Review Fakten + Credits


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Review

Auf den ersten Blick scheint das Leben auf den Balkons, auf welchen sich auch die Hauptfiguren von BALCONETTES wiederholt zusammenfinden, recht idyllisch. Menschen unterhalten sich, machen Handstand, Yoga, spielen Saxophonklänge in die dicke Sommerluft. Doch schon der zweite Blick offenbart Risse im harmonisch eingefangenen Wimmelbild: eine Frau liegt am Boden, sie schläft nicht, sonnt sich nicht. Sie ist und bleibt nicht das einzige Opfer häuslicher, patriarchaler Gewalt, der der zweite Spielfilm von Noémie Merlant, die gemeinsam mit der PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN-Regisseurin Celine Sciamma am Drehbuch schrieb, ein aufgewühltes weibliches Figurentrio entgegensetzt.

Porträt drei junger Frauen in Flammen

Zu ihnen zählen Nicole (Sanda Codreanu), die an einem Buch über die Affäre einer schüchternen Frau mit ihrem Nachbarn arbeitet, das aufgeweckte Webcam-Model Ruby (Souheila Yacoub) und Élise (Noémie Merlant), die Schauspielerin, die im Monroe-Look die Bühne des Films betritt – ein Dreigespann, das vom drückenden Sonnenschein in eine blutige Spirale rutscht, als Ruby sich gegen eine Vergewaltigung durch ihren Nachbarn wehrt und den Fotografen versehentlich umbringt.

Der geheimnisvolle Nachbar von gegenüber (Lucas Bravo) hat die drei Freundinnen zu sich eingeladen. Er flirtet mit Élise (Noémie Merlant, Mitte), was ihre Freundin Nicole skeptisch mit ansieht (Sanda Codreanu).

The Balconettes © 2024 PROGRESS
Filmverleih Nord-Ouest Films –
France 2 Cinéma

In einem aufgeregten Genremix bedient sich BALCONETTES an Comedy-, Thriller- und Horrorelementen, ohne dabei in den einzelnen Facetten wirkungsvoll aufzugehen. Schwarzer Humor dient Merlant als ein Ventil, sich mit eigenen schrecklichen Erfahrungen auseinanderzusetzen, das aufgesetzte, überzeichnete Figurendrama hingegen nicht dazu, die Facetten und Beziehungen des Hauptcharaktertrios oder die grob geschnitzten Konflikte rundum misogyne Gewalt und Missbrauchsstrukturen tiefer auszuarbeiten.

Heiße Luft

Nach dichtem Beginn strickt sich die Geschichte, die in manchen schrillen Charakterzeichnungen nicht umhinkommt, selbst Stereotype zu reproduzieren, bis an den Rand des Übersinnlichen fort. Geisterhaft kehren Männer, Täter wieder, heften sich an die Fersen der Protagonistinnen, erweisen sich als ebenso hartnäckig und kaum totzukriegen wie die Mechanismen des Patriarchats in der Realität.

Vordergründig schwitzt ganz Marseille unter der sengenden Sommersonne, hinter der Hausfassade und den niemals zurückhaltenden Bildern von Evgenia Alexandrova jedoch köchelt die Wut. Mit seiner nach dem ersten blutigen crescendo an Spannung und Schlagkraft einbüßenden Geschichte bietet BALCONETTES jedoch weder Erfrischung von ersterer, noch wirklich bleibende Entwicklungen oder Figureneinblicke..

. l. n. r.: Ruby (Souheila Yacoub), Nicole (Sanda Codreanu) und Élise (Noémie Merlant) fahren auf das Meer, um einen Koffer mit belastendem Inhalt loszuwerden.

The Balconettes © 2024 PROGRESS
Filmverleih Nord-Ouest Films –
France 2 Cinéma

Fazit

Unter der brütenden Sonne Marseilles bleiben launische Gewaltspitzen, eine selten vor Spannung, sondern eher wegen seines Settings schweißtreibende Atmosphäre und die ein oder andere bittere, aber keineswegs neue Erkenntnis. Und die Gewissheit, dass es zuletzt schon konsequentere, groteskere und einprägsamere queere Genreritte gegeben hat. Rose Glass‘ LOVE LIES BLEEDING zum Beispiel.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Les femmes au balcon
Kinostart 15.11.2024
Länge: 104 minuten
Produktionsland France
Genre: Komödie | Horror | Fantasy
Regie Noémie Merlant
Producer Pierre Guyard
Kamera Evgenia Alexandrova
Musik Uèle Lamore
Cast Souheila Yacoub, Sanda Codreanu, Noémie Merlant, Lucas Bravo, Nadège Beausson-Diagne, François Cottrelle, Christophe Montenez, Augustin Palvanh, Emanuele Carfora, Henri Cohen

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