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Hetzjagd - Auf der Spur des Killers Filmstill

Hetzjagd – Auf der Spur des Killers ©2022 Plaion Pictures

Seit einigen Jahren gehen True Crime Formate durch die Decke. In diversen Podcast und Dokumentationen können wir Journalist*innen bei ihren Recherchen zu allen möglichen Verbrechen über die Schulter sehen. Eine spezielle Gattung der Kriminellen scheint aber eine ganz besondere Faszination auszustrahlen. Der Serienkiller. Vor kurzem ist auf Netflix DAHMER gestartet, eine Serie, in der Evan Peters den brutalen Mörder verkörpert. So wie es aktuell aussieht, könnte die Serie zu einem der größten Erfolge von Netflix im Jahr 2022 werden. Das Interesse an diesen grausamen Geschichten ist allerdings nicht neu. Bereits im Jahr 1991 haben die Kinobesucher dabei zugesehen, wie Anthony Hopkins in die Rolle des Kannibalen Hannibal Lector geschlüpft ist. Auch Filme wie ZODIAC von David Fincher, oder MEMORIES OF MURDER von Bong Joon-ho wurden zu großen Erfolgen.

Doch warum fühlen wir uns zu diesen düsteren Geschichten hingezogen? Warum versinken so viele Menschen in Dokumentationen über Killer wie John Wayne Gacy, Ed Kemper, oder eben Jeffrey Dahmer, oder genießen finstere Horrorfilme? Studien haben gezeigt, dass unser menschliches Gehirn ein sehr primitives Verständnis von Angst hat. So verspüren wir sowohl bei fiktivem Horror als auch bei realen Situationen gleichermaßen Angst, auch wenn wir rational Wissen, dass wir in Sicherheit sind. Wenn wir eine solche „Gefahr“ überstanden haben, schüttet unser Gehirn Glückshormone aus. Diesen Rausch erleben wir beispielsweise auch bei einer Achterbahnfahrt. Eine weitere Geschichte über einen brutalen Serienkiller kann man im Debütfilm des russischen Regisseurs Lado Kvataniya sehen. In HETZJAGD – AUF DER SPUR DES KILLERS kommt die Polizei an ihre Grenzen, als ein Mörder sein Unwesen treibt.

Darum geht es…

Ein Serienkiller ermordet zwischen 1978 und 1991 mehrere Frauen, immer nach demselben Muster. Die Morde finden im Wald statt, wo der Täter seine Opfer zu Boden wirft. Er sticht ihnen mehrfach in den Rücken, stopft ihnen Dreck in den Mund um sie anschließend umzudrehen und final zu töten. Es ist das Jahr 1981 und die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht weiter. Deswegen soll fortan Issa Davydov (Niko Tavadze) den Fall übernehmen. Der Polizist hat gerade mit kreativen Methoden einen brutalen Mörder ins Gefängnis gebracht, er ist genau der Mann, der für diesen Fall benötigt wird. Über zehn Jahre arbeiten die Ermittler an dem Fall, bis ein Täter verurteilt wird. Doch es kommt zu weiteren Opfern. Eine Frau schafft es dem Täter zu entkommen und kann Issa und seine Kollegen in die richtige Richtung lenken. Scheinbar handelt es sich bei dem Täter um einen Mann, der in einer abgelegenen Hütte lebt, dieser leugnet die Tat vehement und so greift die Polizei zu höchst fragwürdigen Verhörmethoden.

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Rezension

Bei HETZJAGD – AUF DER SPUR DES KILLERS hat sich Regisseur Lado Kvataniya ganz klar bei den großen Vorbildern bedient. Der Film hat eine ähnliche Grundstimmung wie ZODIAC oder MEMOIRS OF MURDER, schafft es dabei aber trotzdem etwas Eigenes zu sein. Der Film hat dabei keine chronologische Erzählweise, sondern springt in den Jahren hin und her. Es wird den Zuschauenden einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, aber wenn man am Ball bleibt, wird man mit einem äußerst befriedigenden Film belohnt. Zuerst wirken die Zeitsprünge etwas konfus, doch je länger der Film dauert, desto mehr bemerkt man, dass ein ganz klarer Plan hinter dem Handlungsablauf steht. Der Regisseur schafft es dabei uns konstant mit neuen, wichtigen Informationen zu versorgen. Auch wenn der Film eher ein ruhiges Tempo hat, gibt es keinen Stillstand, es geht konstant vorwärts.

Hetzjagd - Auf der Spur des Killers Filmstill

Hetzjagd – Auf der Spur des Killers ©2022 Plaion Pictures

Warum man direkt an die Filme von Bong und Fincher denken muss, liegt an der Ästhetik des Films. Wir sehen sehr viele ähnliche Aufnahmen, in denen sich die Kamera beispielsweise langsam Rückwärts bewegt und so ein großes Gesamtbild entsteht. Dabei sehen wir entsättigte Farben, die fast schon in Grau-Schattierungen übergehen und uns so einen Einblick in das düstere Seelenleben der Figuren geben. Kameramann Denis Firstov hat dabei ein wahnsinniges Auge fürs Detail. Immer wieder bekommen wir kleinen visuelle Hinweise an die Hand, die wir anfangs nicht bewusst wahrnehmen, im Laufe des Films aber immer wieder auftauchen.




Ein vielversprechendes Regiedebüt

Ein großes Highlight von HETZJAGT – AUF DER SPUR DES KILLERS sind das großartige Schauspiel und die interessanten Figuren. Niko Tavadze, der den Ermittler Issa Davydov spielt, präsentiert uns einen vielschichtigen Charakter, der immer mehr an den eigenen Unzulänglichkeiten zerbricht. Er ist überaus eitel und jähzornig, er verzeiht keine Fehler. Obwohl er selbst einen falschen Mann ins Gefängnis gebracht hat, rechtfertigt er seine Fehleinschätzung damit, dass nicht er den Mann eingesperrt habe, sondern das Gericht. Ein weiterer Darsteller, der hervorragendes Schauspiel präsentiert, ist Daniil Spivakovski. Er verkörpert den neuen Verdächtigen, auf den die Ermittler im Jahr 1991 aufmerksam werden. Zwischen ihm und den Ermittelnden entsteht ein psychologisches Schachspiel, bei dem es nur einen Gewinner geben kann.

Hetzjagd - Auf der Spur des Killers Filmstill

Hetzjagd – Auf der Spur des Killers ©2022 Plaion Pictures

Unter der Oberfläche von HETZJAGD – AUF DER SPUR DES KILLERS verbirgt sich allerdings noch viel mehr. Nichts ist so wie es scheint. Es kommt zu einigen unvorhergesehenen Entwicklungen, die einem den Atem Stocken lassen und zu einem Ende, dass man nicht erwarten würde. Zusätzlich setzt sich Regisseur Lado Kvataniya sehr kritisch mit den russischen Sicherheitsbehörden auseinander. Relativ schnell macht der Film klar, dass es nicht darum geht, den richtigen Täter einzusperren, sondern den Taten ein Gesicht zu geben, um die Öffentlichkeit zu beruhigen. Dazu greifen die Ermittler auch immer wieder zu psychischer und physischer Gewalt. Alles ist Recht, um ein Geständnis aus den Verdächtigen zu bekommen. So wird HETZJAGD – AUF DER SPUR DES KILLERS zu einem Film ohne Helden.

Fazit 

Mit HETZJAGD – AUF DER SPUR DES KILLERS ist dem russischen Regisseur Lado Kvantaniya ein großartiger und sehr spannender Kriminal-Thriller gelungen. Dies ist umso beeindruckender, wenn man beachtet, dass es sich bei dem Film um sein Regiedebüt handelt. Im Film zeichnet er vielschichtige Figuren, die alle mit Makeln versehen sind. Es gibt keinen strahlenden Helden, alle haben Dreck am Stecken. Zusätzlich ist der Film wundervoll gefilmt und unvorhersehbar. Wenn man Lust auf einen spannenden Krimi hat, der aus der Masse anderer Genrevertreter hervorsticht, sollte man hier einen Blick wagen. Lado Kvantaniya sollte man nicht aus den Augen verlieren, wenn er weitere Filme in dieser Qualität abliefert, steht ihm vermutlich eine große Karriere bevor.

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