Die 75. Berlinale hat ihren Höhepunkt erreicht: Am zehnten Tag des Festivals wurden die begehrten Bären-Trophäen verliehen. Wer alles gewonnen hat und wie Tricia Tuttle auf ihr erstes Jahr als Filmfestival-Intendantin zurückblickt – hier zusammengefasst.

© Riecks Filmkritiken & Co.
Nachdem Filmemacher*innen und ihre Teams in den vergangenen Tagen ihre Werke vorgestellt hatten, fand nun der feierliche Abschluss der diesjährigen Berlinale statt, bei dem die begehrten Auszeichnungen vergeben wurden. Doch bevor die Abschlussveranstaltung begann, ergab sich noch die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit Filmfestival-Intendantin Tricia Tuttle. Auf die Frage nach einem Resümee ihres ersten Berlinale-Jahres meinte sie: „Ja, ich denke, es war ein unglaubliches erstes Jahr für mich. Ich habe es sehr genossen. Ich bin voller Emotionen, aber auch voller Freude.“ Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr ein außergewöhnlicher Moment während des Festivals. „Definitiv war unser erstes Berlinale-Baby ein Highlight“, erklärte sie. Tuttle spielte damit auf die Filmemacherin Katerina Gornestein an, die mit ihrem Film TIMESTAMP im Programm vertreten war und hochschwanger an der Berlinale teilnahm.

Drømmer © Motlys
„Vor drei Tagen hat sie ihr Baby bekommen.“ Angesprochen auf mögliche Änderungen für das kommende Jahr hielt sie sich noch bedeckt: „Ich brauche erstmal eine Pause“, sagte sie und ergänzte mit einem kurzen Lachen: „Ich brauche eine Pause – und dann vielleicht.“ Im Anschluss wurde die diesjährige Preisverleihung feierlich im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz ausgerichtet. Der Goldene Bär für den besten Film der diesjährigen Berlinale geht an DRØMMER (TRÄUME) von Dag Johan Haugerud. Der norwegische Regisseur erzählt in seinem Coming-of-Age-Drama die Geschichte einer jungen Frau, die sich in ihre Lehrerin verliebt. DRØMMER bildet den Abschluss einer Trilogie, deren Vorgänger bereits für ihre einfühlsame Auseinandersetzung mit zwischenmenschlichen Beziehungen gelobt wurden. Der Film startet am 8. Mai in den deutschen Kinos und dürfte damit über die Berlinale hinaus Aufmerksamkeit erhalten.

© Floating Light (Foshan) Film and Culture
Der Silberne Bär – Großer Preis der Jury ging an O ÚLTIMO AZUL (THE BLUE TRAIL) von Gabriel Mascaro. Der brasilianische Beitrag zeichnet eine düstere Zukunftsvision, in der alte Menschen systematisch isoliert werden. Besonders hervorgehoben wurde die poetische Bildsprache des Films, die die bedrückende Atmosphäre visuell eindrucksvoll unterstreicht. Der Silberne Bär – Preis der Jury wurde an den argentinischen Film EL MENSAJE (DIE NACHRICHT) von Iván Fund verliehen. Das Werk erzählt von einem außergewöhnlichen Mädchen, das mit lebenden und verstorbenen Tieren kommunizieren kann. Huo Meng wurde für seine Regiearbeit an SHENG XI ZHI DI (LIVING THE LAND) ausgezeichnet. Sein einfühlsames Generationenporträt über den Wandel des ländlichen Chinas überzeugte durch seine fast dokumentarische Erzählweise und die authentischen Laiendarsteller*innen.

© Logan White / © A24
In der Darsteller*innen-Kategorie wurde Rose Byrne mit dem Silbernen Bären für die beste Hauptrolle geehrt. In IF I HAD LEGS I’D KICK YOU verkörpert sie eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs. Der Preis für die beste Nebenrolle ging an Andrew Scott für seine Darstellung in Richard Linklaters BLUE MOON. Für das beste Drehbuch wurde der rumänische Filmemacher Radu Jude mit einem Silbernen Bären für KONTINENTAL ’25 ausgezeichnet. Eine Herausragende Künstlerische Leistung würdigte die Berlinale-Jury mit einem weiteren Silbernen Bären für das Ensemble von LA TOUR DE GLACE (THE ICE TOWER) von Lucile Hadžihalilović. In der Sektion Perspectives wurde das beste Spielfilmdebüt prämiert: THE DEVIL SMOKES (AND SAVES THE BURNT MATCHES IN THE SAME BOX) von Ernesto Martínez Bucio.

Meridian Hill Pictures © 2025
Auch Dokumentarfilme haben auf der Berlinale traditionell einen hohen Stellenwert. In diesem Jahr wurde HOLDING LIAT von Brandon Kramer ausgezeichnet. Der bewegende Film erzählt die Geschichte der ehemaligen Hamas-Geisel Liat Beinin Atzili und den Kampf ihrer Familie um ihre Freilassung. Anders als in den Vorjahren gab es diesmal keine Kontroversen um die politische Botschaft des Siegerfilms. Regisseur Kramer betonte in seiner Dankesrede die Bedeutung vielschichtiger Erzählungen, die sich nicht in einfache Kategorien einordnen lassen. Der Panorama-Publikumspreis für den besten Spielfilm ging an SORDA (DEAF) von Eva Libertad. Die „Berliner Morgenpost“-Jury kürte O ÚLTIMO AZUL zum besten Wettbewerbsfilm, während der „Tagesspiegel“-Leserpreis an THE SWAN SONG OF FEDOR OZEROV von Yuri Semashko verliehen wurde. Die 75. Berlinale läuft dieses Jahr bis zum 23. Februar 2025 – wir begleiten sie hier und auf unseren Social-Media-Kanälen.
Die wichtigsten Auszeichnungen im Überblick:
Goldener Bär |
DRØMMER von Dag Johan Haugerud |
Silberner Bär – Großer Preis der Jury |
O ÚLTIMO AZUL von Gabriel Mascaro |
Silberner Bär – Preis der Jury |
EL MENSAJE von Iván Fund |
Beste Regie |
Huo Meng für SHENG XI ZHI DI |
Beste Hauptrolle |
Rose Byrne für IF I HAD LEGS I’D KICK YOU |
Beste Nebenrolle |
Andrew Scott für BLUE MOON |
Bestes Drehbuch |
Radu Jude für KONTINENTAL ’25 |
Herausragende Künstlerische Leistung |
Ensemble von THE ICE TOWER |
Bestes Spielfilmdebüt |
THE DEVIL SMOKES (AND SAVES THE BURNT MATCHES IN THE SAME BOX) von Ernesto Martínez Bucio |
Bester Dokumentarfilm |
HOLDING LIAT von Brandon Kramer |
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