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Joe Bell

Joe Bell ©2021 Leonine

Faces for Change ist eine Organisation, die sich gegen Mobbing jeglicher Art einsetzt und die das Ziel verfolgt, Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen. Mutmaßlich wurde die gemeinnützige Organisation 2013 in den USA gegründet – mittlerweile gibt es leider kaum noch etwas über diese herauszufinden. Sie besitzt eine Facebookseite, auf der dieses Jahr erst einmalig ein Post abgesetzt wurde. Die zugehörige Website ist nicht mehr existent und die Domain steht zum Verkauf. Es ist somit leider anzunehmen, dass hier keinerlei Aktivität mehr existiert, was natürlich sehr zu bedauern ist, da Mobbing noch immer ein wesentliches Thema unserer Gesellschaft ist und es daher genau solche Anlaufpunkte zuhauf geben muss, um zu informieren, aufzuklären und zu helfen. Einer der Gründer der Organisation war Joe Bell, der aus einem persönlichen Bezug heraus für das Thema stark machte.

JOE BELL ist ein Drama von Reinaldo Marcus Green, der mit MONSTERS AND MEN vor einiger Zeit erstmals auf sich aufmerksam machte und im kommenden Jahr den neuen Film mit Will Smith KING RICHARD herausbringen wird. Für seine Titelfigur verpflichtete er Mark Wahlberg, der sich derzeitig eher in Filmproduktionen wie SCOOBY! VOLL VERWEDELT und dem Amazon-Film INFINITE rumtreibt und damit nicht gerade nennenswerte Filme für seine Vita sammelt. An seiner Seite sehen wir Reid Miller, der bereits in allen möglichen TV-Serien mitgewirkt hat, und nun so langsam in die Filmbranche wechselt. Demnächst wird er in SHRIVER oder WHO ARE YOU PEOPLE zu sehen sein. Die Basis des hiesigen Films wirkt erst einmal sehr solide, denn nicht nur, dass dieser auf einer wahren Begebenheit beruht, er wurde zudem auch von den Drehbuchautor:innen Larry McMurtry und Diana Ossana geschrieben, die zuvor schon das Oscar® prämierte Meisterwerk BROKEBACK MOUNTAIN adaptierten.

Darum geht es…

Eigentlich ist Joe Bell ein Kerl durch und durch. Umso schlimmer ist es für ihn, dass sein Sohn ihm offenbart, dass er Homosexuell ist und damit nicht dem typischen Weltbild entspricht, wie es in Joes Vorstellung existiert. Doch zunehmend kriegt er mit, wie sein Sohn darunter leidet, weil er in der Schule gemobbt wird und mit der Situation nicht klarkommt. Jadin fühlt sich ausgegrenzt und sieht für seine Zukunft nur noch einen einzigen Weg. Joe belasten die Schwierigkeiten seines Sohnes immer mehr. Eines Tages fasst er den Entschluss Aufklärung betreiben zu wollen und die Menschen zu informieren, wie schlimm Mobbing tatsächlich sein kann. Er macht sich auf den Weg von Oregon nach New York, um unterwegs immer wieder darauf aufmerksam zu machen, wie schlimm sein Sohn Mobbing durchleben musste und was dies anrichtet.

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Rezension

JOE BELL ist ein schlichter kleiner Film, der ohne viel Aufreger daherkommt und in recht einfachen Strukturen erzählt ist. Als Titelrolle ist Mark Wahlberg in so ziemlich jeder Szene zu sehen, was schon einmal deutlich zeigt, dass es tatsächlich nicht um das Schicksal des gemobbten Schülers geht, sondern um die aufopferungsvolle Tat des Vaters, der laut historyvshollywood.com tatsächlich knapp sechs Monate durchs Land zog. Der Film wird in Rückblicken erzählt und fußt auf der Gegenwartsdarstellung, in welcher Bell den Fußmarsch durch die USA auf sich nimmt. Die Rückblicke verweisen immer wieder auf das Leben des jungen Jadin Bell sowie auf die mentale Auseinandersetzung mit der Mobbing-Thematik durch den Exzentriker Joe Bell. Dabei ist der Film recht melodramatisch inszeniert und es schwingt dauerhaft eine gewisse Bedrücktheit und Trauerstimmung mit.

Joe Bell

Joe Bell ©2021 Leonine

Zu Wahlberg und dem restlichen Cast gibt es nicht viel zu sagen, denn sie alle bringen ihre Rollen solide rüber, ohne dass dabei jemand besonders ins Auge fällt. Diese Leistung ist jedoch auch nicht gerade schwer, da die Rollen einfach nicht viel Schauspielkunst abfordern und ziemlich einfach gestrickt sind. Wahlberg hat jedoch immer wieder damit zu kämpfen nicht einfach nur sich selbst zu spielen, sondern schon die Persönlichkeit eines Fremden zu übernehmen. Visuell sind die Figuren den realen Personen recht gut nachempfunden, was vor allem an der sehr markanten Kostümgestaltung liegt. Wahlberg wirkt zudem in Ansätzen wie Matt Damon zuletzt in STILLWATER und nimmt daher jegliche Präsenz komplett für sich ein.

Besser gelesen als geguckt

Dennoch hat JOE BELL einige massive Probleme, die der Qualität des Werks nicht gerade guttun. Die wohl größte Schwierigkeit ist die verwirrende Erzählstruktur, die nicht direkt einem roten Faden folgt, sondern recht wirr in Zeit und Raum hin und her springt. Es ist teilweise recht schwer einzuordnen, wo eine gewisse Handlung gerade stattfindet. Dementsprechend werden die inhaltlichen Gegebenheiten oftmals sehr verschwommen dargestellt, was offenbar auch genauso gewünscht war – um hier einfach eine Dramaturgie zu etablieren. Allgemein bietet der Film nicht viele Angriffspunkte, weil einfach auch nicht viel geschieht. Es wirkt vielmehr, als hätten die Drehbuchautoren in einer Zeitung zufällig einen fünfzeiligen Artikel gefunden, der darüber berichtet und nun versucht aus diesem kurzen Wissensabschnitt einen 94 Minuten Film zu formen. Es gibt somit unglaublich viel überflüssige Exposition und die wesentlichen Elemente des Films hätten wohl auch in der Hälfte der Zeit erzählt werden können, ohne dabei die Substanz einzuschränken.

Joe Bell

Joe Bell ©2021 Leonine

Aus dieser sehr aufgebauschten Geschichte, die wirkt, als wenn ein Gummibärchen zu lange im Wasser gelegen hätte, wurde nun vom Regisseur versucht auch noch eine emotionale Tiefe herauszuziehen. Ohne Frage sind die Geschehnisse, die wir zu sehen bekommen weitestgehend sehr tragisch und kein Mensch sollte diese Herausforderungen durchleben müssen. Gleichzeitig jedoch erscheint die Trauer dahinter doch sehr aufgesetzt und gekünstelt, was es nicht gerade leicht macht, eine emotionale Bindung mit den Figuren einzugehen. Einfach aus dem Fakt heraus, dass es sich um eine dramatische Geschichte ist, versucht JOE BELL zwanghaft emotional zu wirken, was leider nicht funktioniert. Was teilweise tatsächlich ein wenig interessant ist, ist der Roadmovie-Part, der zudem noch mit einem beeindruckenden Twist daherkommt, der leider jedoch, durch die Einführung einer weiteren Figur inmitten des Films, ein wenig abzusehen ist.

Fazit

Somit bringt JOE BELL eine wichtige Message mit sich und zeichnet ein spannendes Porträt einer realen Story, die aber leider einfach nicht das Potential hat als Film inszeniert zu werden. Dafür scheinen jedenfalls die Hintergrundinformationen zu spärlich und uninteressant gewesen zu sein. Es ist auf der einen Seite natürlich wunderbar eine solche Geschichte zu erzählen, weil solche Schicksale natürlich auch einen gewissen Lehrfaktor mit sich bringen, der auch vermittelt werden sollte, doch für eine solche Inszenierung muss eben etwas mehr existieren, als mutmaßlich nur ein kleiner Zeitungsartikel, der es gerade einmal schafft die Kernnachricht zu transportieren. Der Film tut nicht weh, muss aber auch nicht unbedingt auf einer Watchlist erscheinen.

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Wie weit würdest du gehen für dein Kind? Der Film JOE BELL zeigt uns, wie weit der gleichnamige Mann aus Oregon vor einigen Jahren gegangen ist, um die Geschichte seines Sohnes zu verbreiten und damit die Menschen für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Tatsächlich machte sich nämlich Bell damals auf den Weg von Oregon nach New York City – zu Fuß! Dieses Drama zeigt uns eben jene Geschichte und vor allem auch, warum er dies tat. Die Message und Story dahinter, haben es dabei absolut verdient erzählt zu werden, doch leider bietet sie offenbar nicht genug Futter, so dass Regisseur Reinaldo Marcus Green einerseits enorm viel Exposition in die Handlung einbringen musste und andererseits mit vielen Zeit- und Ortsprüngen arbeitete, die den Film wie ein verwirrenden Episodenzusammenschnitt wirken lässt, nur um eine gewisse Dramaturgie aufzubauen, obwohl eine gradlinige Erzählung wohl deutlich besser funktioniert hätte.

Somit ist JOE BELL ein Film, der nicht unbedingt weh tut, wenn man ihn guckt, aber dennoch ein wenig an Zeitverschwendung grenzt. Die sehr wichtige Message dahinter, kann auch einfach nachgelesen werden und bedarf nicht unbedingt einer Sichtung des Films, da jegliche Emotionalität sowieso nur erzwungen wirkt.

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Joe Bell ©2021 Leonine

Faces for Change is an organisation that campaigns against bullying of all kinds and aims to raise awareness about this issue. The non-profit organisation was presumably founded in the USA in 2013 – unfortunately, there is hardly anything left to find out about it. It has a Facebook page on which a post was made only once this year. The associated website no longer exists and the domain is for sale. Unfortunately, it can be assumed that there is no longer any activity here, which is of course very regrettable, as bullying is still a major issue in our society and there must therefore be plenty of contact points like this to inform, educate and help. One of the founders of the organisation was Joe Bell, who made a strong case for the issue out of a personal connection.

JOE BELL is a drama by Reinaldo Marcus Green, who first attracted attention with MONSTERS AND MEN some time ago and will release the new film with Will Smith KING RICHARD next year. For his title character, he enlisted Mark Wahlberg, who is currently more at home in film productions such as SCOOB! and the Amazon film INFINITE, so he’s not exactly collecting notable films for his CV. At his side we see Reid Miller, who has already starred in all kinds of TV series and is now slowly moving into the film industry. Soon he will be seen in SHRIVER or WHO ARE YOU PEOPLE. The basis of the film here seems very solid, because not only is it based on a true story, it was also written by screenwriters Larry McMurtry and Diana Ossana, who previously adapted the Oscar®-winning masterpiece BROKEBACK MOUNTAIN.

That’s the story about

Actually, Joe Bell is a guy through and through. So it’s all the worse for him when his son reveals to him that he’s a homosexual and thus doesn’t conform to the typical world view as it exists in Joe’s imagination. But increasingly he sees how his son suffers because he is bullied at school and cannot cope with the situation. Jadin feels marginalised and sees only one path for his future. Joe is increasingly burdened by his son’s difficulties. One day he decides to raise awareness and inform people how bad bullying can really be. He sets off from Oregon to New York, on the way repeatedly drawing attention to how badly his son has had to go through bullying and what it does.

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Review

JOE BELL is a simple little film that comes along without much fuss and is told in fairly simple structures. As the title character, Mark Wahlberg is in pretty much every scene, which already makes it clear that the film is really not about the fate of the bullied student, but about the self-sacrificing act of the father who, according to historyvshollywood.com, actually went through just under six months. The film is told in flashbacks and is based on the present-day account in which Bell takes on the walk across the USA. The flashbacks repeatedly refer to the life of the young Jadin Bell as well as to the mental confrontation with the bullying issue by the eccentric Joe Bell. At the same time, the film is quite melodramatically staged and a certain gloom and mourning mood permanently resonates.

Joe Bell

Joe Bell ©2021 Leonine

There is not much to say about Wahlberg and the rest of the cast, as they all deliver their roles solidly without anyone particularly standing out. However, this performance is not exactly difficult either, as the roles simply don’t demand much acting and are fairly simple in nature. Wahlberg, however, always struggles with not just playing himself, but already taking on the personality of a stranger. Visually, the characters are quite well modelled on the real people, which is mainly due to the very striking costume design. Wahlberg also appears to some extent like Matt Damon most recently in STILLWATER and therefore takes any presence completely for himself.

Better read than watched

Nevertheless, JOE BELL has some massive problems that don’t help the quality of the work. Probably the biggest difficulty is the confusing narrative structure, which does not follow a direct thread, but jumps back and forth in time and space in a rather confused manner. It is sometimes quite difficult to classify where a certain action is currently taking place. Accordingly, the content-related circumstances are often presented in a very blurred way, which was obviously just as desired – in order to simply establish a dramaturgy here. In general, the film does not offer many points of attack, because simply not much happens. It rather seems as if the scriptwriters had found a five-line article in a newspaper by chance, reporting on it, and now tried to form a 94-minute film out of this short piece of knowledge. There is thus an incredible amount of superfluous exposition and the essential elements of the film could probably have been told in half the time without detracting from the substance.

Joe Bell

Joe Bell ©2021 Leonine

From this very puffed up story, which seems as if a gummy bear has been in the water too long, the director has now also tried to extract an emotional depth. Without question, the events we see are largely very tragic and no human being should have to live through these challenges. At the same time, however, the sadness behind it seems very forced and artificial, which doesn’t make it easy to form an emotional bond with the characters. Simply because it is a dramatic story, JOE BELL tries to be compulsively emotional, which unfortunately doesn’t work. What is actually a little interesting in parts is the road movie part, which also comes with an impressive twist, which unfortunately, due to the introduction of another character in the middle of the film, is a little foreboding.

Conclusion

JOE BELL thus carries an important message and paints an exciting portrait of a real-life story, which unfortunately just doesn’t have the potential to be staged as a film. In any case, the background information seems to have been too sparse and uninteresting for that. On the one hand, it is of course wonderful to tell such a story, because such fates naturally also bring a certain teaching factor with them, which should also be conveyed, but for such a production, something more must exist than presumably just a small newspaper article that just manages to convey the core message. The film doesn’t hurt, but it doesn’t necessarily have to appear on a watch list either.

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Originaltitel Good Joe Bell
DVD/Blu-ray – Release 10.12.2021
Länge ca. 94 Minuten
Produktionsland USA
Genre Biografie | Drama
Verleih Leonine
FSK
FSK 12

FSK 12 ©FSK


Regie Reinaldo Marcus Green
Drehbuch Diana Ossana | Larry McMurtry
Produzierende Jill Ahrens | Ryan Ahrens | Derrick Brooks | Eva Maria Daniels | Jean-Luc De Fanti | Terry Dougas | Uwe Feuersenger | Cary Joji Fukunaga | Jake Gyllenhaal | Paris Kassidokostas-Latsis | Lola Lathrop | Paul A. Levin | Stephen Levinson | Riva Marker | Larry McMurtry | Diana Ossana | Peter Pastorelli | Ben Renzo | Mark Sanger | Daniela Taplin Lundberg | Mark Wahlberg
Musik Antonio Pinto
Kamera Jacques Jouffret
Schnitt Justin Chan | Colby Parker Jr. | Mark Sanger

Besetzung Rolle
Mark Wahlberg Joe Bell
Reid Miller Jadin Bell
Connie Britton Lola Lathrop
Maxwell Jenkins Joseph Bell
Gary Sinise Sheriff Westin
Morgan Lily Marcie
Blaine Maye Boyd
Igby Rigney Chance
Coral Chambers Dutch
Scout Smith Colleen
David H. Stevens Jimmy Crowder
Blake Barlow Victor
Charles Halford Will
Jayne Luke Samantha Sims

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