Auf trockenen Gräsern |
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Veröffentlichung: 2023-07-12Genre: DramaLänge: 198 minutenBudget: $ 3,720,000 | |
ÜbersichtEin junger Kunstlehrer hofft, nach Beendigung seines Pflichtdienstes in einer abgelegenen Dorfschule in Anatolien nach Istanbul versetzt zu werden.Als Anschuldigungen wegen unangemessener Kontakte zu einer Schülerin auftauchen, schwinden seine Hoffnungen auf ein Entkommen und er gerät immer tiefer in eine existenzielle Krise. Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Wenn man in Nuri Bilge Ceylans humanistischer Humoreske ein Rascheln zu hören meint, ist das wohl eher das papierne Knistern der Drehbuchseiten statt der titelgebenden trockenen Gräsern. Sie bedecken erst in den letzten Momenten der über drei Stunden Laufzeit die karge Weite der abgelegensten Winkel Anatoliens, das der harte Winter nicht loslassen will. Die von der evokativen Eröffnungsszene an die Leinwand beherrschende Kälte wird zum gefälliges Gleichnis der wirtschaftlichen und intellektuellen Stagnation des schneebedeckten Schauplatzes. Er ist zugleich Exil und Refugium für die in einer Art mentalen Ménage-à-trois aufgestellten Figuren, um die sich die drei Kapitel der romanesken Handlung entspinnen.
Der Fokus des Regisseurs und Co-Drehbuchautors liegt auf Kunstlehrer Samet (Deniz Celiloğlu), der das letzte Jahr des obligatorischen Sozialdienstes ableistet. Während der joviale Hobbyfotograf, dessen Schnappschüsse der Dorfbewohnenden die elegische Inszenierung akzentuieren, nur an Abreise denkt, wirbt sein älterer Hausnachbar Kenan (Musab Ekici) auf Samets Anraten um die junge Kollegin Nuray (Merle Dizdar), die in ihrem Heimatort einen traumatischen Bombenanschlag verarbeitet. Die zentrale Beziehung ist jedoch Samets ambivalentes Verhältnis zur lebhaften Schülerin Sevim (Ece Bağcı), die ihn sexueller Annäherungen bezichtigt. Die Episode enthüllt durch ihre Legitimierung und Normalisierung pädophiler Übergriffigkeit das patriarchalische Fundament eines für Cannes Reaktionismus in mehrerer Hinsicht symptomatischen Wettbewerbsbeitrags.
Fazit
Die altmodische Eleganz der malerischen Szenen ummantelt eines narrativ und stilistisch gleichsam altbackenen Pädagogenporträts mit einem pseudophilosophischen Nimbus, der sich in paternalistischen Phrasen und grandiosen Gesten ausdrückt. Paradoxerweise tragen gerade die exzellenten Darstellerinnen dieses in seiner pittoresken Perfektion ermüdend egozentrisches Standardwerk Cannes konservativen Kanons, der das Festival genauso vereist wie die Winterkälte den Handlungsort.
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Originaltitel | Kuru Otlar Üstüne |
Kinostart | 12.7.2023 |
Länge: | 198 minuten |
Produktionsland | France |
Genre: | Drama |
Regie | Nuri Bilge Ceylan |
Executive Producer | Mediha Didem Türemen |
Producer | Alexandre Mallet-Guy | Nuri Bilge Ceylan | Janine Jackowski | Maren Ade | Sébastien Beffa | Nadir Öperli | Jonas Dornbach | Kristina Börjeson | Anthony Muir |
Kamera | Kürşat Üresin | Cevahir Şahin |
Cast | Deniz Celiloğlu, Merve Dizdar, Musab Ekici, Ece Bağcı, Erdem Şenocak, Yüksel Aksu, Münir Can Cindoruk, Onur Berk Arslanoğlu, Yıldırım Gücük, Cengiz Bozkurt, S. Emrah Özdemir, Elif Ürse, Elit Andaç Çam, Nalan Kuruçim, Ferhat Akgün, Eylem Canpolat |
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