Rezension
Dass ein Film über Sektion 31, den gleichnamigen Geheimdienst der Sternenflotte, sowohl stilistisch als auch inhaltlich andere Wege einschlagen würde als viele der vorherigen Filme und Serien des Star Trek-Universums, war erwartbar. Statt die moralischen Grauzonen der vor allem in Serienform schon durch fragwürdige Prinzipien in Erscheinung getretenen Organisation allerdings in einem dystopischen Thriller auszuleuchten, widmet sich der Film von Olatunde Osunsanmi dieser und ihren Verstrickungen nur äußert oberflächlich. STAR TREK: SECTION 31 interessiert sich mehr für ein beliebiges Space-Adventure als für ethische Konflikte, ist mehr darauf aus, Kostüme und Effekte auszustellen als hinter die Maskerade der Sektion 31 zu schauen. Jene wirkt am ehesten wie eine Einladung, einmal freizudrehen zu können, ohne reizvolle wie aktuelle Aspekte ernsthaft vertiefen zu wollen.

Star Trek: Section 31 ©2025 Paramount Pictures
Everything, everywhere: Michelle Yeoh
Dreh- und Angelpunkt des Films, der als erster von nunmehr vierzehn Filmen des Franchises nicht im Kino, sondern ausschließlich auf Paramount + zu sehen ist, ist Philippa Georgiuo (Michelle Yeoh) in der Version des alternativen Universums. Gemeinsam mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe soll sie als Teil der Sektion 31 die Vereinte Föderation der Planeten vor einer ernstzunehmenden Bedrohung schützen: Einer Waffe mit dem Namen Godsend, deren Einsatz totale Vernichtung zur Folge hätte.
Ein Plot, wie man ihn weniger aus dem Star Trek-Universum, sondern eher aus zahlreichen Comicverfilmungen kennt und der sich an vielen Stellen auch genau nach dieser Art temporeichen, entleerten Filmwelt anfühlt. Eine aufgeblähte Bedrohung, austauschbare Nebenfiguren, die sich am ehesten durch ein bestimmtes Gimmick charakterisieren, effekttechnisch solide Licht- und Schnittgewitter, Einläufe in Zeitlupe – nur eben mit pflichtbewussten Star Trek-Anstrich. Michelle Yeohs Auftritt ist darin zwar nicht preisverdächtig, ihre Performance aber tragend: Ohne sie hätte der Film wohl gänzlich an Identität verloren.

Star Trek: Section 31 ©2025 Paramount Pictures
Ihre Verkörperung der einstigen Imperatorin, die bereits in STAR TREK: DISCOVERY eine Handvoll Auftritte hatte, prägt Teile des Films nicht nur durch die enge Verknüpfung mit ihrer Hintergrundgeschichte, sondern auch mit ihrer munteren Spielfreude. Ihr gegenüber verblassen sämtliche weitere Crewmitglieder zu konzeptionellen Handlangern der Geschichte, die kaum einen gewichtigen Konflikt heraufbeschwört. Das ist angesichts der Möglichkeiten, die eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem Geheimdienst, dessen grenzüberschreitenden Methoden und moralischen Konflikten seiner Agent*innen, mit sich gebracht hätte, nicht nur ernüchternd, sondern ärgerlich.
Im fahlen Streaminglicht
Von einer substanzreichen Ausgangslage bleibt so nicht mehr als ein effektvoll ausstaffiertes, stellenweise schon parodistisch dargebotenes Science-Fiction-Abenteuer. Nicht spaßig und kreativ genug wie die Animationsserie STAR TREK: LOWER DECKS, nicht wahnhaft oder bizarr genug wie einzelne Episoden der Originalserien und auch nicht im Ansatz so konzentriert oder erzählerisch ausgeklügelt wie andere Folgen dieser. Stattdessen mehr marveleske Verstrickungen, mehr Lens Flare ala J.J. Abrams, und letztlich, Streamingrelease hin und oder her, mehr müder und generischer Blockbuster.
Fazit
Die Türen hinter die Kulissen der titelgebenden Geheimorganisation bleiben weitgehend verschlossen, geöffnet sind sie hingegen für so manche Michelle Yeoh-Enthusiast*innen. Sie ist wohl das einprägsamste Element des aktuellsten Star Trek-Spin-offs, das mit seiner schrecklich beliebigen Crew und Geschichte zu keiner Zeit über ein austauschbares Streaming-Abenteuer hinausreicht.
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Originaltitel | Star Trek: Section 31 |
Kinostart | 15.1.2025 |
Länge: | 110 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Science Fiction | Abenteuer | Action | Drama | TV-Film |
Regie | Olatunde Osunsanmi |
Executive Producer | Craig Sweeny | Olatunde Osunsanmi | Michelle Yeoh | Alex Kurtzman | Aaron Baiers | Rod Roddenberry | Trevor Roth | Frank Siracusa | John Weber |
Producer | Ted Miller | Dana N. Wilson |
Kamera | Glen Keenan |
Musik | Jeff Russo |
Cast | Michelle Yeoh, Omari Hardwick, Sam Richardson, Kacey Rohl, Sven Ruygrok, Robert Kazinsky, Humberly González, James Hiroyuki Liao, Miku Martineau, Augusto Bitter, Joe Pingue, James Huang, Nikita Kim, Cindy Goh, Houston Wong, Sonja Smits, Emily Mei, Adam Kenneth Wilson, Jimmy Chimarios, Shani Scherenzel |
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