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Review

aus dem Programm der 75. Internationalen Filmfestspiele von Berlin

Schweigend verbergen Gefängnismauern was genau sich im Arrest zwischen Pua und Mi Ji, zwei Mitgliedern einer kriminellen Bande abgespielt hat. Klar ist nur: den jungen Pua lassen die Gefühle auch nach seiner Entlassung nicht mehr los. Im Gegenteil, sie scheinen noch dringlicher zu werden und neben der lähmenden Perspektivlosigkeit und dem Festsitzen in unverrückbaren Hierarchien ausschlaggebender Grund zu sein, sich erneut und ohne großes Zögern auf den Boss und dessen kriminelle Geschäfte einzulassen. In Chu Pings Debütfilm stauen sich jene Gefühle in nüchternen Aufnahmen von zwielichtigen Beratungsräumen, leeren Straßen und unbelebten Apartments.

Orten, an denen das Zurückbleiben ohne Chance auf einen Ausweg beiläufigen und dennoch zermürbenden Charakter erhält. In manchen Momenten scheinen sie sogar vielsagender als die Figuren selbst, deren Charakterisierungen und Motivationen in bekannten Figurenabrissen vom jungen Draufgänger, einem erfahrenerem Gangmitglied und dem einfältigem Anführer blass und vage bleiben. Ihre Dynamik lebt mehr durch Auslassungen als durch melodramatische Zuspitzungen, Huan Guan Zhi und Shih Ming-shuai verkörpern die Facetten der Figuren öfter durch Blicke und Gesten als durch Dialoge. Tief hinein taucht der Film dabei weder in die von Veränderungen hin- und hergerissenen Charaktere, noch in deren zwielichtiges, sozial abgeschlagenes Umfeld oder die verbleibenden familiären Beziehungen.

ein junger Mann läuft durch eine Spielothek, in der einige Menschen an Tischen sitzen und zocken

Silent Sparks © Taiwan Public Television Service Foundation

Nur müde entspinnt sich dabei eine Eskalationsspirale, die Elemente bekannter Mafia- und anderer Genrefilme mit denen einer zurückhaltend ausgearbeiteten Liebesgeschichte verbindet. Letztere windet sich um destruktive Machtgefälle, unterdrückte Gefühle, der Sehnsucht nach Zärtlichkeit in einer abweisenden Welt und toxisches Verhalten, ohne ihrer Bandbreite an Emotionen jemals einen emotionalen oder inszenatorischen Befreiungsschlag zu ermöglichen. Ähnlich ergeht es den Bildern, die die Abgeschiedenheit der Protagonisten zwar immer wieder zu verstärken wissen, sich aber niemals wirklich einbrennen. Das gelingt am ehesten einer Schlüsselszene des Films, in der die Figuren gemeinsam an einer Waffe hantieren. Statt packend bleibt diese jedoch in erster Linie kitschig in Erinnerung.

Fazit

Gefühle und Gewalt brechen in Chu Pings Debütfilm nur selten aufgewühlt hervor, viel mehr schlummern sie unter der Oberfläche des prototypischen Genrefilm-Gerüsts. Statt jenes und die Facetten seiner Figuren aufzubrechen, verblassen Thrill und Emotionen in einer schmuckarm gefilmten Fingerübung.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel 愛作歹
Kinostart 24.6.2024
Länge: 78 minuten
Produktionsland Taiwan
Genre: Drama
Regie Ping Chu
Executive Producer Wu Yu-zhen
Producer 王姿元
Kamera Yu-Yu Huang
Cast 黃冠智, 施名帥, 鄭志偉, 范瑞君, 胡瑋杰, Ying-Hung Lee, Fivewood, 鄭傑元, Amy Hsu, Soon Chang, Li Guo-Zhen, Yi-Kuei Chen, Sheng-Han Chou, Chin-Liang Liao, Zhen Sheng Zhong

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