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Review Fakten + Credits


Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht ©2022 Amazon Studios

22 Jahre nach Peter Jacksons erster DER HERR DER RINGE Verfilmung und neun Jahre nach dem letzten DER HOBBIT Film, hat Amazon Studios für ganze 250 Millionen US-Dollar die Rechte an den Werken des Vorlagengebers J. R. R. Tolkien erworben und setzt diese sogleich als Serie um. Voraussichtlich in fünf Staffeln mit jeweils 8 Folgen soll die Vorgeschichte der beiden bereits existierenden Trilogien mit recht umfangreicher kreativer Freiheit erzählt werden. Allein die Produktion der ersten Staffel hat dabei bereits rund 460 Millionen US-Dollar verschlungen und Amazon hat bereits angekündigt, dass ein Gesamtbudget von weit über eine Milliarde für die gesamte Entwicklung eingeplant ist. All dies geschieht jedoch ohne das Genie Peter Jackson, der 2018 zwar ankündigte womöglich beim Skript Unterstützung zu leisten, sich aber mittlerweile komplett davon distanziert hat.

Stattdessen wurde die volle Verantwortung für die Produktion und das Drehbuch in die Hände der beiden Newcomer John D. Payne und Patrick McKay gelegt. Das Duo wird auch an der Veröffentlichung der Neuverfilmung FLASH GORDON beteiligt sein und setzt in den einzelnen Episoden auf wechselnde Regisseure. So wurden die ersten beiden Folgen, die zudem gebündelt auf dem Streaminganbieter erscheinen werden, von J. A. Bayona inszeniert, der bereits mit SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT ein feines Händchen für Fantasyverfilmungen bewiesen hat. Auch DAS RAD DER ZEIT Regisseur Wayne Yip und THE WITCHER Regisseurin Charlotte Brändström bieten Anlass zur Vorfreude auf eine epochale Fiktion, in welcher auf große Hollywood-Starnamen gänzlich verzichtet wurde und stattdessen der Fokus auf die 22jährige französische CRAWL und DAVID COPPERFIELD Darstellerin Morfydd Clark rückt.

Darum geht es

Es ist der Beginn des zweiten Zeitalters in Arda. Morgoth, der Ursprung und Herr alles Bösen, überzieht Galadriels Heimat Valinor mit Krieg und nimmt ihrem Volk das Licht, woraufhin die Elben die Flucht nach Mittelerde antreten, um dort Schutz zu suchen. Doch Galadriel spürt, dass auch hier das Böse heranwächst und auf ihrer Suche danach, um es ein für alle Mal zu vernichten, begegnet sie immer wieder neuen Zeichen und Herausforderungen, denen vor allem ihr Verbündeter Elrond kein Glauben schenken mag. Während dieser die alte Freundschaft mit Prinz Durin IV wieder aufleben lässt, stößt das Volk der Brandyfoots auf einen unbekannten Eindringling, dessen Absichten Nori und ihre Freundin erst noch ergründen müssen.

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Rezension

Diese Review bezieht sich vorerst auf die ersten beiden Folgen der ersten Staffel.

Die Vorfreude auf eine Ausweitung der Geschichten aus Mittelerde ist bei allen Fans der Franchise absolut riesig. Bereits die ersten Trailer und Nachrichten verrieten, dass ein imposantes Spektakel erwartet werden kann. Diesen Hoffnungen wird DER HERR DER RINGE: DIE RINGE DER MACHT absolut gerecht. Bereits die ersten großen Bilder zeigen, dass erneut viel an echten Schauplätzen in Neuseeland gedreht wurde. Unzählige Weitwinkelaufnahmen auf Gebirge, Natur und fantasievolle Städte zeigen uns traumhafte Bilder und versetzen uns sofort wieder in die jugendhafte Begeisterung, die wir einst den DER HERR DER RINGE Filmen entgegenbringen konnten. Zudem erhalten wir glücklicherweise kein CGI Feuerwerk, wie wir es aus diversen modernen Produktionen bereits gewöhnt sind, sondern ist deutlich erkennbar, dass viele Kostüme und Masken professionell angefertigt wurden und dementsprechend auch eine überragende visuelle Qualität einbringen. Die Positionierung der Kamera stößt uns mehr als einmal darauf, dass Detailgenauigkeit allen enorm wichtig ist.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht ©2022 Amazon Studios

Auch die Ideenschmiede funktioniert tadellos und geht sowohl feinfühlig mit den bereits existierenden Werken und Geschichten um, nimmt sich aber auch das Recht raus, eigene Entwicklungen und Verflechtungen zu ergänzen, die ein stimmiges Gesamtbild erzeugen. Immer wieder lernen wir neue Kreaturen kennen, so dass die ersten beiden Folgen wirken, als wolle man einmal das gesamte Sortiment der optischen Imposanz ausspielen und somit deutlich auf sich aufmerksam machen. Da die Handlung mehrere tausend Jahre vor DER HOBBIT spielt, ist es selbstverständlich, dass es nur wenige Figuren gibt, die wir bereits kennen gelernt haben, doch ist es leicht sich auf die neuen Protagonist*innen einzulassen. Zudem rückt Galadriel, die zuvor noch hauptsächlich als Erzählerin fungierte, nun deutlich mehr in den Mittelpunkt und wir verfolgen ausführlich ihren Werdegang. Die Erzählstruktur ähnelt jedoch den früheren Werken und schwebt von Ort zu Ort, um uns mehrere Schicksale gleichzeitig vor Augen zu führen.




Ein holpriger Auftakt

Das erkennbar schwierige daran ist jedoch, dass Tolkien ein unfassbares Storyboard erschaffen hat, welches hier sichtlich eingebaut werden soll. Dieses erfordert allerdings eine Menge Kenntnisse, die lediglich die Konsumenten aller Schriftstücke Tolkiens kennen, weswegen bündig und dennoch logisch dem gegenwärtigen Publikum vieles erläutert werden muss. Dementsprechend verlieren sich die ersten Folgen etwas zu sehr darin die Geschichte aufzubauen. Die Folge daraus ist, dass die vielen neuen Figuren nur oberflächlich eingeführt werden und dadurch wiederum die ganz besondere Atmosphäre noch ausbleibt. Es sind stets die kleinen persönlichen Geschichten, die in DER HERR DER RINGE und DER HOBBIT dafür gesorgt haben, dass die monumentale Rahmenhandlung mit ausreichend Charme und Nähe ausgestattet wird. Bisher sehen wir jedoch in DER HERR DER RINGE: DIE RINGE DER MACHT nur eine breite Auswahl zusammengewürfelter Handlungsstränge, die allesamt auf das Fortschreiten der Story ausgelegt sind, nicht aber einfach nur eine schöne unbedeutende Anekdote abbilden.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht ©2022 Amazon Studios

Auch im Cast zeigt sich, dass wir uns noch etwas zu weit von der Fantasiewelt entfernt bewegen, in die die Fans eigentlich abtauchen wollen. Ausnahmslos alle Protagonist*innen sind sowohl im Aussehen als auch in der Persönlichkeit arg vermenschlicht und strahlen weder große Weisheit, noch besondere Schönheit, Eleganz, Stärke oder einfach nur Mut aus. Zwar kann argumentiert werden, dass entsprechende Charakterzüge, gerade bei den bereits bekannten Figuren, sich erst noch herausbilden werden, doch bisher könnte der Titel fast problemlos in HOUSE OF THE DRAGON abgewandelt werden, und der ein oder andere würde es womöglich nicht einmal merken. Es wird darüber hinaus versucht etwas mehr Diversität zu etablieren, auch wenn die Romanvorlagen hier teilweise kaum Möglichkeiten der Freiheit gebieten. Das Problem dabei ist jedoch, dass insbesondere das Volk der Zwerge sich arg von früheren Beschreibungen unterscheidet und daher einen viel zu krassen Bruch der Erwartungen hervorbringt.

Hohe Erwartungen

Es ist fast schon töricht, und in vielerlei Munde vielleicht sogar beleidigend zu sagen, dass immer wieder in einzelnen Szenen Vergleiche zum gescheiterten ersten ERAGON Film gezogen werden können. Doch leider kamen eben solche Gedanken mehrfach auf. Das mag auch daran liegen, dass der Score viel zu zögerlich und harmlos daherkommt und dieser die epochalen Momente nicht wirklich herausarbeiten kann. Verantwortlich für den Sound ist unter anderem wieder Howard Shore, der bereits bei den Peter Jackson Werken sich um die Komposition der legendären Filmmusik, die sogar mit Oscars® ausgezeichnet wurde, gekümmert hat.

Fazit

Der Beginn von DER HERR DER RINGE: DIE RINGE DER MACHT macht somit neugierig und fesselt vom ersten Moment an. Wir bekommen hochwertige Bilder, große Landschaften, beeindruckende Kostüme, überragende Schnittmengen mit früheren Filmen und vor allem interessante Geschichten, die das Fanherz höherschlagen lassen. Dennoch wird einiges an Potential nicht ausgeschöpft und es schleichen sich erwartbare Fehler ein. Atmosphärisch bleibt noch Luft nach oben, doch da bereits jetzt erkennbar ist wieviel Mühe in den Folgen steckt, besteht weiterhin die Hoffnung, dass auch die letzten Feinheiten sich mit dem Voranschreiten der Geschichte zunehmend im richtigen Licht positionieren.

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