizia |
Heino Ferch | Robert Fleckmann |
Anna Böttcher | Gertrud Silber |
Inga Busch | |
David Bredin | Wagner |
Jens Münchow | Borklund |
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