Review Fakten + Credits


Facettenreicher Archivmaterialschatz und Porträtfilm eines ehemaligen Skateboard-Profis. Das dokumentarische Langfilmdebüt von Max Eriksson taucht in den Werdegang des in Schweden geborenen Ali Boulala ein. Von den frühen Anfängen auf dem Skateboard über seinen Einstieg und Aufstieg im Profigeschäft bis hin zur tragischen Wendung. Wegbegleiter erinnern sich an Meisterschaften, gemeinsame Reisen und unbeschwerte wie leichtsinnige Jahre, verdeutlichen jedoch zugleich, dass THE SCARS OF ALI BOULALA nicht nur die Narben eines Profi-Skaters behandelt.

Rezension

The Scars of ALi Boulala

The Scars of Ali Boulala ©2022 Internationale Hofer Filmtage

Den jugendlichen Elan seines Hauptakteurs inszenatorisch zu eigen gemacht, zeigt die erste Hälfte des schwedischen Dokumentarfilms Boulalas Weg unter die begabtesten Skateboarder seiner Generation. Nicht nur die Mutter, auch andere Skate-Profis und Skatevideo-Produzenten (Ruben Glifberg, Arto Saari, Ewan Bowman uvm.) attestieren ihm früh ein besonderes Talent. Die Entwicklung seiner sportlichen Leidenschaft ist in zahlreichen Privataufnahmen festgehalten, als wären diese schon immer Teil einer Langzeit-Dokumentation gewesen. Die zahllosen Einblick in Jugend und das junge Erwachsensein des Protagonisten offenbaren sich als Fundgrube spektakulärer Aufnahmen, gefährlicher Stürze und Verwicklungen in Folge jugendlicher Leichtfertigkeit. Da ist es eine Bereicherung, dass etliche Momente, auch die, denen Respektlosigkeit und grobe Unvernunft zu Grunde liegen, von Boulala selbst oder seinen engen Freunde festgehalten wurde.

Statt anderthalb Stunden oberflächlicher Clip-Show, in welcher sich ausschließlich gelungene Skate-Stunts aneinanderreihen, vertieft sich THE SCARS OF ALI BOULALA spätestens mit seiner zweiten Hälfte deutlich. Nach ausschnittsweisen Einblicken in das Leben des jungen Heranwachsenden und seine Clique, thematisiert der Film schließlich einen tragischen Dreh- und Angelpunkt Boulalas Biografie. Ein erschütterndes Ereignis, nicht zuletzt ausgelöst durch ihn selbst. Ein Unfall, der Jahrzehnte später noch in Haltung und Stimme des Protagonisten unverkennbar ist und welcher ehrliche, ungeschminkte Reflektionen anstößt. Aus einer anfänglich vor Begeisterung und Leidenschaft strotzenden Sportdokumentation wird in klug aufgebauten Szenen und mit wirksamen Gegenschnitten und inszenatorischen Kniffen ein selbstreflexives, bewegendes Stück Film.

Fazit

Eine selbst für Zuschauer*innen ohne jedweden Bezug zum Skatesport packende Dokumentation. THE SCARS OF ALI BOULALA ist gelegentlich so eigen inszeniert und zusammengeschnitten, wie sich der Profi-Skater im Jugendalter gibt, mit zahllosen Privataufnahmen angereichert und auch über die Leidenschaft des Skatens hinaus aussagekräftig.

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