Review
RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA ist nicht nur ein Biopic über die Renngeschichte Lancias, sondern auch eine Geschichte über Underdogs. Der Regisseur Stefano Mordini will das Gefühl des Kampfes zwischen David und Goliath omnipräsent halten und eine Art LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE im Rallye-Bereich präsentieren und dabei Elemente eine Biopics einweben.
Wenn es zu sehr nach Studio wirkt
Die deutsche Synchronfassung von RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA ist im ersten Moment nicht schlecht und die Übersetzung wirkt Akkurat. Dennoch ist bei mehreren Stimmen – besonders der Synchronstimme von Volker Bruch – herauszuhören, dass es eine Synchronfassung ist. Das Publikum merkt, dass Dialoge sich nicht organisch, sondern fast schon wie in einem Theater anfühlen. Ein Manko für Fans von eigentlich präzisen deutscher Synchronfassungen.

Race for Glory: Audi vs. Lancia ©2025 SquareOne Entertainment
Das ist besonders unpassend, da die Autos und Rennen in RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA wider aller Erwartungen nicht im Fokus stehen. Vielmehr geht es um die Karriere von Riccardo Scamarcio als Teammanager von Lancia, wodurch die Zuschauenden staubige Büros, Banketts, Hotelflure oder Lagerhallen untermalt von bedeutungsschwangeren Dialogen zu sehen bekommen. Ersehnte lange Aufnahmen von Rennen bleiben zumeist aus.
Die Sehnsucht nach Torettos Familie
Wenn RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA Rallye-Rennen präsentiert, können diese nicht überzeugen, da diese durch zerschnittene Fahrten, häufige Kurvenszenen und noch häufigere Cockpitszenen mit Fokus auf die Rennfahrer auffallen. Da der Film diesen Fahrern keine Tiefe oder irgendeine Hintergrundgeschichte gibt, existiert bei diesen auch keine Rivalität oder ein Spannungsaufbau. Einzig und allein bei Volker Bruch weiß das Publikum, dass er gerne Bienen züchtet, wobei die Arbeit des Imkers sogar von einem Jason Statham in THE BEEKEEPER glaubhafter verkörpert wurde.
Einzig das Sounddesign kann bei den Rennen von RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA überzeugen. Die dröhnenden Motoren, der Reifenabrieb und das Befahren der verschiedenen Untergründe wie Asphalt oder Kies kommen – besonders bei Heimkinoanlagen – zur Geltung. Jedoch wird das tadellose Sounddesign vom Score des Films torpediert, da dieser mit seinen dröhnenden Bässen sowie lauten Klängen gegenüber Dialogen und der Soundkulisse zu aufdringlich ist.

Race for Glory: Audi vs. Lancia ©2025 SquareOne Entertainment
Da bleibt nichts hängen
Durch Verschiebung des Settings von der Straße in Büros ist RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA sehr Dialoglastig, sodass davon ausgegangen werden könnte, dass die Dialoge besonders von sich überzeugen. Und sei es, um die durchschnittlichen Rennszenen zu kaschieren. Jedoch präsentiert der Film Unterhaltungen, sowie Sprüche von Journalisten, die für Fremdscham bei den Rezipienten sorgen.
Doch eigentlich hat RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA das gar nicht nötig, da der Film gerade im ersten Akt genug Witz hat und mit Seitenhieben, wie „Wie unterscheidet der Deutsche zwischen Wein und Essig? Er liest das Etikett.“ oder augenzwinkernden Schummeleien seitens Riccardo Scamarcio für herzliche Lacher sorgt. Jedoch verliert sich der Film ab dem zweiten Akt und kann nicht mehr mit seinem Charme das trockene Bürokratensetting auflockern.
Lang und dreist
Dass Daniel Brühl eine Fanbase hat, die Filme und Serien nur seinetwegen schaut, ist nichts neues. Da verwundert es auch nicht, dass RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA den deutschen Schauspieler auf seinem Cover und im Trailer zu Werbezwecken präsentiert. Umso ärgerlicher ist es für das Publikum und die Brühl-Fans dann, wenn diese erkennen müssen, dass sie auf eine Finte hereingefallen sind. Denn der ehemalige MCU-Antagonist hat eine ernüchternde Screentime von 10, maximal 15 Minuten und fällt meist durch grimmige Blicke auf.
RennRace for Glory: Audi vs. Lancia ©2025 SquareOne Entertainment
Doch auch die Lauflänge von RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA hat es in sich. Zwar wirken die 109 Minuten auf dem Papier knapp, fühlen sich aber bei der Sichtung wie eine Ewigkeit an. Die Zuschauenden schweifen ab, verfallen untereinander in Dialoge abseits des Films und lassen ihren Blick zum Smartphone wandern. Selbst finale Versuche seitens RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA, die Zusehenden noch einmal in seinen Bann zu ziehen, scheitern kläglich.
Fazit
RACE FOR GLORY: AUDI VS. LANCIA ist kein neuer LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE und könnte selbst beim FAST & FURIOUS Franchise noch etwas in Sachen Inszenierung der Rennen lernen. Auch die Hoffnung, dass wenigstens der Biopic-Part des Films überzeugen kann, schmilzt dahin. Denn am Ende wissen die Zuschauenden über Audi, Lancia oder die Rennfahrer genauso wenig, wie davor. Wer Rennfilme liebt, kann einen Blick wagen. Für die anderen Zusehenden hat der Film zu wenig PS unter der Haube.
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Originaltitel | Race for Glory: Audi vs Lancia |
Kinostart | 5.1.2024 |
Länge: | 94 minuten |
Produktionsland | France |
Genre: | Drama | Historie |
Regie | Stefano Mordini |
Executive Producer | Franco Giorgio | Marie-Gabrielle Stewart | Peter Watson | Matthew Baker | Ivan Kelava | Angharad Wood | Alainée Kent | Stefano Mordini |
Producer | Jeremy Thomas | Riccardo Scamarcio | Victor Hadida |
Kamera | Luigi Martinucci |
Visual Effects | Ermanno Di Nicola |
Musik | Andrea Venerus |
Cast | Riccardo Scamarcio, Volker Bruch, Daniel Brühl, Katie Clarkson-Hill, Esther Garrel, Giorgio Montanini, Gianmaria Martini, Haley Bennett, Giulio Brizzi |
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