The Negotiation ©2021 Busch Media Group

Son Ye-jin und Hyun Bin zählen zu den beliebtesten Schauspieler*innen Südkoreas, in Europa sind die beiden bisher nur den wenigsten ein Begriff. Durch die Erfolge, die das südkoreanische Kino in den letzten Jahren feiert, könnte sich das jedoch bald ändern. Seitdem Regisseur Bong Joon-ho mit PARASITE im Jahr 2020 den Oscar für den besten Film gewonnen hat, gelangen immer mehr Produktionen aus dem geteilten Land zu uns nach Deutschland und der Erfolg nimmt kein Ende. Mittlerweile ist SQUID GAME die erfolgreichste Serie des Streaminganbieters Netflix, wodurch nun auch die breite Masse voller Erwartungen nach Asien blickt. Viele Fans der südkoreanischen Produktionen schätzen die Kreativität, die sich in den Filmen und Serien wiederfindet. Durch Produktionen aus Hollywood, sind wir die immer gleichen Formeln gewohnt, die nun aus einem kleinen Land im Süden des asiatischen Kontinents aufgewirbelt werden.

Bei THE NEGOTIATION handelt es sich nun um das Regiedebut von Lee Jong-suk, der zuvor lediglich als Drehbuchautor für kleinere Produktionen tätig war. In seiner ersten Regiearbeit präsentiert er uns einen Thriller, der versucht aus geringen Mitteln eine große Spannung zu erzeugen. Wie der Titel bereits verrät ist der Film eine lange Verhandlung zwischen einem Geiselnehmer und der Polizei, bei dem sich die Hintergründe langsam entfalten. In meinem Text könnt ihr nachlesen, ob THE NEGOTIATION mit anderen Filmen aus Südkorea mithalten kann, oder ob sich Lee Jong-suk mit seinem ersten Film etwas übernommen hat.

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Darum geht es…

Ha Chae-yun (Son Ye-jin) ist eine Polizistin, die auf das Verhandeln mit Verbrechern spezialisiert ist. Da sie im Gegensatz zu ihren Kollegen fließend englisch spricht, wird sie aus ihrem Urlaub zu einem Fall gerufen. In einem Haus werden eine Frau und ein Mann als Geiseln festgehalten und die Geiselnehmer sprechen kein koreanisch. Chae-yun übernimmt das Ruder und schafft es ins Haus zu kommen, obwohl ihr Captain eigentlich nicht von dem Plan überzeugt ist. Er gibt ihr eine halbe Stunde Zeit die Geiseln zu befreien. Während sie im Haus mit den Tätern verhandelt entsteht vor dem Haus ein Machtkampf zwischen verschiedenen Polizeieinheiten. So wird das Haus kurze Zeit später gestürmt, und beide Geiseln werden im Eifer des Gefechts getötet. Für die Polizistin steht fest, sie wird ihre Karriere an den Nagel hängen. Sie reicht ihre Kündigung ein und zieht sich zurück.

Es dauert nur wenige Tage, bis sie erneut zur Arbeit gerufen wird. Sie lehnt erst ab, bis sie hört, dass ihr Captain als Geisel genommen wurde und der Geiselnehmer explizit nach ihr fragt, wenn sie nicht kommt, würde es der Captain mit dem Leben bezahlen. Sie willigt ein und führt fortan die Verhandlungen über Videocalls mit Min Tae-gu (Hyun Bin), einem Waffenhändler, der sich in Thailand aufhält und dort Kriminelle mit koreanischen Waffen versorgt. Doch es scheint ihm nicht um Geld zu gehen, er scheint eine persönliche Agenda zu verfolgen. So versucht die Kommissarin dem Geiselnehmer mit geschickten Fragen sein Geheimnis zu entlocken und muss feststellen, dass sie einer großen Verschwörung auf der Spur ist.

Rezension

Ähnlich wie bei anderen Filmen aus Südkorea, handelt es sich auch bei THE NEGOTIATION um einen rasanten Thriller, der zum Teil mit den westlichen Sehgewohnheiten bricht, aber nicht ganz an die Qualitäten anderer Streifen aus dem Land herankommt. Was den Film sehr interessant macht, ist dass wir ohne Umschweife in die Handlung geworfen werden, bevor wir irgendeine Figur kennen lernen. Der Film startet an einem Haus, an dem Kommissarin Ha mit Geiselnehmern verhandeln muss. Wir lernen die Figuren dabei durch ihre Handlungen kennen und bekommen schnell ein Gefühl dafür, was in den einzelnen Charakteren vorgeht. Dabei erzeugt der Film eine große Spannung, mit einer Kamera, die sich immer dicht an den Figuren befindet und einem treibenden Soundtrack. Gerade durch die Kameraarbeit bekommen wir zu jeder Zeit einen Einblick in die Gefühlswelt der Polizistin.

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Selbstverständlich funktioniert das nur, wenn die Schauspieler*innen über die nötigen Fähigkeiten verfügen. Son Ye-jin und Hyun Bin sind dabei über jeden Zweifel erhaben, sie geben ihren Figuren Tiefe und Emotion, sodass wir am Ende des Films zwei sehr nachvollziehbare Figuren präsentiert bekommen. Die stärksten Momente erzeugt der Film dabei in den Gesprächen zwischen den beiden Schauspieler*innen. Beides sind sehr intelligente Figuren, die mit ihren Worten umeinander tänzeln und versuchen Informationen aus dem/der Gegenüber herauszubekommen. Obwohl THE NEGOTIATION mit beiden Schauspieler*innen als Hauptdarsteller*innen beworben wird, muss man doch sagen, dass der Fokus ganz klar auf Son Ye-jin liegt. Der Schauspielerin gelingt es allen anderen die Show zu stehlen, insbesondere wenn sie ihrer Verzweiflung gehör verschafft. Etwas gewöhnungsbedürftig dagegen ist Ahn Hyuk-soo, der Partner von Kommissarin Ha. Die Figur wird als Comic-Relief eingeführt und dient damit nur dazu Humor zu erzeugen. Eine lustige Rolle hätte es in diesem ernsten Thriller allerdings nicht gebraucht.

Auf Messers Schneide

Eine weitere Stärke von THE NEGOTIATION ist die Schonungslosigkeit, mit der die Handlung vorangebracht wird. Es ist im Film sehr wohl möglich, dass Geiseln sterben, keine Figur scheint vor dem Tod sicher zu sein, wodurch eine Fallhöhe erzeugt wird. Gerade von Hollywood-Produktionen wissen wir, dass selten Figuren umgebracht werden, dadurch wird ein großer Teil der Spannung genommen. In diesem Film kann man nur schwer einschätzen, ob die Geiseln unbeschadet aus der Situation herauskommen. Trotzdem sind einige Elemente der Handlung doch sehr vorhersehbar, irgendwann erkennt man worauf die Geschichte hinauswill und gerade gegen Ende geht dem Film etwas die Luft aus.

The Negotiation ©2021 Busch Media Group

Abgesehen davon, dass es sich bei THE NEGOTIATION um einen sehr unterhaltsamen Thriller handelt, ist der Film eine Kritik an der südkoreanischen Regierung und der Polizei im Land. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Krimis, die aus dem Land zu uns nach Europa kommen. Durch die Geschichte des Landes, scheint es immer noch sehr autoritäre Strukturen in der Polizei zu geben, sodass zwischen verschiedenen Abteilungen der Polizei Machtkämpfe herrschen, wodurch das Wohl der Bürger aus den Augen verloren wird. In Filmen wie A HARD DAY oder MEMORIES OF MURDER, werden uns ebenfalls die Willkür der südkoreanischen Polizei vor Augen geführt, allerdings noch etwas greifbarer als in THE NEGOTIATION.

Fazit

Auch wenn ich ein paar Kritikpunkte an THE NEGOTIATION habe, handelt es sich bei dem Film immer noch um einen sehr spannenden Kriminal-Thriller, der gerade im Vergleich zu vielen amerikanischen Produktionen sehr positiv hervorsticht. Der Regisseur schafft es zwar nicht an die Qualitäten eines Bong Joon-ho heranzukommen, dafür dass es sich um ein Erstlingswerk handelt muss man Lee Jong-suk doch großen Respekt zollen. Er erzählt uns eine fesselnde Geschichte, bei der sich langsam ein großes Gesamtbild ergibt. Insbesondere die beiden Hauptdarsteller*innen Son Ye-jin und Hyun Bin haben eine großartige Chemie, wodurch sie während der Dreharbeiten auch als Paar zueinander gefunden haben.

Bei THE NEGOTIATION handelt es sich um das Regiedebut des südkoreanischen Regisseurs Lee Jong-suk. In seinem Film erzählt er die Geschichte der Polizistin Ha Chae-yun (Son Ye-jin), die auf die Verhandlungen mit Kriminellen spezialisiert ist. Nachdem ein Geiseldrama blutig geendet ist, beschließt die Kommissarin ihre Karriere zu beenden. Doch wenige Tage später wird sie zurückgeholt. Der Polizeikapitän wird in Thailand festgehalten und der Geiselnehmer fragt explizit nach ihr, ansonsten würde der Captain mit dem Leben bezahlen. Also versucht Kommissarin Ha herauszufinden, was der Waffenhändler Min Tae-gu (Hyun Bin) vorhat. So entspinnt sich ein spannendes Geiseldrama, das von den Interaktionen der beiden Hauptfiguren lebt. Sie versuchen dem/der jeweils anderen Geheimnisse zu entlocken und umtanzen sich dabei in geschickten Dialogen. Gerade zu beginn ist der Film sehr fesselnd, je mehr Geheimnisse ans Licht kommen, desto mehr geht dem Film allerdings die Luft aus. Trotzdem ist Lee Jong-suk ein Film gelungen, der positiv aus der Masse der Thriller hervorsticht.

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