In den letzten Jahren sind Reisen ins All wieder in aller Munde. Nachdem die Menschheit den Mond erreicht hat, war das die weiteste Reise unserer Spezies. Nun befinden wir uns in einem Zeitalter, in dem uns der Mars durch technischen Fortschritt immer näherkommt. Doch wo sich zu Zeiten des kalten Krieges noch die Sowjetunion und die USA ein Rennen zum Mond geliefert haben, sind es nun die superreichen, die mit ihren eigenen Firmen die Erde verlassen wollen. So versuchen sowohl Amazon-Gründer Jeff Bezos, als auch Tesla-Chef Elon Musk reisen ins All und auch zu unserem roten Nachbarn möglich zu machen. In PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN begleiten wir nun eine Frau, die sich auf ihre Reise ins All vorbereitet.
Es handelt sich bei dem Film um die neuste Regiearbeit der französischen Regisseurin Alice Winocour, die mit ihren Filmen AUGUSTINE und DISORDER bereits für mehrere goldene Palmen in Cannes nominiert war. Wie schon in ihrem letzten Film, lässt die Regisseurin die Grenzen der Länder verschwimmen und hat mit PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN einen mehrsprachigen internationalen Film geschaffen. Für die Hauptrollen wurden dazu Eva Green (CASINO ROYALE), Matt Dillon (L.A. CRASH), Lars Eidinger (PERSONAL SHOPPER) besetzt, sowie die junge Schauspielerin Zélie Boulant, die im Film die Rolle von Eva Greens Tochter Stella übernimmt. In dem Drama geht es weniger um die Reise ins All, sondern eher darum, was die Astronaut*innen auf der Erde zurücklassen. Ob durch diesen neuen Ansatz ein sehenswerter Film entstanden ist, erfahrt ihr hier.
Darum geht es…
Sarah Loreau (Eva Green) träumt ihr ganzes Leben davon Astronautin zu werden. Bereits als kleines Mädchen hat sie in ihrer Fantasie die Erde verlassen, dabei wurde sie nie unterstützt. Laut ihrer Mutter gehören Frauen nicht in eine Rakete, sondern auf die Erde. Trotzdem hat sie sich nie von ihrem Traum abhalten lassen und bekommt nun die Chance an der ersten Marsmission teilzunehmen. Die Sache hat nur einen Haken. Sie ist Mutter und muss ihre Tochter auf der Erde zurücklassen. Stella (Zélie Boulant) weiß, dass es sich um den größten Traum ihrer Mutter handelt, doch je näher die Mission rückt, desto ängstlicher wird die Grundschülerin. Während Sarah mit Mike Shannon (Matt Dillon) und Anton Ocheivsky (Aleksey Fateev), den anderen Astronauten ihrer Crew, für den Flug zum Mars trainiert, lebt ihre Tochter bei ihrem Ex-Mann Thomas in Deutschland. So entfernen sich die beiden immer mehr voneinander und Sarah fällt es schwer sich auf ihre Mission zu konzentrieren. Sie ist kurz davor alles hinzuschmeißen und ihren Traum hinter sich zu lassen.
Rezension
PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN ist wie oben bereits erwähnt eine sehr internationale Produktion, bei der man immer wieder erstaunt darüber ist, in wie vielen verschiedenen Sprachen sich die Charaktere untereinander unterhalten. Da wir es hier mit Astronaut*innen zu tun haben, begleiten wir sehr gebildete und gut trainierte Menschen, wodurch es wenig überraschend ist, dass auch mal mitten im Gespräch die Sprache gewechselt wird. Dabei schaffen es alle Schauspieler*innen ihre Leistung aufrecht zu erhalten, auch wenn der Dialog von Französisch zu Englisch und dann zu Russisch wandert. Grundsätzlich muss man sagen, dass alle Schauspieler*innen großartige Leistungen bringen, an erster Stelle natürlich die Hauptdarstellerin Eva Green. Sie ist eine intelligente selbstbewusste Frau, die zwischen ihrer Karriere und ihrer Mutterrolle steht. Sie will beidem gerecht werden und gerät dadurch immer wieder an ihre Grenzen. Dabei gibt die Schauspielerin ihrer Figur zum einen eine unglaubliche Stärke, aber auch eine sehr menschliche Zerbrechlichkeit. Sie wirkt dadurch wie eine echte Person.
Die Handlung von PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN ist dabei relativ konventionell. Selbstverständlich fliegt man nicht jeden Tag ins All, allerdings begleiten wir Eva Green hauptsächlich beim Training und bei Telefonaten mit ihrer Tochter. Dabei wird eine sehr gradlinige Geschichte erzählt, die ihre Pfade nicht verlässt. Wir betrachten einen Ausschnitt aus dem Leben einer Frau, die kurz davor ist an ihrem Traum zu zerbrechen. Dem Film geht es allerdings weniger darum eine spannende Geschichte zu erzählen, als uns einen Einblick in das Innenleben einer zerrissenen Figur zu geben, was hier auf jeden Fall sehr gelungen ist. Gerade die Momente in denen Sarah auf ihre Tochter trifft sind herzerwärmend, gleichzeitig fühlen wir die Trauer der Astronautin, wenn ihre Tochter plötzlich nicht mehr auf Französisch, sondern auf Deutsch mit ihr spricht.
Zusätzlich behandelt der Film den Kampf einer Frau, die sich in einer Welt befindet, in der sexistische Stereotype immer noch tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Niemand glaubt an Sarah, tatsächlich kann sie nur an der Mission teilnehmen, weil ein anderer Astronaut ausgefallen ist. Der Film zeigt uns, dass es für eine Frau eine wesentlich größere Anstrengung ist ihre Träume zu erreichen, als sich ein Mann das jemals vorstellen kann. Seit ihrer Kindheit hat Sarah Steine in den Weg gelegt bekommen, hat sich aber trotzdem ihr ganzes Leben auf eine Reise ins All vorbereitet. Aber selbst kurz vor dem Ziel wird sie noch wie eine minderwertige Person behandelt. Da Alice Winocour ebenfalls am Drehbuch beteiligt war, ist es nicht unwahrscheinlich, dass hier viele Erfahrungen aus der Filmwelt eingeflossen sind. Gerade deswegen ist PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN, ein wichtiger Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Fazit
PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN ist ein sehr ruhiger Film, in dem es weniger um die Handlung geht als um die Figur, die im Zentrum des Geschehens steht. Wenn man hier einen Science-Fiction Film erwartet ist man an der falschen Adresse, hat man allerdings Lust auf ein intensives Charakterdrama, sollte man sich den Film auf keinen Fall entgehen lassen. Er ist zwar nicht perfekt, trotzdem möchte ich eine Empfehlung aussprechen, da sich der Film schon allein für das großartige Schauspiel von Eva Green lohnt.
In PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN begleiten wir Sarah Loreau (Eva Green), eine Frau, die schon als kleines Mädchen davon geträumt hat ins All zu fliegen. Nun soll sich ihr Traum endlich erfüllen, doch dies hat einen hohen Preis, sie muss ihre Tochter auf der Erde zurücklassen. Die kleine Stella (Zélie Boulant) wurde in ihren jungen Jahren bereits von ihrer Mutter auf den Abschied vorbereitet, doch je näher er kommt, desto schwieriger wird es für die Grundschülerin. Die beiden entfernen sich immer weiter voneinander und Sarah ist kurz davor alles hinzuschmeißen.
Der französischen Regisseurin Alice Winocour ist hier ein sehr emotionales Charakter-Drama gelungen, dass uns einen Einblick in die seelische Welt einer Astronautin gibt. Eva Green gibt ihrer Rolle eine wahnsinnige Tiefe und Menschlichkeit. Sie ist auf der einen Seite die starke und intelligente Astronautin, auf der anderen Seite ist sie eine Mutter, die eine tiefe Liebe für ihre Tochter empfindet. Sie zeigt uns dabei, wie schwierig es ist beides zu bewerkstelligen, insbesondere in einer Welt, in deren Wurzeln immer noch ein latenter Sexismus verankert ist. So ist ein Film entstanden, der uns auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt.
Originaltitel | Proxima |
Kinostart | 29.04.2021 |
DVD/Blu-ray – Release | 25.11.2021 |
Länge | ca. 107 Minuten |
Produktionsland | Deutschland | Frankreich |
Genre | Drama |
Verleih | Koch Films |
FSK |
Regie | Alice Winocour |
Drehbuch | Alice Winocour | Jean-Stéphane Bron |
Produzierende | Nina Frese | Isabelle Madelaine | Emilie Tisné |
Musik | Ryuichi Sakamoto |
Kamera | Georges Lechaptois |
Schnitt | Julien Lacheray |
Besetzung | Rolle |
Eva Green | Sarah Loreau |
Zélie Boulant | Stella Akerman Loreau |
Matt Dillon | Mike Shannon |
Aleksey Fateev | Anton Ocheivsky |
Lars Eidinger | Thomas Akerman |
Sandra Hüller | Wendy Hauer |
Trond-Erik Vassal | Jurgen |
Nancy Tate | Naomie Shannon |
Grégoire Colin | Sarah’s Doctor |
Igor Filippov | Dima |
Svetlana Nekhoroshikh | Vera |
Anna Sherbinina | Russische Journalistin |
Vitaly Jay | Star City Member |
Lionel Ferra | Exoskeleton Coach |
Eine simple Dokumentation über die Ausbildung von Astronauten. Als Titelfigur steht Sarah (Eva Green) im Mittelpunkt. Damit die Handlung etwas aufgelockert wird, taucht Sarahs Tochter Stella in ihr näheres Umfeld. Ihre Aufgabe ist es, etwas auf der emotionalen Schiene zu fahren und Muttern anzuhimmeln. Vater Thomas (Lars Eidinger) trudelt ebenso planlos um die Protagonistin herum wie Wendy (Sandra Hüller), der man überhaupt keine echte Position zuordnen kann. Da tut sich Kollege Mike (Matt Dillon) auch nicht viel leichter. Die starke Präsenz deutscher Schauspieler ist auffällig. Leider müssen hier alle unter der Regie von Alice Winocour mit gebremstem Schaum agieren, obwohl sie es mehrfach bewiesen haben, dass sie es echt draufhaben.
Eine Werbung für die bemannte Raumfahrt ist der Film keineswegs und die Profis, die den Job kennen, werden höchstens sachliche Kritik äußern. So gesehen ist es eine echte Talentverschwendung! Wen sollte der Streifen also interessieren? Vielleicht Tony Tonne? K.V.