Darum geht es
Im New York Anfang der 80er träumt der junge Paul von einer Karriere als gefeierter Künstler. Seine neurotische Mutter und der cholerische Vater hingegen wollen den aufmerksamkeitssüchtigen Jungen hingegen auf die Elite-Schule schicken, die schon sein älterer Bruder besucht. Seine unbeschwerte Kindheit als Mittelpunkt seiner wohlhabenden Familie und Liebling des liebevollen Großvaters neigt sich dem Ende zu.
Rezension
Apologie und Anklage verschmelzen in James Grays sentimentaler Selbstbespiegelung zu einer larmoyanten Lektion in revisionistischer Romantik, die neben der zeitgeschichtlichen Authentizität auch jede emotionale Glaubhaftigkeit übertüncht. Dieses Retuschieren einer jüngeren Vergangenheit, die in der Gegenwart wiederauflebt, macht den filmischen Familienroman, mit dem der Regisseur und Drehbuchautor zum fünften Mal in Cannes im Wettbewerb antritt, zu einem kinematischen Katalysator elitärer Egozentrik. Je beflissener die zähe Coming-of-Age-Story sich von rassistischen Ressentiments und bürgerlicher Borniertheit zu distanzieren vorgibt, desto deutlicher manifestieren sich beide in der Inszenierung. Deren junger Hauptcharakter Paul (Banks Repeta) wird zum menschlichen Prisma pathologischer Polit- und Privatzustände.
Dass die Auto- und Alternativbiografie verflechtende Handlung dergleichen nur aufgreift, um sie als längst überwundene Retro-Requisiten von altmodischem Charme abzutun. Reagans populistische Paranoia, die der apokalyptische Titel aufgreift, antizipiert Pauls kindliche Katastrophenstimmung, ausgelöst durch eine Reihe einschneidender Ereignisse. Die Trivialitäten seines Kandinsky kopierenden Kindheits-Alter-Egos haben für Gray unendlich mehr Gewicht als die mit scheinheiliger Überlegenheit vorgeführten Gesellschaftsprobleme. Rassismus, Klassismus und Patriarchalismus sind lediglich dramaturgisch relevant, weil sie Pauls Wokeness triggern. Zu suggerieren, die an Hautfarbe, Herkunft und Status gebundenen gesellschaftlichen Privilegien ließen sich schlicht abschütteln, bestätigt die blasierte Borniertheit der mit sexistischen Seitenhieben und schalen Stereotypen gespickten Inszenierung.
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Originaltitel | Armageddon Time |
Cannes – Premiere | 19.05.2022 |
Cannes – Sektion | Wettbewerb |
Kinostart | demnächst |
Länge | ca. 115 Minuten |
Produktionsland | USA | Brasilien |
Genre | Drama | Coming of Age |
Verleih | Universal Pictures |
FSK | unbekannt |
Regie | James Gray |
Drehbuch | James Gray |
Produzierende | Marc Butan | Francesco Civita | Gustavo Debs | Beto Gauss | James Gray | Rodrigo Gutierrez | Alex Hughes | Anthony Katagas | Marco Tulio Kehdi | Riccardo Maddalosso | Jeffrey Penman | Laurenço Sant’Anna | Rodrigo Teixeira | Alan Terpins | Doug Torres | Chris Wedge |
Kamera | Darius Khondji |
Schnitt | Scott Morris |
Besetzung | Rolle |
Jessica Chastain | Maryanne Trump |
Anne Hathaway | Esther Graff |
Jeremy Strong | |
Anthony Hopkins | |
Domenick Lombardozzi | |
Tovah Feldshuh | |
Marcia Jean Kurtz | Guide |
Teddy Coluca | Uncle Louis |
Banks Repeta | |
Andrew Polk | Mr. Turkeltaub |
Dane West | Topper Lowell |
Griffin Wallace Henkel | George Madison |
Lauren Yaffe | Teacher |
Dupree Francois Porter | Student |
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