Review Fakten + Credits


Darum geht es
Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre Filmstill

Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre ©2023 Netflix

Eine Fotografin, die sich auf der Suche nach Geistern und übernatürlichen Phänomen befindet, gelangt zum Haus der geheimnisumwobenen Hikizuri-Geschwister. Bald schon wird sie Zeugin einer rätselhaften Séance, welche die restriktive Dynamik der Geschwister herausfordert. Andernorts trifft Oshikiri auf eine Version seiner selbst, die im Garten beginnt, Leichen zu verscharren, nach einem tödlichen Unfall finden sich zwei Geschwister in einer Stadt voller Grabsteine wieder, und ein rätselhafter Tierkadaver sorgt an einem Strand für Aufsehen …

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Rezension

Junji Itos Gruselkabinett öffnet seine vor Verschrobenheit knarzenden, Unheil versprechenden Pforten: Seit Januar füllen zwanzig schaurige Geschichten des bekannten Mangaka ein zwölfteiliges Horror-Sammelsurium auf Netflix. Geschichten von Flüchen und abgetrennten Köpfen, schalldichten Räumen und dämonischen Seancen, von Geräuschen auf dem Dachboden und Unglücke bergende Tunnel. So furchteinflößend und grausam-kreativ einzelne visuelle Einfälle sein mögen, sie haben es schwer, in vielen der sogenannten JAPANESE TALES OF THE MACABRE, für sich allein zu stehen. In Kurzfilm-Form zusammengestaucht, können sich nur die wenigsten dieser Horrorgeschichten tatsächlich entfalten. Der Grusel bleibt eine Rarität. Und das nicht nur, da zahlreiche aufgegriffene Horrorthemen zuvor öfter und vor allem präziser bearbeitet worden sind, sondern da jede Form ungeschickter und fader Exposition sowie oberflächliche Charakterzeichnungen einen Schauer schon im Keim ersticken.

Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre Filmstill

Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre ©2023 Netflix

Episoden wie „Hängende Köpfe“ und „Stadt der Gräber“ setzen seltene Ausrufezeichen, wenngleich am ehesten durch Einzelmomente und nicht durch eine gründliche und eingehende Entwicklung von Geschichte und Atmosphäre. Übererklärend und etablierend büßen viele Storybits schnell an einem gruseligen Stimmungsfaktor ein, nur äußerst selten hilft ein dämonisches Monsterdesign, die graphische Wunddarstellung oder makabre Körperverformungen über eine geraffte oder lückenhafte Erzählweise hinweg. Noch weniger die zumeist formelhaften, blassen Figuren und dem Genre eigene, hysterische Schreie und Jumpscares. In durchaus expliziten und düsteren Animationen verwässern viele der Geschichten zu gehaltarmen Anthologie-Beiträgen, die öfter den Eindruck eines zehnminütigen Netflix-Recaps erwecken, als den einer gewissenhaft erzählten Geschichte. Schade, da den schaurigen und wahnwitzigen Ideen einiges an Angst einflößenden Potential zu Grunde liegt und sie in Manga-Gestalt schon längst eine Leserschaft begeistern konnten.




Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre Filmstill

Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre ©2023 Netflix

In Serienform ist davon wenig zu spüren. Themen wie die Bewältigung von Traumata, Familienkrisen und übersteigerte (Sehn-)Süchte jeglicher Art sind ebenso lose Verbindungsteile wie jene Story- und Easter-Egg-Elemente, die die Geschichten auf einer erzählerischen Ebene verknüpfen wollen. Ein Wunder, dass es die JAPANESE TALES OF THE MACABRE durch seine Fülle an tiefgründigen Ansätzen und aufgestauten Möglichkeiten nicht auseinanderreißt wie eines ihrer zahlreichen Körperteile. Von der psychedelischen experimentellen Power des Introsongs und der potentiellen Intensität einzelner Ideen jedenfalls ist kaum etwas übrig, wenn der Episodentitel die folgende Geschichte einleitet. Dann verbleiben häufig flache Charakterdramen, steife Expositions-Dialoge und eine Schwarzblende, wenn der Spannungshöhepunkt erreicht ist.

Fazit

Der Gruseltanz durch diverse Genrevariationen ist ein ausdrucksarmer Reigen, der nachhaltig weder mit seinen Animationen noch seinem zugrunde liegenden Wahnsinn wirklich Eindruck hinterlässt. JUNJI ITO MANIAC: JAPANESE TALES OF THE MACABRE ist eine zähe Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, die etliche spannende Ideen verbergen, im Korsett der Netflix-Miniserie jedoch kaum ihr Potential erschöpfen können. Von schaurigen Gedankenspielen und tiefsinnigen Psychospielen bleibt ein zwar makabres und explizites, aber letztlich kraftarmes Horror-Mystery-Gemenge.

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