Rezension
Die Ente ist drinnen. Auch wenn man bis kurz vor Schluss auf sie warten muss. Dass die Quietscheente nebst der sich um ihre Zuwasserlassung entwickelnden Diskussion der Herren im Bad – so der offizielle Titel des wohl bekanntesten der komödiantischen Kurzfilme, die Peter Geyer zu der animierten Sketch-Parade versammelte – erst am Ende der Werkschau auftritt, wirkt dann doch vorsorglich. Als fürchte der Produzent, das Publikum ginge schon vor Ende der nur mit Mühe und musikalischen Unterbrechungen erreichten Spielfilmlaufzeit, wenn es die Kult-Klassiker gesehen habe. Dabei ist gerade die Neu- oder Wiederentdeckung Loriots weniger bekannter Zeichentrickfilme eine Stärke der inhaltlich kargen Kompilation.
Die gewitzte Überspitzung und satirische Spiegelung deutscher Marotten, des latent aggressiven Spießbürgertums, der Regulierungswut, zwanghaften Prinzipienreiterei, Pedanterie und cholerischen Kommunikationsunfähigkeit, sind auf zwischenmenschlicher Ebene zeitlos. Ihr Hintergrund bezieht sich indes oft auf Talkshows und Nachrichten-Schemata des BRD-Fernsehens, die jüngere Zuschauende wohl genauso wenig erkennen wie Helmut Schmidts Cartoon-Cameo. Der komplette Verzicht auf Hintergrundinformation und historische Einordnung suggeriert einen Purismus, dem die Neuzeichnung sämtlicher Trickfilme widerspricht. Anstatt restaurierter Originale sieht man hier Neuauflagen, von denen einige gar „im Sinne des Künstlers“ stilistisch angepasst wurden. Konsumierbarkeit geht hier augenscheinlich vor Authentizität, die Kern einer Hommage ist. Loriot hätte einen Sketch daraus gemacht.
Fazit
So liebenswert es oberflächlich betrachtet scheint, die satirischen Sittengemälde Vicco von Bülows alias Loriots anlässlich seines 100. Geburtstags ins Kino zu bringen, so zwiespältig ist die Präsentation. Die vollständige Neuzeichnung verleiht den amüsanten Animationen zwar eine Farbfrische und Detailschärfe, die eine Restauration der für das Fernsehen produzierten Trickfilme kaum erreichen könnten. Doch mit den kleinen Unvollkommenheiten werden auch ein Stück Retro-Charme und Originalität geopfert. Eine biografische und zeitgeschichtliche Kontextualisierung hätte angestammtem Publikum die Werke weiter erschlossen und einem jungen Publikum nahegebracht.
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