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Parallel

Parallel ©2022 capelight pictures

Sind Multiversen das nächste große Ding in der Kinolandschaft? Mit Filmen wie DOCTOR STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS oder dem Meisterwerk (ja, ihr habt richtig gelesen) EVERYTHING, EVERYWHERE, ALL AT ONCE haben wir in diesem Jahr bereits zwei größere Filme zu sehen bekommen, die sich mit dem Konzept paralleler Realitäten auseinandersetzen. Nicht erst seit diesem Jahr befassen sich Filmemacher*innen mit dieser Thematik. Einer der bekanntesten Multiversums-Filme, bei dem man im ersten Moment nicht an das Thema denkt, ist vermutlich DONNIE DARKO. In Richard Kellys Film aus dem Jahr 2001 begleiten wir den namensgebenden Donnie, verkörpert durch Jake Gyllenhaal, der durch einen kostümierten Mann namens Frank immer wieder zerstörerische Aufgaben erfüllen soll, die am Ende einem bestimmten Zweck dienen. Im Jahr 2018 ist mit PARALLEL ein weiterer Film erschienen, der sich mit der Mehrweltentheorie auseinandersetzt. In diesem Jahr hat der Film mit Capelight einen deutschen Verleih gefunden und ist nun auf Blu-ray oder als VoD erhältlich.

Was macht Multiversen so interessant? Erstmal muss man sich bewusst machen, worum es in den meisten Geschichten über das Multiversum eigentlich geht. Wer kennt es nicht, dass man einige Entscheidungen im Leben bereut und sich später fragt in welche Richtung der eigene Weg wohl gegangen wäre, wenn man sich in diesem einem Moment anders entschieden hätte. Genau diese Gedankengänge werden in Multiversen behandelt. Mit jeder binären Entscheidung, die wir treffen entstehen zwei neue Universen. So sehen wir in den entsprechenden Filmen, wie es hätte sein können. Allerdings birgt dieses Stilmittel einige gefahren, so kann der Tod einer wichtigen Figur völlig an Wirkung verlieren, wenn wir sie im späteren Verlauf des Films, als alternative Version zu sehen bekommen. In meinem Text erfahrt ihr wie PARALLEL mit dem Thema umgeht und ob es sich um einen sehenswerten Film handelt.

Darum geht es…      

Die vier Freunde Noel (Martin Wallström), Devin (Ami Ameen), Leena (Georgina King) und Josh (Mark O’Brien) streben nach großem Reichtum. Sie haben sich dafür an einer App versucht, die den Autofahrern das Leben in den Großstädten wesentlich leichter machen soll. Doch ein Mitbewerber mit einem ähnlichen Konzept taucht auf und die Firma, der sie ihre Idee präsentiert haben, wäre zwar an Bord, aber nur wenn sie die App in einem unrealistischen Zeitrahmen vollenden. Frustriert kehren Noel und Devin von dem Meeting mit der Firma ins Haus zurück, dass sie als WG mit Leena und Josh nutzen und dass als Büro für ihr kleines Start-Up dient. Als Devin beschließt die Gruppe zu verlassen und Josh vor Wut einen Gegenstand gegen die Wand wirft, finden die Freunde eine versteckte Treppe hinter der Wand, die in einen unentdeckten Raum führt. Hier finden die Freunde etwas, was ihr Leben für immer verändern soll, ein Spiegel, der ihnen ermöglicht in andere parallele Realitäten zu reisen. Schnell beschließen sie Erfindungen aus anderen Welten mit in die eigene Welt zu nehmen, um die eigene Firma so zur gewünschten Größe zu bringen.

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Rezension

PARALLEL legt einen ungewöhnlichen Start hin, bevor wir die vier Freunde begleiten, sehen wir eine andere Geschichte, in der ebenfalls der Spiegel missbraucht wurde, um eigenes Seelenheil zu finden. Dieses Intro fühlt sich an wie ein eigener Kurzfilm, der uns schonmal auf die Stimmung des restlichen Films einstellen soll. In einem Haus lebt ein älteres Ehepaar, sie liegen bereits im Bett, als im unteren Stockwerk der Hund zu bellen beginnt. Die Frau geht runter, um den Hund zu füttern und wird von einer Einbrecherin überwältigt. Für den Plan der Einbrecherin war es wichtig, dass die Frau nach unten kommt und nicht der Mann. Doch glücklicherweise kommt es zu diesem Zufall, der die Handlung vorantreiben soll. Insgesamt wird eine gute Stimmung erzeugt, aber schon hier wird klar, dass wir uns die restliche Laufzeit auf eine plumpe Bildsprache, die sich selbst als subtil verkaufen möchte und auf viele Zufälle und Logiklöcher einstellen können, die uns immer wieder aus der Handlung rausreißen.

Parallel

Parallel ©2022 capelight pictures

Wie oben bereits beschrieben, leben die vier Freunde gemeinsam in einem Haus, dass als WG und als Büro dient. Wenn es sich bei den Vieren allerdings um clevere Programmierer*innen und Designer*innen handelt, kann man sich schon die Frage stellen, wie es sein kann, dass ihnen nicht auffällt, dass das komplette Dachgeschoss (!) für sie scheinbar nicht existiert, erst als sie die Geheimtür finden bemerken sie dieses komplett verschollene Stockwerk. Aus diesem Dachgeschoss gibt es eine weitere Tür, die vom Dach direkt in den Garten führt, auch diese Klappe, die sich ganz offensichtlich im Garten befindet, wurde von den Vieren nie beachtet, vielleicht waren sie zu sehr mit ihrer App beschäftigt, oder vielleicht wurde sich nicht genug Mühe bei der Inszenierung gegeben. Es könnte jetzt so wirken, als würde ich mir Kleinigkeiten herauspicken, allerdings stehen diese Ungereimtheiten stellvertretend für etliche Logiklöcher, über die man immer wieder stolpert. PARALLEL wirkt, als hätte es beim Schreiben des Drehbuchs einige bestimmte Szenen gegeben, die man auf jeden Fall drehen wollte, wie diese dann verbunden wurden war dann allerdings zweitrangig, so fühlt sich der Film häufig sehr unzusammenhängend an.




Parallel

Parallel ©2022 capelight pictures

Capitalists in The Multiverse of Madness

Es ist allerdings nicht alles schlecht an PARALLEL, sobald man sich mit den Logiklöchern abgefunden hat, begleitet man vier nachvollziehbare Figuren, die alle ihre eigenen Motive haben und in diesen viele Facetten des Menschseins abdecken. Wir haben zum einen den skrupellosen Geschäftsmann, die gescheiterte Künstlerin, den nerdigen Programmierer und das empathische Gewissen der Gruppe. Im Laufe des Films verschiebt sich das Macht Gefüge in diesen Rollen immer mehr und wir sehen am Beispiel von vier Menschen was passiert, wenn Unternehmen, die sich einst als ethisch verkauft haben, von der Gier und dem Streben nach immer mehr übermannt werden. Dabei bietet der Film eine starke Kritik am Turbokapitalismus, kommt allerdings nicht zu einem konsequenten Ende, stattdessen kommt es zu einem abrupten und unerwartet brutalen Finale, dass nicht zum Rest des Films passt.

Fazit

PARALLELS ist ein Film der viel zu viele Schwächen hat, als das man ihn uneingeschränkt genießen kann, allerdings schafft es der Film in einzelnen Szenen immer wieder zu Fesseln und genau diese halten uns als Zuschauer*innen dann bei der Stange. So gibt es auf der einen Seite sehr spannende Multiversums-Ideen, damit wir uns in der nächsten Szene wieder über Logiklöcher ärgern. Der Film schwankt so sehr stark in der eigenen Qualität, hat aber durchaus ein paar interessante Ansätze und auch wenn das Ende etwas übertrieben ist, bleibt es doch hängen. Deswegen kann ich PARALLEL nicht wirklich empfehlen, will aber genauso wenig von ihm abraten.

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