Review Kurzkritik Fakten + Credits
Wir befinden uns mittlerweile in der vierten Phase des Marvel Cinematic Universe. Die ersten drei Phasen wurden als die „Infinity Saga“ benannt und haben sich um die Infinity Steine und den Titanen Thanos gedreht, der versucht hat, diese sechs mächtigen Artefakte in seinen Besitz zu bringen. Schon früh wurde klar, worauf das große Finale hinauslaufen würde. In der ersten Phase wurden Helden wie Iron Man, Captain America, Thor, Hulk, Black Widow und Hawkeye eingeführt, um es erstmalig mit den Chitauri aufzunehmen, einer Alien Rasse, die unter dem Kommando Thanos‘ steht. In den weiteren Phasen haben wir neue Held*innen kennen gelernt, die alle gemeinsam in AVENGERS: INFINITY WAR und abschließend in AVENGERS: ENDGAME gegen die Bedrohung aus dem All angetreten sind.
Nun in der vierten Phase scheint vieles unklar. Die Marvel Fans warten seit 2019 auf einen roten Faden, einen Pfad, auf dem neue Avengers gemeinsam gehen können, doch bisher ist dieser nicht zu erkennen. Zwar wurde in diesem Jahr auf der San Diego Comic Con eine ganze Reihe an Filmen und Serien bekanntgegeben, und dass es sich diesmal um die „Multiverse Saga“ handelt, mit dem Schurken Kang am Ende, doch in den Filmen ist davon noch wenig zu erkennen. Stattdessen stellt sich bei vielen Fans allmählich ein Sättigungsgefühl ein. An Content mangelt es nämlich nicht, auf Disney+ erscheinen im Akkord neue Serien, doch an Serien wie SHE-HULK erkennt man, dass Inhalte künstlich aufgeblasen werden, um die Zuschauenden möglichst lange vor dem Bildschirm zu halten. Da ist es umso erfrischender, dass wir mit WEREWOLF BY NIGHT ein knapp einstündiges Special zu sehen bekommen, dass scheinbar eine ganz eigene Geschichte erzählt.
Darum geht es…
Nach dem Tod des legendären Monsterjägers Ulysses Bloodstone, verlangt sein mächtiges Artefakt, der Bloodstone, einem neuen Besitzer. Obwohl seine Tochter Elsa (Laura Donnelly) Anspruch auf den Stein erhebt, kommt es doch anders als Sie denkt. Da sie ihrem Vater vor vielen Jahren den Rücken gekehrt hat, hat dieser vor seinem Tod veranlasst, dass nur der fähigste Jäger in den Besitz des Steins kommen soll. Es werden mehrere Monsterjäger eingeladen, Meister ihres Faches, die in einem Wettbewerb einem finsteren Wesen den Garaus machen sollen. Der Gewinner dieses Wettbewerbes soll den Stein mit nachhause nehmen. Einer dieser Jäger ist Jack Russel (Gael García Bernal), er hat schon knapp 100 Opfer auf seinem Konto, mehr als jeder der anderen Jäger. Statt das Monster zu Jagen hat Jack allerdings einen eigenen Plan.
Rezension
Ist WEREWOLF BY NIGHT der Film, nach dem wir uns alle gesehnt haben? Der Film, der das MCU endlich vorantreibt? Nein! Trotzdem handelt es sich bei dem Film um eine sehr nette Abwechslung zu den sonstigen Inhalten von Marvel Studios. Der Film ist eine ganz klare Hommage an die frühen Monsterfilme von Universal Pictures aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Wir fühlen uns erinnert an Filme wie DIE MUMIE, DER UNSICHTBARE oder FRANKENSTEIN. Am offensichtlichsten dabei ist der visuelle Stil. Der Film setzt fast komplett auf schwarz-weiß Bilder und ist gefilmt wie ein Film aus den frühen Tagen von Hollywood. Statt Transformationen von Monstern zu sehen, schwenkt die Kamera weg und wir sehen die sich ändernden Schatten. Böse Zungen könnten jetzt sagen, dass durch diesen Trick etwas Geld gespart wurde, allerdings entwickelt der Film durch solche Spielereien einen ganz eigenen Charme.
Trotz der besonderen visuellen Umsetzung schafft es der Film nicht auf erzählerischer Ebene zu überzeugen. Wir sehen in WEREWOLF BY NIGHT eine weitere Geschichte von vielen, an die man sich im nächsten Jahr zur Halloweenzeit vermutlich nicht mehr erinnern wird. Der Film macht dabei einige der Fehler, die wir immer wieder in Marvel Filmen sehen. Statt eine ernsthafte Szene stehen zu lassen, wird diese durch Humor gebrochen, damit keine Chance entsteht, dass die Zuschauenden aus der Trance aufwachen. Gerade in einem Film, der mit Horror-Elementen spielt, fällt dies umso mehr auf. Dafür hat Marvel auf der anderen Seite wieder die üblichen Stärken ausgespielt und die Hauptfiguren perfekt besetzt. Wir begleiten mit Jack und Elsa zwei sehr charismatische Helden, von denen man sich mehr Auftritte in zukünftigen Projekten erhofft.
Geht Marvel neue Wege?
Der Film wird auf Disney+ als Halloween-Special beworben, und versucht mit seinem Monsterthema in die Horror-Kerbe zu schlagen. Man muss sagen, dass der Film überraschend brutal und für Marvel Verhältnisse viel explizite Gewalt zu sehen ist, hartgesottene Genre-Fans, werden bei WEREWOLF BY NIGHT aber nur müde lächeln. Es fliegen zwar mal Gliedmaßen durch die Gegend, oder es spritzt Blut, durch den Stil des Films wirken die Effekte allerdings unecht, eben wie bei einem alten Film, bei dem wir ohne Weiteres die visuellen Effekte durchschauen können. Vermutlich wurde durch die Stilisierung des Films geschickt ein R-Rating umgangen, amerikanische Zuschauer*innen können sich den Film also mit 14 Jahren ansehen. In Deutschland hat WEREWOLF BY NIGHT, als erstes Marvel Studios Projekt, eine Altersfreigabe ab 16 Jahren bekommen.
Fazit:
Wie üblich bei Marvel, macht man auch mit WEREWOLF BY NIGHT nicht viel falsch. Wenn man auf der Suche nach einem kurzweiligen Gruselspaß ist, der einen nicht zu sehr überfordert, ist man bei diesem kurzen Film an der richtigen Adresse. Ist man allerdings auf der Suche nach einem guten Horrorfilm, oder einem Film, der irgendwelche Emotionen auslöst, gibt es viele andere, auf die man eher zurückgreifen sollte. Trotzdem wären mehrere solcher kurzen Specials interessant, um neue Figuren einzuführen, wenn uns dafür Serien wie SHE-HULK erspart bleiben, wäre ich auf jeden Fall dabei.
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