Review Fakten + Credits

Rezension

Der bemüht trendige Titel Gavin O‘Connors Fortsetzung THE ACCOUNTANT² seiner 2016er Action-Comedy THE ACCOUNTANT ist sehr wörtlich zu nehmen. Der zweite Kinoeinsatz des autistischen Titelcharakters (Ben Affleck), der sein Savant-Syndrom zur Buchhaltung internationaler Crime-Kartelle einsetzt, potenziert sämtliche Kernkomponenten des Vorgängers. Das gilt auch aberwitzige Twists, Logikbrüche und Kino-Klischees über neurodiverse Menschen und Autismus. Zweiter erscheint in der ungelenken Mischung aus Crime-Thriller, Action und Buddy-Comedy wie eine Kombination von Superkraft und lästigem Tick, den man sich einfach abgewöhnen kann. So wirkt Buchhalter Christian Wolff wie ein introvertierter Nerd mit Combat-Fähigkeiten statt Zwangsverhalten, dessen Hochbegabung sich nicht auf ein Gebiet beschränkt, sondern allumfassend ist.

Die charakteristischen Herausforderungen in sozialer Kommunikation treten bei ihm nur auf, wenn es dem erneut von Bill Dubuque verfassten Drehbuch gelegen kommt oder ein platter Gag gebraucht wird. Als wären ableistische Witze nicht geschmacklos genug, amüsiert sich die sadistische Story über Folter und willkürliche Gewalt. Spezialist für Zweite ist Christians Bruder Braxton (Jon Bernthal), der als Auftragskiller arbeitet und seine Wortkargheit mit Dauerredefluss kontrastiert. Dass Agentin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson), die ihre Unterstützung bei der Suche nach einer gekidnappten Familie braucht, das kritisiert, ist ein weiterer tumber Lacher. Die republikanisch-reaktionäre Rechtsmissachtung legitimiert der krude Plot ebenso wie das Ausspionieren unbeteiligter Zivilpersonen.

The Accountant 2 © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Letztes erledigt für Christian seine hauseigene Ausgabe des X-Men-College, in dem Kids mit ASD – augenscheinlich alle Savants – für ihn die digitale Drecksarbeit machen. Auch die bösen Menschenhändler, denen die Brüder auf der Spur sind, stationieren Kids in einer entlegenen Unterkunft. Aber weil die nicht annähernd so schick ist wie Christians Privatinternat, sind das die Bösen. Einer deren Handlanger ist ein Pizza-Fabrikant, weil Verschwörungen bekanntlich in Pizza-Läden stattfinden. Die alt-right Anspielungen, der neo-konservative Autoritarismus und die Verklärung von Vigilantentum verleihen der aberwitzigen Action-Komödie einen schalen ideologischen Beigeschmack. Der torpediert das abstruse Cash-Grab-Kino mehr als der Mangel an Spannung, Humor und Darsteller-Chemie.

Fazit

Neun Jahre sollten genug sein, um minimale Recherche über ASD zu betreiben – oder ein passables Drehbuch zu verfassen. Gavin O’Connor und Bill Dubuque brachten weder das eine noch das andere zu Stande. Ihr gänzlich suspensebefreites Sequel des angestaubten Action-Erfolgs ist ein weiteres geistloses Produkt vom Fortsetzungsfließband. Die unspektakuläre Action beschränkt sich auf ein paar Nahkampf-Szenen und Schießereien. Der Rapport zwischen Ben Affleck und Jon Bernthal wirkt verkrampft und ihr Schauspiel wie die bemühte Imitation der Stereotypen, nach denen ihre Charaktere geformt sind. Groteske Wendungen machen die hirnrissige Handlung unfreiwillig komisch, doch die menschenverachtende Moral und geschmacklosen Gags ersticken jedes Amüsement.

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