Kamal Wasaki (Aboubakr Bensaihi) hat in Belgien eigentlich alles, was er braucht. Er ist erfolgreicher Gangsterrapper und hat eine herzliche Familie mit seiner Mutter Leila (Lubna Azabal) sowie seinem jüngeren Bruder Nassim (Amir El Arbi). Sie leben nicht im Luxus, haben aber alles, was sie brauchen. Doch einerseits wird er von den belgischen Behörden wegen Drogengeschäften verfolgt und will andererseits gleichzeitig nach Syrien, um dort ehrliche Hilfe zu leisten.
Doch durch eine Rekrutierungsaktion, bei der man sich zwischen Leben und Tod entscheiden muss, sieht Kamal sich gezwungen, dem IS anzuschließen. Da er keinen Menschen töten will, entschließt er sich, als Kameramann zu arbeiten, bis er realisiert, dass er damit die viel größere Waffe nutzt und fliehen will. Doch das ist nicht so leicht. Rakka ist wie eine Festung aufgebaut und in Belgien haben dschihadistische Rekruten seinen Bruder Nassim bei sich aufgenommen, um diesen als Druckmittel zu nutzen.
Review
Von den Machern von BAD BOYS FOR LIFE klingt eigentlich nach einer Sache, mit der kein Film werben will, aber REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS kann mehr, als das Publikum nur vom Gegenteil zu überzeugen. Keine billige Action oder Boomerjokes sind hier vorhanden, sondern packende Bilder, die gruselig unter die Haut gehen. Es ist Adil El Arbi und Bilall Fallah anzumerken, dass der Film ein Herzensprojekt von den Beiden war, da sehr viel Liebe, sowohl zur Story als auch zum Detail, in die Arbeit reingeflossen ist.
Immersiv und beklemmend
Der Kameramann Robrecht Heyvaert hat in REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS in Zusammenarbeit mit Regie, Produktion und Setdesign ganze Arbeit geleistet. Immer wieder fängt der Film erschreckende, beklemmende, aber auch ehrliche Bilder ein. Gerade bei Kampfhandlungen in Syrien nutzt die Kamera versteckte Schnitte sowie Choreografien, um lange Plansequenzen oder die Illusion dieser zu erzeugen. Dadurch wird das Publikum mit in das Geschehen hineingezogen und kann das Adrenalin fast quasi selbst schon spüren.
Gleichzeitig wirkt REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS durch die Kamera wie an vorderster Front gefilmt oder wie eine Reportage und dadurch nochmal realistischer. Eben durch Dokumentationen, Reportagen oder Interviews wissen die Zuschauenden, dass die Bilder des Films nicht überspitzt sind. Die Darstellung ist korrekt, wodurch diese noch immersiver und beklemmender wirkt. Während der Fokus der Nachrichten Syrien verlassen hat und nur noch auf der Ukraine oder dem Krieg im Gazastreifen ruht, zwingt REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS das Publikum sich durch die Bilder nochmal mit Syrien und dem immer noch andauernden Bürgerkrieg zu befassen.
Diese Bilder sind nicht nur Hinrichtungen, Schießereien oder Vertreibungen. Es sind auch Verwundete zu sehen, bei denen der Film auch nicht vor Kindern halt macht. Es ist erschreckend, macht wütend, bedrückend, fühlt sich aber nicht nach zu viel an, da die Darstellung realistisch ist und das REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS ausmacht. Hierbei stellt sich den Rezipienten allein die Frage ob aufgrund der expliziten Bilder von Verletzungen eine FSK-Freigabe ab 18 vielleicht besser gewesen wäre.
Die Welt ist nicht nur schwarz weiß
Im Gegensatz zu vielen einseitigen Berichterstattungen versucht REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS alle Seiten des Leids aufzuzeigen. Sowohl Assad als auch der IS, aber auch die belgische Regierung werden hier kritisiert. Am Beispiel von Aboubakr Bensaihi zeigt der Film das perfide Sklavensystem des Islamischen Staates auf. Neben den freiwilligen und komplett überzeugten Terroristen gibt es auch diese, die gezwungen werden, für den Daesh zu kämpfen, da sie sonst gefoltert und hingerichtet werden. normalerweise fällt es dem Publikum in Europa leicht, vom Sofa aus alle zu verurteilen und sie zu hassen, aber der Film regt zum Nachdenken an und stellt die Frage: „Was würde ich tun?“.
Gleichzeitig kritisiert REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS europäische Regierungen und Behörden. Diese fokussieren sich auf die Bekämpfung der Symptome, nicht aber der Ursachen. Rekruiter können Kinder am helllichten Tag manipulieren und zum IS treiben, ohne dass etwas geschieht. Lubna Azabal entlarvt die Behörden, da sie diesen treffend vorwirft, dass es ihnen egal ist, wenn Kinder mit Migrationshintergrund aus sozial schwachen Bezirken das Land verlassen, um zu sterben. Dabei berücksichtigen die Institutionen nicht, dass diese Kinder mit Sprengwesten zurückkommen können. Der Film differenziert. Wir sehen Menschen, die gutes tun wollen, aber zu bösen gezwungen werden. REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS zeigt auf, dass es nicht nur schwarz-weiß in der Welt gibt.
Von schlechten Synchros und falschen Bärten
Für Fans deutscher Synchronfassung ist REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS wahrlich kein Highlight. Die Stimmen wollen nicht zu den Charakteren passen und wirken teils wie deplatziert. Außerdem übersetzt der Film sowohl arabisch als auch belgisch, und französisch ins Deutsche. Wer die Kapazitäten dafür hat, schaut sich den Film im O-Ton mit Untertiteln an, da die Sprachen wechseln. Es ist noch einmal die realistischere Erfahrung, auch wenn sich bei Zahlen gelegentlich Fehler in den Untertiteln einschleichen.
Zudem stört Aboubakr Bensaihis Bart in REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS, da dieser an den falschen Bart aus THE EQUALIZER 2 erinnert. Anfangs sieht das Publikum ihn noch mit seinem echten Bart, der wie ein gepflegter kurzer Bart erscheint, doch mit Eintritt in den IS lässt er sich eine Schifferkrause – ein Vollbart ohne Schnurrbart – wachsen, die wie ein Kunstbart aus der Filmindustrie aussieht. Das ist keine Sache, die rausreißt, aber doch störend auffällt.
Wann ist es zu viel
REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS konzentriert sich nicht nur auf Aboubakr Bensaihi und seine Gefangenschaft im IS, sondern auch auf Songs sowie seine Familie in Belgien. Die Lieder bleiben dank der treffenden Message sowie dem rhythmischen Flow hängen, ergeben aufgrund der Rapkarriere von Aboubakr Bensaihi Sinn und schmiegen sich mit kreativen Musikvideos passend in die Handlung ein. Diese Songs werten den Film mit ihrer stimmigen Gesellschaftskritik auf, sind aber gleichzeitig auch noch ein Seitenhieb an den modernen, inhaltslosen Kommerzrap.
Der Fokus auf die Familie in Belgien, gerade auf die versuchte Rekrutierung von Amir El Arbi ist in der Theorie zwar spannend, jedoch liegt die komplette zweite Hälfte des Films auf dieser und die Handlung verliert sich hier, wodurch das Publikum mit den Gedanken abschweift. Erst das Ende knallt wieder rein, weckt das Publikum auf, erschrickt, macht wütend und kann sogar zu Tränen rühren.
Fazit
REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS schafft es, mit den Emotionen des Publikums zu spielen und Wut, Hass, Trauer sowie Verzweiflung zu erzeugen. Gleichzeitig lädt der Film dazu ein, sich erneut mit dem immer noch andauernden Bürgerkrieg in Syrien zu beschäftigen und schafft es dabei auch, dass die Zuschauenden sich selbst reflektieren. Doch auch, wenn die Regisseure hier bessere Arbeit als in BAD BOYS FOR LIFE abgeliefert haben, ist der Film nicht perfekt und hat gerade in der zweiten Hälfte einen Hänger drin, wodurch der Film um 20 Minuten hätte gekürzt werden können. Und trotzdem ist REBEL – IN DEN FÄNGEN DES TERRORS aufgrund seiner erschreckenden Bilder sowie der Handlung einen Blick wert.
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Originaltitel | Rebel |
Kinostart | 31.8.2022 |
Länge: | 135 minuten |
Produktionsland | Belgium |
Genre: | Action | Thriller | Drama |
Regie | Adil El Arbi | Bilall Fallah |
Executive Producer | Robin Kerremans | Michael Sagol | Adil El Arbi | Bilall Fallah |
Producer | Bert Hamelinck | Dimitri Verbeeck | Diana Elbaum | Jesus Gonzalez-Elvira | Brahim Chioua | Vincent Maraval |
Kamera | Robrecht Heyvaert |
Visual Effects | Kris Janssens |
Cast | Aboubakr Bensaïhi, Lubna Azabal, Tara Abboud, Amir El Arbi, Younes Bouab, Kamal Moummad, Fouad Hajji, Nassim Rachi, Saïd Boumazoughe, Malak Sebar, Majd Eid, Tommy Schlesser, Jennifer Heylen, Ala Riani, Hani Al Khalidi, Nadeem Rimawi |
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