Filmfans sind mittlerweile daran gewöhnt, dass ihre Nostalgie angesprochen wird. Viele Filme aus den letzten Jahrzehnten werden aktuell neu aufgelegt oder bekommen eine Fortsetzung. Zuletzt haben gerade Filme wie TOP GUN: MAVERICK bewiesen, dass sich dieser Weg für die Studios scheinbar lohnt. So wird auch in diesem Jahr der BARBIE-Film einer der erfolgreichsten Filme des Kinojahres werden. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Deutschland nachzieht. Mit MANTA MANTA – ZWOTER TEIL liefert uns Til Schweiger die Fortsetzung des Neunziger Kultfilms. Er hat dabei wieder einige bekannte Gesichter im Gepäck, so sehen wir beispielsweise Michael Kessler als Klausi oder Tina Ruland als Uschi. Schweigers Tochter Luna nimmt ebenfalls eine zentrale Rolle im Film ein. Wie auch in seinen anderen Filmen hat Schweiger den Film sowohl produziert, das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und war am Schnitt beteiligt.
Darum geht es…
Bertie Katzbach (Til Schweiger) war einst ein erfolgreicher DTM-Fahrer. Diese Zeiten sind allerdings lange vergangen. In den letzten Jahren hat er seine Karriere beendet, seinen Führerschein verloren und zu allem Überfluss hat sich seine Frau Uschi (Tina Ruland) von ihm getrennt. Nun betreibt er eine kleine Autowerkstatt mit angeschlossener Kart-Bahn, in der sowohl seine Tochter Mücke (Luna Schweiger) wie auch sein alter Freund Klausi (Michael Kessler) arbeiten. Zu seinem Sohn Daniel (Tim Oliver Schulz) hat Bertie seit der Trennung kaum noch Kontakt. Doch als die Werkstatt kurz vor dem Ende steht, finden die Wege von Vater und Sohn wieder zusammen, nachdem Daniel bei seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten Gunnar (Moritz Bleibtreu) rausfliegt. Gemeinsam versuchen sie ein Auto fit zu machen, um zum letzten Mal an einem Rennen teilzunehmen und mit dem Preisgeld die Werkstatt zu retten.
Rezension:
Wenn man Til Schweiger etwas nicht abstreiten kann, dann ist es, dass seine Filme eine eigene Handschrift haben. Sämtliche Filme Schweigers der letzten Jahre werden von ihm geschrieben, haben ihn in einer Hauptrolle, auf dem Regiestuhl und gleichzeitig im Schnitt. Häufig taucht eine von seinen Töchtern auf, und der Film ist in einem hellbraunen, verwaschenen Colorgrading gehalten, sodass das Geschehen wirkt wie aus einem Werbespot für Aufbackbrötchen. Nun fehlt noch eine vermeintlich locker-leichte Geschichte, und fertig ist der Til Schweiger Film. Mit MANTA MANTA – ZWOTER TEIL beweist Til Schweiger allerdings, dass seine großen Tage vorbei sind. In den 1990ern hat er in Filmen wie DER BEWEGTE MANN oder KNOCKIN‘ ON HEAVEN’S DOOR gezeigt, wie viel Potenzial in ihm steckt. Mittlerweile macht Schweiger hauptsächlich mit wilden Thesen über die Corona-Pandemie oder betrunkenen Gewaltausbrüchen am Set auf sich aufmerksam.
MANTA MANTA – ZWOTER TEIL ist das Paradebeispiel für die Selbstüberschätzung Til Schweigers. Der Film erzählt eine langweilige Geschichte, voller Logiklöcher, in der eine toxische Hauptfigur zum missverstandenen Helden stilisiert wird. Bertie ist ein Mann, der vollkommen aus der Zeit gefallen ist, er fremdelt mit dem Neuen, dabei kommen latent sexistische und transfeindliche Tendenzen zum Vorschein. Statt die Figur im Laufe des Films zu entwickeln, bleibt er gleich. Grundsätzlich sind die anderen schuld. Und die von der Führerscheinstelle sollen sich nicht so anstellen, wenn er mal wieder zu schnell fährt; immerhin ist er ein Rennfahrer. So denkt Bertie zumindest. Insbesondere im Schauspiel merkt man Schweiger an, dass es ihm immer schwerer fällt, in andere Rollen zu schlüpfen. Wir sehen in MANTA MANTA – ZWOTER TEIL nicht Bertie Katzbach, genauso wenig, wie wir in HONIG IM KOPF Niko Rosenbach sehen; es werden uns Variationen von Schweiger präsentiert. Seit Jahren schreibt er sich seine eigenen Rollen, begeht dabei aber den Fehler, nicht aus bekannten Schemata auszubrechen, sodass sein schauspielerisches Talent über die Jahre immer mehr verkümmert ist. Das Resultat ist ein nuschelnder Hauptdarsteller, der versucht, mit debilen Grimassen für Humor zu sorgen.
Ein Film, wie ein Autounfall
Auf handwerklicher Ebene ist MANTA MANTA – ZWOTER TEIL eine absolute Katastrophe. Wie oben bereits erwähnt, bedient sich Schweiger wieder seiner üblichen Farbpalette. Es wirkt beinahe so, als hätte er mittlerweile eine Voreinstellung, die er einfach über all seine Filme legt. Diese eigentlich ruhige Farbgebung wird immer wieder von unnötig hektischen Schnittfolgen durchbrochen, die in den unpassendsten Szenen eingesetzt werden. Um dieses visuelle Chaos zu übertünchen, wird auf viel zu präsente Songs gesetzt, die wie Fremdkörper über dem eigentlichen Geschehen liegen. Immer wieder erklingt „What is Love“ von Haddaway, um die Handlung zu unterstreichen. Es scheint der missglückte Versuch zu sein, einen James Gunn zu kopieren und mit clever gewählten Popsongs eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen, doch dafür fehlt es leider am filmischen Geschick.
Richtig schlimm wird MANTA MANTA – ZWOTER TEIL, wenn man die offensiven Werbungen betrachtet, die Til Schweiger in seinem Film integriert. Während er vor der Abendschulklasse seines Sohnes steht, bittet er die Anwesenden, die Augen zu schließen. Sie sollen sich vorstellen, im Auto an den Strand zu fahren und ein kühles Veltins zu trinken. Ein anderes Beispiel ist der kleine Bus, in dem Bertie, Klausi und Co durch die Gegend fahren. Hier sieht man auf der Heckscheibe eine sehr präsente McFit-Werbung. Diese Szenen zeigen, dass es Schweiger weniger um die Kunst geht, als seine eigenen Taschen zu füllen. Der Film hat ein Budget von 20 Millionen Euro, keine aufwendigen Sets, und einen überschaubaren Cast. Der Film wurde neben der Werbung von Geldern der Filmförderung unterstützt. Wenn man sich das miserable Ergebnis ansieht, stellt man sich die Frage, wo das ganze Geld gelandet ist. Im Vergleich zu dem großartigen SONNE UND BETON, einem deutschen Film, der ebenfalls dieses Jahr ins Kino gekommen ist, hat MANTA MANTA – ZWOTER TEIL fast das zehnfache gekostet.
Fazit:
MANTA MANTA – ZWOTER TEIL ist ein absoluter Totalausfall. Es scheint, als fehlt Til Schweiger ein Korrektiv, das seine Ideen in geordnete Bahnen lenkt. Der Filmemacher hat mit seiner Produktionsfirma und dem Platz im Regiestuhl, dem Posten als Drehbuchautor und als Editor, die komplette kreative Kontrolle. Es fehlt Schweiger dabei allerdings an den entsprechenden Fähigkeiten. Über weite Strecken wirkt MANTA MANTA – ZWOTER TEIL, als hätte Schweiger sich gesagt: “Ach, das merkt schon keiner!” Leider ging dieser Plan nicht auf. Mit der Fortsetzung von MANTA MANTA hat Til Schweiger seinen neuen filmischen Tiefpunkt erreicht. Der Film begleitet eine unsympathische Hauptfigur, bei einer langweiligen Geschichte, die viel zu lang ausgebreitet wird. So wie Bertie im Film den Führerschein verloren hat, sollte man Til Schweiger die Kamera wegnehmen.
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Originaltitel | Manta Manta - Zwoter Teil |
Kinostart | 30.3.2023 |
Länge: | 127 minuten |
Produktionsland | Germany |
Genre: | Komödie | Action | Abenteuer |
Regie | Til Schweiger |
Executive Producer | Martin Moszkowicz |
Producer | Philipp Reuter | Christoph Müller | Viola Jäger |
Cast | Til Schweiger, Tina Ruland, Luna Schweiger, Tim Oliver Schultz, Michael Kessler, Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, Zachi Noy, Axel Stein, Emma Nova, Nilam Farooq, Emma Schweiger, Joko Winterscheidt, Kailas Mahadevan, Kathryn Julyana, Jean Pierre Kraemer, Alena Gerber, Thomas Fehlen, Tamer Tıraşoğlu |
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