Nach den Sandwürmern auf dem Wüstenplaneten, der Neubesetzung der Ghostbusters, Godzilla und Kong konnten sich auch die tierischen Herrscher vom Planet der Affen über eine Fortsetzung ihrer Filmreihe freuen. Für das Kinopublikum hierzulande blieb es diesen Monat nicht die einzige Sequel-oder Prequel-Verfilmung: Hier sind die Kinostarts im Mai 2024.
Und die wurden, nach dem ersten Startwochenende und Filmen wie dem Familienabenteuer MAX UND DIE WILDE 7: DIE GEISTER OMA, dem deutschen Schwarzweiß-Drama DER JUNGE, DEM DIE WELT GEHÖRT und der Wiederaufführung von STAR WARS: EPISODE 1 gleich von jenem neuen Teil der Planet der Affen-Reihe eingeleitet. Die Fortsetzung der Reboot-Reihe von Wes Ball setzt viele Jahrzehnte nachdem Freiheitskampf Caesars ein und bot trotz abermals gelungener Tricktechnik eher formelhaftes Blockbusterkino.
Noch weniger begeistern konnte ein weiterer Kino-Rückkehrer, diesmal im Animationsfilmbereich. Mit GARFIELD – EINE EXTRA PORTION ABENTEUER stand nach zwei Realverfilmungen aus den 2000ern ein neues Kinoabenteuer des verfressenen Katers an.
Nach zwei missglückten Versuchen Jim Davis’ Cartoon-Kater auf die große Leinwand zu verbrachten, hatten Mark Dindal und Sonys Produzenten bei GARFIELD – EINE EXTRA PORTION ABENTEUER ausführlich Gelegenheit, aus den Fehlern der Konkurrenten von Fox zu lernen. Doch stattdessen maximieren der Regisseur und sein Drehbuchautoren-Trio (…) die Mankos der filmischen Vorgänger. Deren Einnahmen stiegen und fielen antiproportional zu den Kritikbewertungen. Mit anderen Worten: Je schlechter ein GARFIELD Film rezensiert wird, desto mehr Kasseneinnahmen generiert er. (Lida Bach)
Träume eines ungleichen Duos
Die eindringlichere Animations-Alternative gab es noch am selben Startwochenende: ROBOT DREAMS von Pablo Berger. Dieser erzählt die Geschichte eines einsamen Hundes, der sich einen Roboter zulegt und mit ihm eine Freundschaft entwickelt. Eine Besonderheit der oscarnominierten Graphic Novel-Adaption: In 102 Minuten wird kein einziges Wort gesprochen.
Grundlage für Pablo Bergers Animationsfilm ist die gleichnamige Graphic Novel von Sara Varons, welcher in liebevollen wie detaillierten Animationen Leben eingehaucht wird. Ohne ein Wort auszusprechen, entwickelt sich die Geschichte über das Beisammensein und noch viel mehr über das anschließende Getrenntsein und allmähliche Fremdwerden beider Figuren. Dann fügt sich der beim Schlendern durch den Park und Rollschuhlaufen zuckersüß bebilderten Freundschaft mehr von der Ernsthaftigkeit und Tiefe bei, die die ersten Minuten versprachen. (Paul Seidel)
Imaginäre Freunde und tödliche Prophezeiungen
Als Animationsfilm beginnend und nach 15 Minuten in die reale Welt schlitternd, startete am zweiten Kinowochenende im April ein weiterer Film für die ganze Familie. IF: IMAGINÄRE FREUNDE erweckte imaginäre Gestalten aus Kindheitstagen zu neuem Leben, nicht jedoch das einwandfreie Familienkino.
Die homogene Hochglanz-Optik und simplizistische Story bieten einen passend phantasiearmen Retorten-Rahmen für die Schar CGI-animierter Titelfiguren, die mehr an Merchandising-Maskottchen erinnern als Erfindungen ungehemmter kindlicher Einbildungskraft. Letzte ist auffällig abwesend in John Krasinskis derivativer Inszenierung, die sich weder für die kreativen noch die symbolischen Möglichkeiten ihres zentralen Konstrukts interessiert. (Lida Bach)
Zum Kinostart konnten wir mit Rick Kavanian und Christiane Paul, die beide eine Synchronrolle in IF: IMAGINÄRE FREUNDE übernahmen, ein Interview führen:
Alles andere als Familienkino gab es im US-amerikanischen Horrorfilm TAROT – TÖDLICHE PROPHEZEIUNG mit selben Starttag. Basierend auf dem Roman Horrorscope von Nicholas Adams inszenierten Spenser Cohen und Anna Halberg ihr anderthalbstündiges Gruselstück über eine Freundesgruppe, die in einem Haus verfluchte Tarotkarten findet. Wohin die Reise des Horrorstreifens geht, lässt sich spätestens nach dieser kurzen Zusammenfassung erahnen, – was der Film mit Avantika Vandanapu und Harriet Slater in den Hauptrollen zu bieten hat ebenso: Standard Genrekost, die das Horrorkino nunmehr seit Jahren immer wieder auf die Leinwände oder auf die DVD-Wühltische spült.
TAROT: TÖDLICHE PROPHEZEIUNG ist wie bereits durch Trailer erwartet nicht das neue Highlight der Horrorwelt und die Erwartungen waren durch die Tatsache, dass es keine Pressevorstellung gab, niedrig. Jedoch ist das Sony-Gruselkabinett auch kein totaler Griff ins Klo, was trotzdem nicht für den Film spricht, da Filmfans die Idee mit einer Mordkette an Jugendlichen oder verfluchten okkulten Gegenständen bereits oft genug und besser gesehen haben. (Hel)
Gräber in der Wüste
Deutlich mehr Aufsehen als die meisten bisher genannten Filme erregte eine Woche später das Prequel zu MAD MAX: FURY ROAD. FURIOSA: A MAD MAX SAGA stellte, wie es der Titel unschwer erkennen lässt, die Figur der Furiosa und mit ihr Anya Taylor-Joy in den Vordergrund eines farbenfrohen wie actiongeladenen Leinwandsturms.
Das mit Miller’scher Megalomanie vollzogene World-Building wird zur unterhaltsamsten Stärke und entscheidenden dramaturgischen Schwäche des psychotischen Prequels. Das verschießt den Großteil der Kreativität und Laufzeit auf den Ausbau des fiktiven Kosmos statt seiner Charaktere, die hauptsächlich durch Outfit, Vehikel und Namen definiert werden. Der Spaß kommt wie beim filmischen Vorläufer durch den formidablen Cast, allen voran Ana Taylor-Joy, und die anarchische Grandiosität eines Szenarios. (Lida Bach)
An die Seite des großen australischen Actionkinos stieß im April eine deutsch-tansanische Dokumentation über die Folgen der deutschen Kolonialherrschaft und den jahrzehntelangen Kampf Einzelner für Wiedergutmachung und Aufarbeitung.
Agnes Lisa Wegners und Cece Mlays DAS LEERE GRAB benennt, reflektiert und fordert: benennt die Unmenschlichkeit, reflektiert die Vergangenheit und fordert die lang verwehrte, nachhaltige Auseinandersetzung. Aufwühlende Einblicke in den vielfältigen Aktivismus und die generationenübergreifende Suche seiner Protagonist*innen zeichnen einen nachdrückliches wie nahbares Porträt des Kampfes für die Thematisierung und Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen. (Paul Seidel)
Wir sind live
Vom realen Horror ging es zum Abschluss des Aprils noch einmal in Found-Footage-Horrorgefilde. In LATE NIGHT WITH THE DEVIL empfing David Dastmalchian als Fernsehmoderator eine Handvoll Gäste zum Thema übernatürliche Phänomene. Letztere machten erwartungsgemäß keinen Bogen um die kammerspielartige Genrekost.
Der vorangehende Auftritt des Scharlatans Christou (Fayssal Bazzi) und der Entlarvung paranormaler Phänomene verschriebenen Bühnenmagiers Carmichael (Ian Bliss) sind das atmosphärische Amuse-bouche des doppeldeutigen Dialogs des von Parapsychologin Dr. June Ross-Mitchell (Laura Gordon) begleiteten Teenagers. Der kennt einige düstere Geheimnisse des quotenversessenen Moderators, der wie zu erwarten mehr bekommt, als er erhofft hat. Genau wie das Publikum. (…) (Lida Bach)
Weitere Kinostarts im Mai
KNOCK KNOCK KNOCK von Samuel Bodin
TOUCHED von Claudia Rorarius
DER JUNGE, DEM DIE WELT GEHÖRT von Robert Gwisdek
ZWISCHEN UNS DAS LEBEN von Stephan Brize
IM LAND DER WÖLFE von Ralf Bücheler
BEAUTIFUL WEDDING von Roger Kumble
BAD DIRECTOR von Oskar Roehler
IT’S RAINING MEN von Caroline Vignal
NIGHTWATCH 2 – DEMONS ARE FOREVER von Ole Bornedal
WHAT HAPPENS LATER von Meg Ryan
AUF TROCKENEN GRÄSERN von Nuri Bilge Ceylan
DAS ZIMMER DER WUNDER von Lisa Azuelos
DER KOLIBRI von Lisa Azuelos
MIT EINEM TIGER SCHLAFEN von Anja Salomonowitz
MAY DECEMBER von Todd Haynes
ALLE DIE DU BIST von Michael Fetter Nathansky
DAS KLEZMER PROJEKT – EINE REISE AUF DER SUCHE NACH DEN WURZELN JIDDISCHER MUSIK von Paloma Schachmann und Leandro Koch
und weitere…
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