Review Kurzkritik Fakten + Credits


Kriegsfilme existieren schon fast so lange wie das Kino an sich. Viele Filmemacher*innen haben sich die Gräueltaten des Krieges zum Vorbild genommen, um folgenden Generationen zu zeigen, dass es im Krieg keine Held*innen gibt. Filme wie APOCALYPSE NOW, SCHINDLERS LISTE oder KOMM UND SIEH zeigen uns alptraumhafte Szenarien, die tiefe Narben auf den Seelen der Figuren hinterlassen. Ein aktuelles Beispiel ist das Remake von IM WESTEN NICHTS NEUES, in dem eine Gruppe junger Männer ihrem Land an der Front dienen will, um sich dann auf einem hoffnungslosen Schlachtfeld wiederzufinden. Mit THE AMBUSH ist nun ein weiterer Eintrag auf die lange Liste der Kriegsfilme gesetzt worden. Es handelt sich dabei um einen der größten Filme aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Regie geführt hat der französische Regisseur Pierre Morel, der vorher Filme wie 96 HOURS und FROM PARIS WITH LOVE inszeniert hat. Der Regisseur präsentiert uns hier eine wahre Geschichte, die sich vor einigen Jahren im Jemen zugetragen hat.

Darum geht es…

Nachdem im Jahr 2014 der Huthi-Konflikt im Jemen endete, kam es danach zu einer Militärintervention. Mehrere Staaten, unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate, arbeiten gemeinsam daran, den entmachteten Präsidenten zurück an die Macht zuführen. Es kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Al-Qaida Kämpfern. Im Jahr 2018 ist ein Militärkonvoi gerade dabei einige Hilfsgüter an bedürftige Dorfbewohner auszuliefern, als sie in einem Hinterhalt landen. Die Rebellen scheinen die Aktion lange geplant zu haben uns so nehmen sie die gepanzerten Militärfahrzeuge mit automatischen Waffen und Panzerfäusten ins Visier. Die drei Soldaten sitzen in der Falle, doch das Militär setzt alles daran, um sie aus den Fängen der Al-Qaida Kämpfer zu befreien. Doch auch ein gepanzerter Wagen wird dem Beschuss nicht ewig standhalten. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Rezension

Wenn man den Inhalt von THE AMBUSH das erste Mal hört, wird man unweigerlich an großartige Filme wie DER SOLDAT JAMES RYAN oder BLACK HAWK DOWN erinnert. Pierre Morel möchte mit seinem Film scheinbar in eine ähnliche Richtung gehen, doch leider Fehlen ein paar sehr wichtige Elemente, um den Film auf ein ähnliches Level zu bringen. Was uns häufig an Kriegsfilme fesselt, warum wir uns in die Figuren investieren, ist häufig die Menschlichkeit der Charaktere. Wir lernen sie kennen, die Soldat*innen sind ganz normale Menschen, wie du und ich. Es könnten unsere Nachbar*innen, unsere Freund*innen, unsere Brüder und Schwestern sein. Häufig lernen wir Figuren vor dem Konflikt kennen, sodass wir Zeit haben, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. THE AMBUSH, wirft die Charakterzeichnung völlig über Bord. Zu Beginn sehen wir ein paar aufgepumpte Typen, die gerade gemeinsam schwitzend Gewichte stemmen, und dann kurze Zeit später losfahren. Wir erfahren zwar, dass beispielsweise einer eine Tochter hat, das war es dann aber auch mit der Charakterisierung.

The Ambush Blu-ray Cover

The Ambush ©2023 Plaion Pictures

Die zweite große Schwäche von THE AMBUSH ist der fehlende Spannungsbogen. Der Film wirft uns nach ein paar Minuten direkt in die Action, und dann geht es 90 Minuten darum, wie Soldaten und Al-Qaida Tau ziehen. Man könnte nun anbringen, dass Pierre Morel hier sicher einen authentischen Film schaffen wollte, und sich an den Berichten der Soldaten orientiert hat. Auf der anderen Seite kann man sich dann die Frage stellen, warum er überhaupt einen Spielfilm und keine Dokumentation gedreht hat. Es hätte dem Film wesentlich besser gestanden, hätte die Handlung etwas früher angesetzt, sodass man etwas über die Dynamik in der Einheit lernt und einen tieferen Einblick in die Gedanken der Figuren bekommt. Wir hätten in Rückblenden sehen können, wie die Soldaten Zeit mit ihren Familien verbringen, um etwas Menschlichkeit zu sehen. Es fehlt dem Film komplett an emotionaler Fallhöhe. Obwohl es sich um eine wahre Geschichte handelt, sind die Figuren erstaunlich blass.

Langeweile durch zu viel Action

Womit der Film dafür keineswegs geizt, sind Actionszenen. Wir laufen von einem Schusswechsel in den nächsten. Dabei sehen viele der Szenen, gerade wenn es um Explosionen geht, erstaunlich gut aus. Auch die Schusswechsel machen zu Beginn noch Spaß, je häufiger sich die Szenen allerdings Wiederholen, desto mehr geht THE AMBUSH die Luft aus. Da es im Film darum geht, eine festgesetzte Einheit zu befreien, sehen wir außerdem die immer gleichen kargen Schluchten und Wüsten. Die ganze Welt fühlt sich dadurch sehr klein an, fast so als hätte man ein Stück Land für einen Filmdreh abgesperrt. Als Zuschauer*in stellt sich dadurch sehr schnell Langeweile ein, obwohl ein Kugelhagel nach dem anderen über den Bildschirm saust. Das Drehbuch fühlt sich fast an, als wäre es von einem Kind geschrieben worden, dass mit Spielzeugsoldaten im Sandkasten gesessen hat.

Was den Film letztendlich unerträglich macht ist sein einseitiger Blick auf den Krieg und sein überzogener Patriotismus. Die Soldaten werden uns als Testosteron geladene Actionhelden präsentiert, die zu keiner Zeit hinterfragen, was sie machen. Sie kämpfen stolz für ihr Land. Der Film wird dabei zu keiner Zeit zu einem Anti-Kriegsfilm. Es wird niemals hinterfragt, ob der Krieg sinnvoll ist. THE AMBUSH zeigt uns ein gefährlich simples Bild. Es gibt Gut und Böse, Schwarz und Weiß.

Fazit:

THE AMBUSH ist vermutlich einer dieser Filme, die kaum jemand bei uns sehen wird, was vielleicht auch gar nicht schlecht ist. Gerade wenn man schon seit Jahrzehnten gut produzierte (Anti-) Kriegsfilme kennt, dann wird man bei diesem Film nicht mal müde lächeln. THE AMBUSH erzählt uns zwar eine wahre Geschichte, trotzdem gelingt es zu keinem Zeitpunkt, dass man eine Verbindung mit den Figuren aufbaut. Die Soldaten, die im Zentrum der Handlung stehen, sind alles plumpe Testosteron-Macho-Actionhelden, dass man sie kaum voneinander unterscheiden kann. Da hilft es auch nicht, dass wir sie nicht kennen lernen. Stattdessen präsentiert uns der Film über knapp anderthalb Stunden immer und immer wieder dieselben Actionszenen.

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