Review Fakten + Credits


Im Rausch der Tiefe Filmstill

Im Rausch der Tiefe ©StudioCanal

Luc Besson gehört zu den bekanntesten französischen Regisseuren. Mit Filmen wie NIKITA, DAS FÜNFTE ELEMENT oder LÉON – DER PROFI hat der Filmemacher internationale Erfolge gefeiert. Für Besson war der Weg zum Film allerdings nicht von Anfang an klar. Seine Eltern waren beide Tauchlehrer*innen, wodurch der junge Besson eine Liebe für das Meer entwickelte. Während seiner Kindheit lebte er in Jugoslawien, Italien und Griechenland und verbrachte viel Zeit im Meer. Zu dieser Zeit schrieb er bereits Geschichten, aus denen später Drehbücher zu DAS FÜNFTE ELEMENT oder IM RAUSCH DER TIEFE werden sollten. Mit IM RAUSCH DER TIEFE widmete sich der Filmemacher dem Tauchen und errichtete seinen beiden Idolen ein Denkmal. Jacques Mayol und Enzo Maiorca stellten in den 1960er- und 1970er-Jahren immer wieder neue Rekorde im Apnoe-Tauchen auf, einer damals neuen Technik. In Bessons Film erleben die beiden Männer einen fiktiven Wettkampf.

Ähnlich wie bei LÉON – DER PROFI wird nun auch IM RAUSCH DER TIEFE erneut ins Kino gebracht. Der Verleih StudioCanal hat die Kino-Event-Reihe “Best of Cinema” ins Leben gerufen, durch die Filmfans noch einmal die Chance bekommen, einige Klassiker auf der großen Leinwand zu sehen. Zuletzt konnte man unter anderem DIE KLAPPERSCHLANGE von John Carpenter, MULHOLLAND DRIVE von David Lynch oder THE OUTSIDERS von Francis Ford Coppola im Kino bewundern. Insgesamt nehmen deutschlandweit knapp 300 Kinos daran teil. An jedem ersten Dienstag im Monat findet ein Kultklassiker seinen Weg zurück auf die Leinwand. Am 6. Juni 2023 erhält man so noch einmal die Chance, IM RAUSCH DER TIEFE zu bewundern und gemeinsam mit Jacques Mayol und Enzo Maiorca ins Mittelmeer abzutauchen.

Darum geht es…

Jacques Mayol (Jean-Marc Barr) und Enzo Molinari (Jean Reno) wachsen auf derselben kleinen griechischen Insel auf. Bereits als Kind ist Jacques ein Außenseiter, während der charmante Enzo gut bei den anderen Kindern im Dorf ankommt. Doch eines verbindet die beiden Jungen: Sie tauchen für ihr Leben gerne. Nachdem Jacques seinen Vater bei einem Tauchunfall verliert, trennen sich die Wege der beiden. Während Enzo regelmäßig an Tauchwettbewerben teilnimmt und ansonsten ein sonniges Leben auf Sizilien führt, hat Jacques seine Fähigkeiten in den Dienst der Wissenschaft gestellt. Bei einer Bergung in einem zugefrorenen See in Peru lernt er dabei die Versicherungsagentin Johana Baker (Rosanna Arquette) kennen, die sofort von dem Taucher fasziniert ist. Als sie herausfindet, dass Jacques von seinem Jugendfreund Enzo zur Tauchmeisterschaft nach Taormina eingeladen wird, reist sie ihm hinterher. Dabei wird sie Zeugin einer tiefen Verbundenheit, die durch die Rivalität der beiden Taucher entstanden ist.

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Rezension:

Mit IM RAUSCH DER TIEFE hat Luc Besson bereits früh gezeigt, dass er etwas von seinem Handwerk versteht. Der Film strahlt mit jedem Bild Leidenschaft für das Meer und für das Filmemachen aus. Gemeinsam mit dem Kameramann Carlo Varini hat Besson beeindruckende Bilder geschaffen, die uns die Schönheit des Mittelmeerraums präsentieren. Man wird in eine scheinbar sorglose Welt entführt, in der die größte Sorge ist, wann Mamma wieder Pasta auf den Tisch stellt. Gleichzeitig gelingt es Besson, mit dem Meer eine mystische und gefährliche Parallelwelt zu inszenieren. Direkt zu Beginn sehen wir, wie Jacques als Kind eine Muräne füttert. Er hat keine Angst, sondern wird ein Teil der Meereswelt. Durch den geschickten Einsatz der Musik bekommen wir ein Gefühl für die Stimmung. An Land ertönen fröhlich-optimistische Klänge, während wir unter Wasser sphärische und dissonante Geräusche hören.

Im Rausch der Tiefe Filmstill

Im Rausch der Tiefe ©StudioCanal

Mit Jacques Mayol und Enzo Molinari zeichnet Besson zwei faszinierende Figuren, denen man gerne auf den Grund gehen möchte. Jacques Mayol hat sich nach dem Verlust seines Vaters ganz den Meeresbewohnern gewidmet und ist in sozialen Situationen völlig überfordert. Enzo hingegen ist ein extrovertierter Lebemann, der inmitten von Aufmerksamkeit und Applaus aufblüht. Obwohl sie Konkurrenten sind, verbindet sie die Liebe zum Meer, eine Liebe, die nur sie verstehen. Da Luc Besson selbst als Kind von Tauchlehrer*innen aufgewachsen ist, versteht er diese Liebe. Als außenstehende Person kann man die beiden Männer jedoch nur selten greifen. Generell setzt Besson in IM RAUSCH DER TIEFE einiges an Vorwissen voraus. Man beobachtet die beiden Taucher bei einem Wettkampf, dessen Regeln man nicht kennt, es sei denn, man interessiert sich zufällig selbst für das Tauchen. Vieles klärt sich zwar im Laufe der Handlung, dennoch fühlt man sich häufig verloren.

Keine sympathischen Figuren?

Auf darstellerischer Ebene kommt es in IM RAUSCH DER TIEFE ebenfalls zu einigen sehr krassen Diskrepanzen. Da wäre zunächst Jean Reno, ein Schauspieler, bei dem man bereits hier erkennen kann, wie viel Talent in ihm steckt. Er versieht Enzo einerseits mit Macho-Gehabe, mit dem er seine Angst vor dem Scheitern kaschieren will. Für ihn ist es wichtig, der Größte und Beste zu sein, um seine Mutter stolz zu machen. Reno gibt seiner Figur Charakter, und es ist ein Genuss, ihn auf der Leinwand zu sehen. Unglücklicherweise überstrahlt Reno jedoch vollständig seine Co-Stars Jean-Marc Barr und Rosanna Arquette. Jacques Mayol verkommt so zu einem apathischen Soziopathen, für den man keinerlei Sympathien empfindet. Er ist permanent mit sich selbst beschäftigt und macht keinerlei Entwicklung durch. Es kommt zwar zu einer Romanze mit Johana Baker, doch beiden Darsteller*innen fehlt es an Können, um eine glaubwürdige Beziehung zu präsentieren.

Im Rausch der Tiefe Filmstill

Im Rausch der Tiefe ©StudioCanal

Gerade wenn man die Beziehung zwischen den einzelnen Figuren betrachtet, muss man IM RAUSCH DER TIEFE für das nachlässige Drehbuch kritisieren. Da ist beispielsweise die Beziehung zwischen Johana und Jacques. Johana reist einem vollkommenen Fremden hinterher, verliebt sich in ihn und beschließt nach ein paar Tagen der Sommerromanze, ihren Job aufzugeben, um mit dem Franzosen in seinem heruntergekommenen Haus zu leben. Er selbst interessiert sich kaum für die Frau, für ihn gibt es nur seine Delfine. Johana wirkt als wäre sie nur da, um ab und zu mit Jacques zu schlafen. Sie wird so zu einer eindimensionalen Frauenfigur, die nur im Film existiert, um einen weiteren Konflikt zu etablieren. Genauso konstruiert wirkt die Verbindung zwischen Jacques und Enzo. Sie standen sich als Kinder eher kritisch gegenüber, aber irgendwann wird behauptet, dass sie alte Kindheitsfreunde wären.

Fazit: Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Wenn man sich IM RAUSCH DER TIEFE ansieht, sollte man nicht zu genau auf das Drehbuch schauen. Der Film wurde nun mal im Jahr 1988 veröffentlicht, einer Zeit, in der die Dinge etwas anders liefen. Heutzutage wirken Enzo und Jacques vielleicht wie Soziopathen, aber dennoch strahlen sie eine gewisse Faszination aus, der man sich als Zuschauer*in nur schwer entziehen kann. Insbesondere im Rahmen der “Best of Cinema” Reihe wird sich IM RAUSCH DER TIEFE vermutlich lohnen, da der Film besonders durch seine beeindruckenden Aufnahmen überzeugen kann. Zudem präsentiert uns der

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Le Grand Bleu
Kinostart 10.5.1988
Länge: 168 minuten
Produktionsland France
Genre: Liebesfilm | Drama | Abenteuer
Regie Luc Besson
Producer Patrice Ledoux | Luc Besson
Kamera Carlo Varini
Musik Éric Serra
Cast Jean-Marc Barr, Jean Reno, Rosanna Arquette, Paul Shenar, Sergio Castellitto, Jean Bouise, Marc Duret, Griffin Dunne, Valentina Vargas, Kimberly Beck, Alessandra Vazzoler, Andréas Voutsinas, Patrick Fontana, Geoffrey Carey, Jan Rouiller, Pierre Semmler, Pierre-Alain de Garrigues, Claude Besson, Bruce Guerre-Berthelot, Gregory Forstner

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