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Kaiserschmarrndrama

Kaiserschmarrndrama ©2021 Constantin Film

Seit dem Jahr 2010 findet man in den Krimiregalen sämtlicher Buchhandlungen Deutschlands Romane mit seltsamen Namen wie DAMPFNUDELBLUES, SAUERKRAUTKOMA oder WINTERKARTOFFELKNÖDEL. Was auf den ersten Blick befremdlich wirken kann hat sich in den letzten elf Jahren zu einer Kultreihe entwickelt. Die Romane der Autorin Rita Falk spielen in der bayrischen Provinz und begleiten den mürrischen Polizisten Franz Eberhofer, der für Recht und Ordnung in dem kleinen Ort Niederkaltenkirchen sorgt. In den elf Jahren, seitdem die Reihe existiert, durfte Eberhofer bereits elf Fälle lösen und der Erfolg scheint nicht zu enden.

Da kommt es wenig überraschend, dass der mürrische Polizist den Weg auf die Leinwand geschafft hat. Am 01. August 2013 kam die Verfilmung von DAMPFNUDELBLUES in die Kinos und war besonders in Bayern ein großer Erfolg. Doch nicht nur im Süden konnte Franz Eberhofer die Herzen der Zuschauer*innen erobern, im ganzen Land laufen Menschen in die Kinos, wenn es eine neue Geschichte aus Niederkaltenkirchen gibt. Mit KAISERSCHMARRNDRAMA ist in diesem Jahr der siebte Film der Reihe in die Kinos gekommen und konnte die Fans erneut begeistern. In der Rolle des Franz Eberhofer sieht man erneut Sebastian Bezzel, der unter anderem unterstützt wird von Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff und Eisi Gulp. Als Regisseur ist, wie bei jedem Film der Reihe, erneut Ed Herzog tätig, der seine Erfahrungen vor den Eberhofer-Krimis unter anderem in verschiedenen TATORT Folgen sammeln konnte. Ob eine Krimi-Komödie aus der bayrischen Provinz auch bei jemandem aus Hamburg ankommt, erfahrt ihr in meinem Text.

Kaiserschmarrndrama

Kaiserschmarrndrama ©2021 Constantin Film

Darum geht es…

Polizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) hat seine Hände voll zu tun. Zum einen ist sein Partner Rudi (Simon Schwarz) im Krankenhaus und bringt die Schwestern zur Weißglut. Seit einem Autounfall kann er nicht mehr gehen und lässt seinen Frust nun an allem Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung aus. Die Ärzte entlassen ihn aus dem Krankenhaus, worauf er sich bei Familie Eberhofer einnistet, wie soll er denn in seine eigene Wohnung kommen? Drei Stockwerke! Ohne Fahrstuhl! Außerdem sind Franz und seine Frau Susi (Lisa Maria Potthoff) mit dem Hausbau beschäftigt, ein Doppelhaus auf dem Grundstück der Familie, gemeinsam mit seinem verhassten Bruder Leopold (Gerhard Wittmann). Ihrem Vater (Eisi Gulp) passt das gar nicht. Der Ehemalige Hippie protestiert auf dem Grundstück gegen die Gentrifizierung des Hofes.

Da kommt es Franz Eberhofer schon fast gelegen, dass er sich in seine Arbeit flüchten kann, nachdem eine Joggerin ermordet im Wald gefunden wurde. Franz und Rudi beginnen zu ermitteln, wer die Frau von hinten erschlagen haben kann. Dabei finden sie heraus, dass die Frau sich ihren Lebensunterhalt als Camgirl verdient hat und dadurch einige Männer kennen gelernt hat. Somit steigt die Anzahl der möglichen Verdächtigen und die beiden Polizisten müssen sogar im eigenen Bekanntenkreis ermitteln.

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Rezension

Wie ihr lesen könnt ist viel los beim Eberhofer. Auf den ersten Blick könnte die Krimi-Komödie wie der übliche deutsche Klamauk Film wirken, das ist aber nicht ganz richtig. Obwohl sich der Film einiger Klischees bedient und das Schauspiel teilweise etwas ungelenk wirkt, schafft ist das KAISERSCHMARRNDRAMA ein durchaus unterhaltsamer Film zu sein, was zum großen Teil an den liebenswert schrulligen Figuren liegt. Franz Eberhofer, seine Familie und die Bewohner von Niederkaltenkirchen füllen die Geschichte mit Leben, sie haben alle ihre Eigenheiten, die vermutlich in den letzten Teilen etabliert wurden. Aber selbst wenn man die anderen sechs Filme nicht gesehen hat (so wie mir es geht), schafft es Ed Herzog einen einfachen Einstieg in die Welt zu geben. Wir kennen zwar nicht die Hintergründe aller Figuren, werden aber in eine Kleinstadt geschmissen, die sich wie aus dem Leben gegriffen anfühlt. Es scheint so, als hätten die Schauspieler*innen über die vielen gemeinsamen Drehs eine gute Chemie entwickelt, die sie nun auch in ihre Figuren bringen.

Kaiserschmarrndrama

Kaiserschmarrndrama ©2021 Constantin Film

Die große Stärke des Films ist dabei Sebastian Bezzel in der Hauptrolle. Mit seiner lakonisch flapsigen Art wirkt er wie der einzig normale Mensch in dem kleinen bayrischen Ort. Durch ihn bekommen wir einen Bezugspunkt in eine Welt voller schräger Figuren. In uns allen steckt vermutlich ein kleiner Franz Eberhofer. Der Film konzentriert sich voll und ganz auf seine Charaktere und die Verbindungen zueinander, es entsteht dabei ein großes Geflecht an Beziehungen, Freundschaften und Familie. Jeder kennt jeden, ganz normaler Kleinstadtkram. Wo KAISERSCHMARRNDRAMA mit den Charakteren glänzen kann, schwächelt er aber auf der Krimiseite. Es scheint teilweise so, als würde sich niemand mehr für den Mord an der Joggerin interessieren, solange man abends in die Wirtschaft gehen kann. Wer hier also einen spannenden Krimi sucht, wird sehr vermutlich enttäuscht werden.

Von Pornos und Großmutters Küche

Zusätzlich schafft es KAISERSCHMARRNDRAMA in der Inszenierung zu punkten. Einige der Szenen spielen in der Küche von Großmutter Eberhofer, die für alle kocht, die gerade in der Gegend sind. Dabei wurde mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet, überall stehen kleine Döschen, Tassen oder Bilder, die uns vor Augen führen, dass wir uns im Haus einer alten gutmütigen Landfrau befinden, trotzdem wirken die Sets aber niemals überladen. Chaotisch werden die Aufnahmen erst, wenn alle gemeinsam am Tisch sitzen und, wie echte Menschen, durcheinander sprechen, über den Tisch greifen und sich irgendwann in Streitereien verlieren. Dieses Durcheinander führt uns dabei die Unsicherheit von Franz Eberhofer vor Augen, der große Angst vor Veränderungen hat und der trotz seiner äußerlichen Coolness Panik vor dem Hausbau hat.

Kaiserschmarrndrama

Kaiserschmarrndrama ©2021 Constantin Film

Leider ist der Film nicht ohne Schwächen. Grundsätzlich machen alle Schauspieler*innen einen guten Job, wenn sie ihre Figuren verkörpern. Allerdings kommt es im Film zu einer emotionalen Szene, in der die Schauspieler*innen an ihre Grenzen kommen, niemandem nimmt man in diesem Moment die Trauer ab. Außerdem versucht der Film ein paar sehr billige Lacher zu erzeugen, indem man sich einfach über Klischees lustig macht. Zuerst mag es progressiv wirken, dass sich ein bayrischer Provinzpolizist mit Internetpornographie auseinandersetzt, wenn dann aber Witze über die körperliche Fülle des Opfers gemacht werden, wirkt es doch etwas daneben. Ein weiterer sehr fragwürdiger Moment liefert das KAISERSCHMARRNDRAMA, wenn Eberhofer nachts einem Freund zur Hilfe kommen muss, nachdem die beiden sich in der Kneipe betrunken haben. Da der Polizist niemanden hat, der ihn fahren kann, steigt er eben selbst ans Steuer des Autos. Diese Szene wird einfach unkommentiert stehen gelassen, nach dem Motto „auf dem Land macht man das halt so“.

Fazit

Ich hatte keine hohen Erwartungen an KAISERSCHMARRNDRAMA. Die Romane von Rita Falk habe ich schon häufiger in Buchhandlungen stehen sehen, wurde durch sie aber nicht angesprochen. In den letzten Jahren habe ich allerdings immer mehr positive Stimmen zu den Filmen gehört und was soll ich sagen, der Film war überraschend unterhaltsam. Man bekommt hier zwar weniger einen Krimi als eine skurrile Provinzkomödie, der Film eignet sich aber wunderbar dazu, um sich anderthalbstunden in eine simple Welt zu flüchten. Der Film hat zwar ein paar Schwächen und ein paar sehr fragwürdige Entscheidungen, aber Alles in Allem handelt es sich bei dem neusten Fall von Eberhofer um eine der besseren deutschen Komödien. Dieser Reihe kann man auf jeden Fall eine Chance geben.

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Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) ist wieder da und sein Leben ist chaotisch wie eh und je. Sein Partner Rudi (Simon Schwarz) sitzt nach einem Autounfall im Rollstuhl und hat sich bei ihm eingenistet. Währenddessen bauen Franz und seine Frau Susi (Lisa Maria Potthoff) ein Haus, gegen das Vater Eberhofer (Eisi Gulp) protestiert. Da kommt es dem Polizisten ganz gelegen, dass er sich in seine Arbeit fliehen kann. In einem Waldstück in der Nähe von Niederkaltenkirchen wird die Leiche einer Joggerin gefunden. Nun ist es an Eberhofer und Rudi den Täter zu finden. Bei ihren Ermittlungen stellen die Polizisten fest, dass die Frau ihr Geld mit Internetpornos verdient hat und so könnte jeder Zuschauer ein potenzieller Täter sein.

In KAISERSCHMARRNDRAMA begeben wir uns bereits zum siebten Mal in die Welt des mürrischen Polizisten. Der Film lebt von seinen schrulligen Charakteren und ihren Beziehungen zueinander, Eberhofer ist dabei der normalste und unser Bezugspunkt. Eberhofer scheint von liebenswerten Wahnsinnigen umgeben zu sein, die man alle sehr schnell ins Herz schließt. Zusätzlich glänzt der Film durch seine Liebe fürs Detail, die Welt fühlt sich durch all diese Faktoren sehr realistisch an. Leider macht der Film auch den einen oder anderen billigen Gag, der sich an veralteten Klischees bedient. Dabei werden beispielsweise Witze über eine dicke Frau gemacht oder es wird betrunken ins Auto gestiegen. Trotzdem schafft es der Film über seine anderthalbstunden sehr gut zu unterhalten. Die Reise in die bayrische Provinz könnte sich lohnen.

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Kaiserschmarrndrama

Kaiserschmarrndrama ©2021 Constantin Film

Originaltitel Kaiserschmarrndrama
Kinostart 05.08.2021
DVD/Blu-ray – Release 21.12.2021
Länge ca. 96 Minuten
Produktionsland Deutschland
Genre Komödie | Krimi
Verleih Constantin Film Verleih
FSK
FSK 12

FSK 12 ©FSK


Regie Ed Herzog
Drehbuch Ed Herzog | Stefan Betz | Rita Falk (Vorlage)
Produzierende Stephanie Heckner | Katja Kirchen | Christine Rothe | Kerstin Schmidbauer | Christine Strobl
Musik Martin Probst
Schnitt Stefan Essl | Jochen Retter

Besetzung Rolle
Sebastian Bezzel Franz Eberhofer
Daniel Christensen Ignaz Flötzinger
Sarah Viktoria Frick Frau Kitzeder
Enzi Fuchs Oma Eberhofer
Eisi Gulp Papa Eberhofer
Ferdinand Hofer Max Simmerl
Maria Hofstätter Frau Beischl
Konrad Hollenstein er selbst
Thomas Kügel Bürgermeister
Thomas Mraz Herr Kitzeder
Michael Ostrowski Pathologe Günther
Lisa Maria Potthoff Susi
Nora Waldstätten Elisabeth Mayerhofen
Simon Schwarz Rudi Birkenberger

 

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