Die diesjährige und 75. Berlinale neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen, doch auch am achten Tag des renommierten Filmfestivals gab es zahlreiche Höhepunkte. Hier alles Wichtige zusammengefasst.
Einer der großen Beiträge des Tages war der Schweizer Film THE SAFE HOUSE von Lionel Baier, eine Adaption des Romans von Christophe Boltanski. Der Film erzählt die Geschichte eines Jungen, der während der Pariser Studentenunruhen von 1968 bei seinen Großeltern untergebracht wird und dabei dunkle Familiengeheimnisse entdeckt. Regisseur Lionel Baier erläuterte seine Motivation hinter der Adaption: „Nun, als ich das Buch las, dachte ich, das ist eigentlich die perfekte Gelegenheit, etwas zu sagen über die Shoah, über den Holocaust, aber eben nicht direkt, sondern in einer indirekten Art und Weise.“ Baier betonte zudem die Herausforderung der Buchverfilmung: „Im Grunde war es eigentlich unmöglich, daraus einen Film zu machen. Selbst als ich [Christophe Boltanski] anrief und sagte, können wir einen Film daraus machen, sagte er, ja, versuchen Sie es, aber eine Adaptation ist unmöglich. Und ich sagte, genau deswegen möchte ich es versuchen.“
Auch der Romanautor Christophe Boltanski sprach über die Schwierigkeiten der Adaption: „Ja, das ist nicht leicht gewesen, dieses Buch zu adaptieren, vielleicht sogar unmöglich. Ich folge nicht der Chronologie, es gibt keinen roten Faden, wenn man so will. Es ist im Grunde ein topografischer Plan.“ Dennoch habe er großes Vertrauen in Baier gehabt: „Ich liebe seine Filme, ich hatte das Gefühl, sein Werk ist mir vertraut.“ Hauptdarstellerin Dominique Reymond äußerte sich über ihre Rolle: „Im Grunde wollte ich nicht diese Frau mit dem eisernen Griff, mit der absoluten Kontrolle über die Familie machen. […] Ich denke, ich habe dieser Rolle einige Charakteristika verliehen, die ich zum Beispiel in einer Mutter Courage sehe.“ Zudem stellte auch der südkoreanische Filmemacher Hong Sang-soo erneut einen neuen Film bei der Berlinale vor.
WHAT DOES THAT NATURE SAY TO YOU erzählt die Geschichte eines Mannes, der erstmals die Familie seiner Freundin trifft. Wie gewohnt konzentriert sich Hong auf lange Dialoge und eine minimalistische Inszenierung. „Ich gehe eigentlich in meiner Arbeit immer davon aus, dass ich eine Botschaft vermitteln möchte“, erklärte Hong auf der Pressekonferenz. „Ich habe eine Idee, von der ich dann ausgehend versuche, das zu tun. […] Ich sage nicht gerne, warum ich diesen Film mache. Oder ich sage auch nicht gerne, mein Film gibt vor, das oder das zu bedeuten.“ Schauspieler Kwon Haehyo beschrieb die besondere Arbeitsweise des Regisseurs: „Ja. Am Vortag des Drehs. In der Regel erst die Erfahrung. Die Informationen über das, was gedreht wird. Dann haben wir die Möglichkeit, zu proben und den Dreh vorzubereiten. Morgens bekommen wir dann die Geschichte. Dann müssen wir uns natürlich sehr konzentrieren.“
Ein emotionaler Höhepunkt war die ukrainische Dokumentation TIMESTAMP von Kateryna Gornostai, die den Schulalltag in vom Krieg bedrohten Städten der Ukraine beleuchtet. Executive Producer Zoya Lytvyn schilderte die Hintergründe des Projekts: „Ich denke, der Gedanke des Filmes begann vor zwei Jahren. Damals haben wir mit dem gesamten Schulsystem der Ukraine gearbeitet, haben mit Lehrern und Lehrerinnen gearbeitet, haben alle möglichen Geschichten gesammelt aus allen Teilen des Landes.“ Editor Nikon Romanchenko betonte die emotionale Wirkung der Erzählweise: „Wir haben einen Begriff dafür. Wir nennen es immer den Geist, das Gespenst der Angst. Das ist dieser Geist der Angst, der über einen schwebt. Und er führt auch dazu, dass er sehr, sehr stark diesen Film zum Ausdruck bringt.“
Neben den Premieren sorgte eine erfreuliche Nachricht für Begeisterung: Die Berlinale verzeichnete eine höhere Besucher*innenzahl als im Vorjahr. Bereits 285.000 Tickets wurden verkauft, knapp 14.000 mehr als 2024 zu diesem Zeitpunkt. Auch die Auslastung der Vorstellungen liegt mit 90 Prozent über dem Durchschnitt. Die diesjährige und 75. Berlinale läuft noch bis zum 23. Februar 2025 – wir begleiten sie hier und auf unseren Social-Media-Kanälen.
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