FSK 0 ©FSK

Länge: ca. 97 Minuten
Produktionsland: Vereinigtes Königreich | Deutschland
Regie: Eliza Schroeder
Schauspieler:innen: Celia Imrie | Shannon Tarbet | Shelley Conn
Genre: Komödie | Romanze
Verleiher: Weltkino Filmverleih
Abspannszenen: 6

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat ©2020 FEMME FILMS

Das Bäckerhandwerk ist fast so alt wie die Zeitrechnung selbst. Spätestens zur Zeit Karl des Großen ist dieser Berufszweig bekannt geworden und erlangte durch das stetige Wachstum der Ortschaften immer mehr an Bedeutung. Langezeit verbrachten Bäcker damit einzig und allein Brote für die Bevölkerung herzustellen, um die Grundversorgung zu gewährleisten. Immer weiter spezialisierten sie ihre Fähigkeiten die Backwaren herzustellen und erst allmählich kamen sie dazu, diese auch anderweitig zu verfeinern. In der Zeit des 16. bis 17. Jahrhunderts entwickelte sich dann allmählich aus dieser Spezifikation auf die Herstellung von süßeren Genussmitteln ein eigener Berufszwei als Konditoren, die sich bis heute vor allem auf Produkterzeugnisse wie Torten, Kuchen, Pralinés, Petit Fours und viele weitere Gaumenfreuden konzentrieren und daraus eine regelrechte Kunst entwickelt haben.

Regisseurin Eliza Schroeder ist von diesem Handwerk seit je her fasziniert und nachdem bereits eine Kurzdokumentation über eine Cupcake-Bäckerin ein recht großer persönlicher Erfolg wurde, war naheliegend, dass auch ihr Spielfilmdebüt sich auf diese und viele weitere Köstlichkeiten bezieht. Doch auch weitere persönliche Ereignisse und Erlebnisse haben Einfluss in LOVE SARAH – LIEBE IST DIE WICHTIGSTE ZUTAT gefunden, nicht zuletzt ihr Lebensumfeld in Notting Hill, welches ein sehr breites kulturelles Spektrum aufweist. Für eine ihrer Hauptrollen konnte das Produktionsteam die Schauspielerin Celia Imrie gewinnen, die bereits in über 120 Produktionen mitwirkte, unter anderem in den beiden Teilen von MAMMA MIA! sowie auch BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL.

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat ©2020 FEMME FILMS

Darum geht es…

Der Verlust eines Menschen ist oft nicht leicht und zieht viele Probleme mit sich, die unter normalen Umständen kaum vorstellbar gewesen wären. Als Sarah eines Morgens beglückt vom wunderschönen Tag sich auf den Weg macht in ihren neuen kleinen Laden, aus dem sie eine prächtige Bäckerei zaubern möchte, hat sie plötzlich einen tragischen Fahrradunfall. Ihre Freundin und Geschäftspartnerin Isabella wartet indes ungeduldig vor den verschlossenen Türen des Ladens und Sarahs Tochter ist dabei an der Erfüllung ihres Traums zu arbeiten ist und übt fleißig in ihrer Ballettschule. Die schreckliche Nachricht über den Verlust trifft beide Frauen hart und auch Sarahs Mutter ist trotz langer Kontaktlosigkeit in stiller und einsamer Umgebung tief betroffen von diesem Unglück.

Doch viel schlimmer ist, dass Isabella nun einen Laden an der Backe hat, den sie nicht eröffnen kann, denn Sarah war meisterhaft in diesem Beruf und sollte die Küchenarbeiten übernehmen, während Isabella sich um den Verkauf und die Betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten kümmert. Ein Rücktritt vom Kauf ist nicht mehr möglich. Die einzige Option bleibt also nur noch den Laden gleich weiter zu verkaufen, um nicht selbst noch in eine tiefe finanzielle Krise zu rutschen. Oder gibt es doch noch eine weitere Möglichkeit, wie sie ihre Zukunft gestalten kann? Besteht noch Hoffnung für ihr ursprüngliches Projekt?

Rezension

Getarnt als herzhaft schmackhafte Komödie, verbirgt sich doch ein tragisch, trauriges Drama und daraus macht der Film auch keinen großen Hehl, denn schon zur Einführung wird eben jene tragische Sequenz untergebracht, die gut getimt die Tragik vorwegnimmt, um dann ganz in Ruhe und mit viel Zuversicht in eine aufregende Geschichte zu entführen, die den Appetit zum überquellen bringt. Doch was heißt in diesem Sinne gut getimt? In kürzester Zeit schafft es die Regisseurin mit nur wenigen Bildern eine umfassende Story zu erzählen, die nicht mal großer Worte bedarf. Die Szenen zu Beginn sind zwar so geschnitten, dass anfangs ein paar Fragen im Zuschauer übrig blieben, doch klären diese sich in Kürze auf und verknüpfen damit die einzelnen Figuren geschickt miteinander. Sehr lobenswert ist dabei, dass es geschafft wurde durch völlig alltägliche Inszenierungen schlicht und unspektakulär wirken zulassen, darin aber eine recht umfangreiche, tiefe Botschaft zu verstecken.

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat ©2020 FEMME FILMS

Dieser Knackpunt ist zurecht als Einführungsszene gewählt, denn es wäre absolut schwer gewesen diesen nach einer Einführung der Figuren zu einem späteren Zeitpunkt zu platzieren und dann wieder die notwendige Stimmung aufzubauen, die den Zuschauer in einem wohligen und herzlichen Ambiente nach Hause gehen lässt. Doch viel schöner ist, dass diese eigentlich entscheidende und doch äußerst verändernde Situation nur einen sekundären inhaltlichen Anteil ausmacht und somit nicht wie ein Klotz am Bein durch die ganze Story durchgeschleift wird.

Drei starke Frauen auf Umwegen

Viel mehr geht es um drei wirklich starke Frauen, die zwangsweise dazu verpflichtet sind an einem gemeinsamen Strang zu ziehen aus einer Situation heraus, in der die Damen eigentlich nie eine tiefere Verbindung zu einander pflegten. Leider jedoch wird diese enthusiastische und lebhafte Frauenkonstellation etwas zu Gunsten einer Männerrolle geopfert, womit diese wieder einmal im Schatten einer männlichen Rolle zu verschwinden drohen. Abgesehen davon entführen uns die Protagonisten aber auch in eine tolle Welt der Leckereien und Schmausereien. Ohne Schwierigkeiten schaffen sie es den Zahn des Zuschauers zum Tropfen zu bringen durch schmackhafte Zubereitungen von Köstlichkeiten der Konditoreien-Küche. Leider jedoch wird dabei nicht ganz so viel Wert auf detailreiche Darstellungen gelegt, wie es zum Beispiel bei MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY der Fall war, wo eine Essenszubereitung so unglaublich schön eingefangen wurde, wie wohl noch nie zuvor.

Dennoch verliert die Geschichte auch immer wieder ein wenig ihren Fokus, denn wo der Zuschauer doch mit dem Erfolg der Konditorei mitfiebert, werden plötzlich noch Romanzen in den Mittelpunkt gestellt, die eigentlich nicht so recht interessieren. Sie sind zwar schön und lieblich anzusehen und finden als kleines Nebenprodukt der Hauptgeschichte sicher auch einen angemessenen Platz, doch wurde letztlich bei LOVE SARAH – LIEBE IST DIE WICHTIGSTE ZUTAT doch etwas zu viel Wert auf den Part gelegt. Zudem entspricht diese eher einer klassischen 0815-Romanze, mit kaum überraschenden Konflikten und entsprechend folgenden Versöhnungen. An dieser Stelle lässt das Werk leider ganz schön viele Federn und versaut sich damit den gelungenen Anfang sowie das unspektakuläre, aber schöne Ende.

Harmonie in Story und Cast

Ein wesentlicher Faktor der Geschichte ist nämlich der Umgang mit Harmonie. Ein aufgebauter Zwist ist zwar vorhanden, findet jedoch nur äußerst sekundär Berücksichtigung und ist auch schnell wieder aufgehoben. Auf diesen hätte jedoch auch gänzlich verzichtet werden können, denn es ist nichts daran auszusetzen eine Handlung einmal von Anfang bis Ende harmonisch und freudig zu gestalten. Die Schlussmomente des Films werden von einer lieblichen Erinnerung an die Mutter der Regisseurin gekrönt sowie durch ganze sechs Abspannszenen zu einem runden Finale gebracht.

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat ©2020 FEMME FILMS

Der Cast brilliert natürlich vor allem in der sehr erfahrenen Celia Imrie, die durch ihre liebenswerte Art es immer wieder schafft die mürrische alte Dame mit einer gutherzigen Persönlichkeit zu verknüpfen. Doch auch die beiden jüngeren Damen Shannon Tarbet und Shelley Conn fügen sich charmant in die Geschichte ein. Wichtigster Aspekt dabei ist wohl, dass alle drei Damen hervorragend miteinander harmonieren und daher eine angenehme schauspielerische Einheit bilden.

Dieser Film ist eine herzliche, harmonische Hommage an das Konditorei-Handwerk, verknüpft mit eigenen Erfahrungen und Erinnerrungen der Regisseurin. So schön wie die Bilder gestaltet sind, so schnell tropft einem auch der Zahn beim Anblick der extra für den Film produzierten süßen Naschereien. Zumeist geht das Werk eher einem recht konventionellen Weg der Geschichtserzählung, hat jedoch auch einige tolle Momente, die sich von eben jener geschickt abheben. So ist vor allem die Einführung in die Handlung gezeichnet durch eine tolle Bildsprache, die es schafft, ohne viel Tam Tam eine umfassende und bewegende Story zu erzählen, ohne dabei sich auf umfangreiche Erläuterungen stützen zu müssen. Dieses Werk ist ein netter Film für zwischendurch, der keine sonderliche Tiefe durchlebt, aber eben auch nicht platten und unattraktiven Verläufen zum Opfer fällt und damit eine schöne Geschichte verkörpert, die vor allem jetzt in diesen ersten sonnigen Tagen die Lust beflügelt, Mut macht und Kraft gibt. Weit entfernt von einem cineastischen Meisterwerk benötigt es nicht mehr als diese ausgestrahlte charmante Atmosphäre und ein wenig Hang zu schmackhaften Backwerken, um eine tolle Zeit mit diesem Film zu verbringen.

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat ©2020 FEMME FILMS

7,0 von 10 (Stand 18.04.2020)