crunchysnacks.de


Langreview Kurzkritik English Version Fakten + Credits


Guglhupfgeschwader

Guglhupfgeschwader ©2022 Constantin Film

Es ist bereits das achte Mal, dass sich Ed Herzog der Weiterführung der sogenannten „Eberhofer Krimis“ widmet. Basierend auf den erfolgreichen Romanen von Rita Falk haben sich die beiden Hauptdarsteller Sebastian Bezzel und Simon Schwarz sowie viele liebenswerte Nebenfiguren bereits in die Herzen Süddeutschlands gespielt und erobern zunehmend auch die sonstigen Regionen des Landes. So konnten mit dem letzten Film der Reihe KAISERSCHMARRNDRAMA weit über 10 Millionen US-Dollar Umsatz generiert werden und mehr als eine Millionen Fans suchten ihr lokales Kino auf. Laut der Augsburger Allgemeinen haben Medienforscher der Universität Würzburg diesbezüglich eine Studie durchgeführt, die unter anderem die Motive des Publikums untersucht hat, warum Heimatkrimis so beliebt sind. Das Ergebnis der Studie seien vor allem die Aspekte „Ästhetik“ und „Habitualisierung“, aber auch der Wunsch danach selbst auf die Stimmungsregulierung einzuwirken.[1]

Darum geht es

Nach langer harter Arbeit ist es endlich so weit: Franz Eberhofer soll für sein Dienstjubiläum eine angemessene Würdigung und Ehrung erhalten. Das schmeckt Rudi jedoch so gar nicht. Statt sich also auf den besonderen Tag freuen zu können, muss Franz einerseits die Freundschaft mit Rudi wieder geraderücken und andererseits auch noch einen Mordfall im Örtchen aufklären, der ungeahnte Geheimnisse ans Licht bringen soll. Familie, Freunde und Arbeit überfordern den fleißigen Polizisten maximal und so muss er wieder einmal zu ungewöhnlichen Methoden greifen, um es allen gleichermaßen recht zu machen und obendrein seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden. Mehr Informationen finden Sie unter Datenschutzerklärung.
Akzeptieren

Rezension

Die Eberhofer-Saga hat etwas absolut Magisches an sich, denn obwohl es mittlerweile viele Menschen hierzulande gibt, die jegliche Heimatkrimis leid sind, erhalten die Filme immer mehr Aufmerksamkeit – und das völlig zu Recht. Ed Herzog hat etwas geschaffen, was sich vom tristen Allerlei der deutschen Filmbranche abhebt und mit purer Selbstironie die Grundregeln des Genrefilms missachtet. Statt der immer gleichen Krimierzählung zu folgen, wie es aus dem abendlichen TV-Programm der öffentlich-rechtlichen Sender bekannt ist, setzen Rita Falks Geschichten auf drastische Ereignisse, die nur als Nebenhandlung einer nicht endenden Familienstory, versehen mit reichlich Humor, Herzlichkeit und Einfältigkeit dienen. Somit ist die Frage eigentlich nur: Kann auch GUGLHUPFGESCHWADER an dieses Erfolgsrezept anknüpfen, geht man den gleichen Weg weiter oder probiert sich letztlich doch an einer ganz neuen Strategie aus?

Guglhupfgeschwader

Guglhupfgeschwader ©2022 Constantin Film

Viele neugewonnene Zuschauende der letzten Jahre werden mutmaßlich recht enttäuscht sein von der hiesigen Weiterführung, denn auch wenn Sebastian Bezzel so charmant wie eh und je ist, scheint die Luft raus zu sein und die Ideenlosigkeit einzusetzen. Die Krimigeschichten selbst waren zwar noch nie wirklich spannend und mitreißend, doch zumindest hat man nicht davor gescheut, eiskalte Brutalität walten zu lassen, einfallsreiche Morde zu inszenieren oder verwirrende Handlungsstränge zu etablieren. Nichts dergleichen erwartet uns jedoch in GUGLHUPFGESCHWADER, was gar nicht einmal so schlimm wäre, wenn zumindest alle weiteren Aspekte des Films stimmen würden.




Alles auf den Kopf gestellt

Stattdessen wird die wesentliche Essenz der Reihe in den Grundfesten geändert und die pure Leidenschaft für einen albernen und völlig überdrehten Heimatfilm geht flöten. Das liegt vor allem daran, dass diverse Nebenfiguren plötzlich tiefgreifendere Geschichten angedichtet bekommen, die einerseits ein totales Figurenchaos zur Folge haben und andererseits die bequeme Leichtigkeit in nervtötende Dramen verwandelt. Plötzlich sieht sich nicht nur Sebastian Bezzels Rolle mit Beziehungsproblemen konfrontiert, sondern eben auch Simon Schwarz, der bisher als zufällig auftretender Sidekick stets den richtigen Kontrast in die Geschichte bringen konnte. Darüber hinaus werden gewohnte Marotten missachtet und die Heimatgeschichte findet spätestens dann ein Ende, als die Ermittlungen unsere Protagonisten über die Grenze nach Tschechien führen. War dies eine zwingend notwendige Maßnahme? Wohl kaum.

Guglhupfgeschwader

Guglhupfgeschwader ©2022 Constantin Film

Ein einziger Lichtblick ist wie eh und je der verzweifelte und stets vor sich hinträumende Ignaz Flötzinger, welcher von Daniel Christensen wieder einmal mit einer Menge hemmungsloser Energie gefüllt wird und die Grenzen des Schamgefühls sprengt. Mit eigens gedichteten musikalischen Kompositionen bricht die Rolle wieder einmal mit jeglichen Konventionen und sorgt für den ein oder anderen Schmunzler, auch wenn es selbst hier nicht mehr für ein herzhaftes Lachen reicht. Selbst seine Probleme und Sorgen wirken nunmehr abgehoben und weltfern. So mutiert das Werk leider zu einem Mainstreamfilm, der die bisher so subtil ausgearbeiteten Besonderheiten der verschiedenen Charaktere missachtet und stattdessen lieber auf einen überflüssigen Payoff hinarbeitet, der dem Actionkino des internationalen Films Konkurrenz machen soll.

Fazit

Leider schafft es das Team um Ed Herzog nicht an den früheren Erfolg der Reihe anzuknüpfen und verliert eine Menge des eigenen Charmes. Statt seichter Unterhaltung im modernen Stil bekommen wir langweiliges Krimigedudel, in dem die etablierten Muster ignoriert werden und versucht wird, ein frischer Wind einzufangen, den absolut niemand bei der Reihe haben möchte. Stupide Albernheiten rund um Franz Eberhofer werden nun zu großen Familien- und Freundschaftsdramen und lassen die Leichtigkeit somit vollends verschwinden. Es bleibt die Hoffnung, dass im REH-RAGOUT-RENDEVOUS, welcher kommenden Jahres in den Kinos starten soll, wieder alles beim Alten sein wird.

Wie hat Dir der Film gefallen?
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne6 Sterne7 Sterne8 Sterne9 Sterne10 Sterne (4 Bewertungen, Durchschnitt: 5,00 von 10)

Loading...

Quelle

[1] Studie: Warum Heimat-Krimis so beliebt sind, Augsburger Allgemeine, augsburger-allgemeine.de, abgerufen am 04.08.2022