Originaltitel: Selvmordsturisten
Kinostart: 02.07.2020
Länge: ca. 90 Minuten
Produktionsland: Dänemark | Deutschland | Norwegen | Frankreich | Schweden
Regie: Jonas Alexander Arnby
Schauspieler: Nikolaj Coster-Waldau | Tuva Novotny | Robert Aramayo
Genre: Drama
Verleiher: DCM Filmdistribution
Nikolaj Coster-Waldau ist nun seit fast 30 Jahren im Filmgeschäft, doch blieben die ganz großen Rollen bisher leider aus. Natürlich konnten wir sein Schauspieltalent in Werken wie BLACK HAWK DOWN betrachten oder auch in OBLIVION, doch wirkliche Relevanz konnte er erst mit seiner wichtigen Rolle in der Serie GAME OF THRONES erzielen und hat sich damit unsterblich gemacht. Auch in SUICIDE TOURIST – ES GIBT KEIN ENTKOMMEN ist er wieder in einer, aller Voraussicht nach, begrenzt populären Produktion zu sehen. Besonders angesichts seiner persönliches persönlichen Bekanntsheits- und Beliebtheitsgrades ist es schade, dass er weiterhin eher in lokalen Werken seines Heimatlandes auftaucht und nur selten auf internationaler Bühne tätig ist.
Darum geht es…
Max könnte es mit seinem Job als Versicherungsmakler und einer glücklichen Frau im Arm so gut gehen, wäre da nicht der unheilbare Gehirntumor, den die Ärzte erst kürzlich diagnostiziert haben. Für ihn ist somit klar: sein Leben wird in nicht allzu ferner Zukunft beendet sein. Doch wie geht er nun damit um? Genießt er seine letzten Tage noch einmal ausgiebig oder gibt er sich seinem Schicksal missmutig hin? Weder noch, denn er möchte nicht qualvoll abtreten, sondern seinen Tod so gestalten, wie es ihm passt. Nachdem es jedoch gar nicht so einfach ist Selbstmord zu begehen, wie er leidlich feststellen musste, entdeckt er durch einen Zufall bei einem seiner Arbeitstermine das „Hotel Aurora“, welches Sterbehilfe in perfektem Ambiente anbietet. Einmal dort angekommen, gibt es kein Zurück. Wird Max diesen Weg wählen?
Rezension
Meine Neugier auf dieses Werk wurde ohne Einschränkungen durch Hauptdarsteller Nikolaj Coster-Waldau geschürt – und das geschieht nur selten bei mir. Üblicherweise lasse ich mich gerne von guten Postern, aussagekräftigen Titeln oder Mund-zu-Mund-Propaganda leiten, doch nachdem GAME OF THRONES eine der wenigen Serien war, die mich wirklich anfixen konnte, war es mir ein großes Bedürfnis diesen Darsteller einmal in einer völlig anderen Rolle zu sehen. Völlig anders? Nicht so ganz, denn erneut verkörpert er eine Figur, die viel erreicht hat im Leben und dennoch an einem extremen Scheideweg angelangt ist. Im Gegensatz zu seiner Serienpräsenz, bekommen wir ihn nun jedoch in einer noch deutlich ruhigeren Rolle als je zu vor zu sehen, was zuvor schier unmöglich erschien.
Diese Regungslosigkeit rührt jedoch aus der gesamten Handlung des Films, die unterm Strich doch sehr in die Länge gezogen wurde. Schon die sehr tristen Bilder, die sich durch den ganzen Film ziehen, zeigen deutlich, dass der Zuschauer sich in einen Film mit skandinavischer Beteiligung begeben hat, in welchem ähnlich wie bei PFERDE STEHLEN, mit ein wenig Verwirrungstaktig, aber eben auch ausufernder Gelassenheit gearbeitet wird. So scheint es, als würde man zusammen mit dem Film eine gefühlte Stunde nur auf einer Stelle tapsen, ohne mit neuen Erkenntnissen einen Schritt vor zu gehen. Bisher habe ich tatsächlich kaum jemanden kennen gelernt, der ein noch uninteressanteres Privatleben führt als die inszenierte Figur und auch als die Handlung sich hin entwickelt zum persönlichen Lebensabschluss fehlt noch immer jegliche Empathie für den Protagonisten.
Was passiert hier eigentlich?
Zudem rätselt der Zuschauer lange Zeit, wohin die Reise nun überhaupt gehen soll, denn nüchtern betrachtet schauen wir hier einem kreativlosen Menschen zu, der weder Humor noch Enthusiasmus kennt und sich einfach nur das Leben will. Keine guten Vorzeichen für eine unterhaltsame, spannende oder gar kreative Story. Tatsächlich wird es dennoch geschafft einen Ansatz von Faszination einzubringen, denn besonders der Besuch des sehr speziellen Hotels liefert einige recht obskure Momente, die zum Nachdenken anregen. Der Stoff bietet zudem schon eine gewisse Diskussionsgrundlage, in welcher vor allem die Frage aufkommen dürfte: Was geht da eigentlich vor? Diese minimalen Ansätze von neugieriger Spannung setzen jedoch erst nahe am Ende des Films ein und werden nur so dezent eingestreut, dass rein qualitativ keine Rettung des Films mehr möglich ist.
Dennoch bietet die Story Ansätze, die weitergedacht sehr spannend sein könnten. Somit benötigen wir nun eigentlich einen zweiten Teil, der noch tiefer in die Besonderheit dieses merkwürdigen Hotels eindringt. Möglicherweise hätte sogar eine weitere halbe Stunde mit etwas konzentrierterem Inhalt ausgereicht. Wie jedoch schon jetzt erkennbar sein dürfte, gibt es sehr wenig Anhaltspunkte im Film, die eine tiefgreifendere Besprechung rechtfertigen würden. Auch meine Hoffnungen an den Schauspieler blieben gänzlich unerfüllt und sein bekanntes Gesicht dient als einziges elementares Aushängeschild für das ganze Werk – ein ziemlich dünner Faden, an dem sich eine Produktion aufhängt. Und “aufhängt” trifft es tatsächlich sogar sehr gut, denn eben jene stupide Abhandlung sorgt dafür, dass sich die Macher selbst das Leben schwer machen und dem Film von Beginn an keine Chance geben.
Was ein drastischer Titel, oder? Da bekommt man doch gleich Lust auf einen heftigen Thriller mit Verfolgungsjagden und einer ordentlichen Portion Action. Doch all das erhalten wir nicht einmal im Ansatz. Präsentiert wird uns letztlich ein Werk, welches offenbar die Begrifflichkeit „langsame Abhandlung“ erfunden haben muss, denn das Einschlafpotential anhand der stupiden und simplen Geschichte ist durchaus recht hoch. Nach einer gefühlten Ewigkeit, obwohl der Film nur 90 Minuten Spieldauer hat, kommt erstmalig ein leicht neugierig machender Ansatz ins Spiel, der jedoch recht schnell daran verpufft, dass zum einen der Film kurze Zeit später beendet ist und zum anderen keinerlei sinnvolle Aufklärung erfolgt oder zumindest eine Dramatisierung der angedeuteten Phänomene. Somit ist das Einzige, was wir die ganze Zeit beobachten dürfen ein Mann, der ein völlig unspektakuläres Leben führt, an einem schweren Tumor erkrankt ist und sein Lebensende selbst bestimmen möchte. Etwas dünn für einen guten Film, auch wenn ein leichter Ansatz einer interessanten Wendung die Schlussszenerie prägt. Da hilft tatsächlich auch nicht der namhafte Hauptdarsteller, denn Nikolaj Coster-Waldau ist zwar als Person nett anzusehen, aber wenn er schon vom Drehbuch her absolut nichts zu tun bekommt, kann auch ein schauspielerisches Talent nicht erblühen und Leben in eine Handlung bringen.