Ein Mann namens Otto

Langreview English Version Fakten & Credits

Doppelt nominiert bei den Oscars®, ausgezeichnet als beste Filmkomödie und einer der erfolgreichsten Filme seines Landes: Die Rede ist nicht von EIN MANN NAMENS OTTO, sondern vom schwedischen Original EIN MANN NAMENS OVE, welches 2015 auf Basis des gleichnamigen Romans das internationale Publikum begeisterte. Nach IMDb Angaben war Hannes Holms Interpretation zudem auch der erfolgreichste internationale Start in den USA im gleichen Jahr. Die berechtigte Frage ist nun also: Warum bekommen wir ein US-Remake dieses wunderbaren Films? Ganz einfach: Weil es möglich ist und man damit auch ein zweites Mal viel Geld verdienen kann. Auch wenn es sich hierbei lediglich um eine spekulative Annahme handelt, so hat Mitproduzent Nicklas Wikström Nicastro, der auch schon an der schwedischen Variante beteiligt war, keine alternative Erklärung abzugeben und Presseinformationen verweisen sogar in diesem Zusammenhang direkt auf Holms Erfolg.

Darum geht es

Otto Anderson lebt allein in seinem Häuschen in einer kleinen abgesperrten Straße mit nur wenigen Nachbarn. Seit Jahren schon verfolgt er die immer gleichen Alltagsroutinen, zu denen auch ein scharfer Blick auf Recht und Ordnung gehört. Als Griesgram bekannt, wird er von anderen Leuten gemieden. Im Grunde gibt es nichts mehr für ihn, was sein Leben lebenswert macht. Nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau sehnt er sich lediglich an ihre Seite zurück. Als er sich jedoch selbst ein Ende bereiten möchte, schlägt dieses fehl und es bringen ihn nicht nur die mangelnde Qualität heutiger Produkte zur Weißglut, sondern auch seine neuen Nachbarn, die es nicht einmal schaffen ein Auto mit Anhänger vernünftig einzuparken. Nachdem er ihnen einmal aus Frust geholfen hat, wird er plötzlich immer wieder um Hilfe gebeten und erhält kleine versöhnliche Dankeschön. Otto bekommt unbeabsichtigt eine neue Aufgabe im Leben. Doch kann diese die Sehnsucht zu seiner Herzensdame Sonya beschwichtigen?

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Rezension

Was soll man zu einem Film sagen, den es in genau gleicher Form bereits gibt? Die Handlung ist im Grunde eine 1:1 Kopie und da EIN MANN NAMENS OVE wirklich wunderbar herzlich, miesepetrig und sarkastisch war, trifft dies natürlich auch jetzt zu. Die Unterschiede sind so marginal, dass man sie regelrecht suchen muss, und beschränken sich im Wesentlichen auf den Namen des Protagonisten und Dinge wie Automarken. Dennoch bekommen wir mit 127 Minuten Spieldauer nun 11 Minuten mehr Film, die jedoch kaum spürbar sind. Unabhängig der früheren Verfilmung betrachtet sei jedoch erwähnt, dass die Geschichte uns auf eine sehr humorvolle, liebevolle und besonne Art zeigt, wie kompliziert ein Leben sein kann und das oberflächliche Wahrnehmungen häufig nicht dem entsprechen, was wirklich in einer Person steckt. Damit basiert die Handlung auf einer sehr simplen, aber nicht weniger wichtigen Moral. Gen Ende hin schafft es auch das Remake Freudentränen in die Augen zu treiben.

Interessant wird jedoch ein Blick auf die Besetzung des mehrfachen Oscar® Gewinners Tom Hanks, der es in diesem Jahr ironischerweise auf ganze drei Nominierungen bei der Goldenen Himbeere (dem „Anti-Oscar®“) bringt (allerdings für die Filme ELVIS und PINOCCHIO). Grundsätzlich steht dem Publikumsliebling der Mantel des alten verbitterten Mannes, der als Nachbarschaftsschreck die ansässigen Menschen terrorisiert. Doch zeichnet sich deutlich ab, dass Hanks Figur viel mehr verbittert und bemitleidenswert erscheint, wodurch sich der Grundcharakter von EIN MANN NAMENS OTTO gegenüber der Vorlage leicht verändert und die Sympathien des Publikums nicht in einen solch kontroversen Widerspruch geführt werden. Verknüpft mit seinem Aussehen (vorbildlich gekleidet, kurz geschorene Haare) wird sogar der Eindruck erzeugt, dass Forrest Gump den Weg zurück auf die Leinwände gefunden hat und nach dem Verlust von Jenny nun endgültig einen Abschluss erzwingen will.

Wir brauchen noch mehr große Karren

Neben natürlich einem etwas besseren Color Grading, einer etwas moderneren Kameraarbeit und vor allem einer überarbeiteten Songauswahl, die sich erheblich unterscheidet, aber doch auch treffend gewählt ist, gibt es lediglich eine Sache, die wirklich erwähnenswert ist: Die amerikanisierte Verzerrung eines vernünftigen Lebensbildes. So erwirbt die Figur von Tom Hanks im Laufe der Handlung ein neues Auto, welches fernab jeglicher Vernunft liegt. Das Problematischste daran ist jedoch, dass die großzügige Spende des Autos an eine junge Familie mit den Worten begleitet wird: „This is living“, und damit ein erschreckendes darauf Bild entwickelt, welche Werte wirklich zählen sollen.

Fazit

Dir hat EIN MANN NAMENS OVE gefallen? Dann schau dir EIN MANN NAMENS OTTO nur an, wenn du Lust auf einen Rewatch hast. Du kennst den ersten Film nicht? Dann schau dir diesen an! Dass Remake des erfolgreichen schwedischen Films hat nicht mehr und nicht weniger zu bieten als das Original, zeigt Freude und Leidenschaft, Liebe und Herzlichkeit und einen charmanten, lakonischen Humor. Tom Hanks passt wunderbar als Protagonist, auch wenn seine Art etwas mehr Verbitterung und Verzweiflung ausstrahlt und daher ein wenig die missmutige und gemeine Art fehlt – denn mal ganz ehrlich: Wie könnte Hanks jemals einer Fliege etwas zu Leide tun? Somit bleibt jedoch das unangenehme Stigma, dass Produzent Nicklas Wikström Nicastro die Kuh einfach noch mehr melken will und aus dem internationalen Publikum auch den letzten Cent an der Kinokasse herauszuquetschen versucht. Absolut unnötig.

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