Zeitreisen prägen schon seit Jahrtausenden die Wünsche der Menschen. Jeder von uns hat sich schon einmal vorgestellt, wie es wäre an einem bestimmten Punkt in der Vergangenheit dabei zu sein, seine eigene Geschichte noch einmal neu zu erleben oder gar in Erfahrung zu bringen, was in der Zukunft auf uns wartet. Nicht zuletzt greifen auch Filme dieses Motiv immer wieder gerne auf. Die ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT-Reihe markiert dabei wohl die bekanntesten Filme in dieser Richtung, doch auch TENET, SYNCHRONIC, 2067 und DAS PORTAL haben jüngst in unterschiedlichstem Umfang und in absteigender Qualität sich diesem Thema bedient. Für uns wirkt all dies immer als Fiktion, doch tatsächlich ist es theoretisch bewiesen, dass solche Reisen möglich sind. Dabei ist jedoch anzumerken, dass die Vergangenheit nach aktuellem Kenntnisstand nicht physisch bereits werden könnte. Anders sieht es mit der Zukunft aus, wobei dazu ein Raumschiff existieren müsste, welches Lichtgeschwindigkeit aufrufen könnte.
Darum geht es
Zufällig und unerwartet hat Kato etwas geschafft, was noch nie jemandem zuvor gelungen ist: Er reist durch die Zeit. Der junge Mann besitzt nämlich ein Café, über dem sich auch noch seine eigene Wohnung befindet. Als er gerade in seinem Zimmer einkehrt, muss er feststellen, dass auf seinem Fernseher sein eigenes Ich aufpoppt. Dieses scheint ihn direkt anzusprechen und auf seine Worte zu reagieren. Völlig verdutzt von der Situation, gelangt er zu der Erkenntnis, dass eine Verzögerung der Übertragungszeit dafür sorgt, dass er von seinem Zimmer aus zwei Minuten in die Zukunft schauen kann. Um die Zeitschleife zu erhalten, muss er aufstehen und selbst vor dem Fernsehgerät im Café platzieren, um nun sein Vergangenheits-Ich zu instruieren. Dieses Phänomen teilt er sogleich mit seinen Freunden und allesamt machen sich einen Spaß, daraus mit der Zeit zu experimentieren. Doch ist es auch möglich, weiter als zwei Minuten in die Zukunft zu schauen?
Rezension
BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES ist ein absoluter Überraschungshit, der aktuell eine ähnliche Entwicklung nimmt wie zuletzt ONE CUT OF THE DEAD. Ein paar unbekannte Schauspieler, ein Regienewcomer, wenig Budget und eine geile Idee werden zusammengezimmert zu einem überaus erfolgreichen Film, der auf seiner Festivaltour vor allem im Bereich Fantasy mehrere Wettbewerbe für sich entscheiden konnte. Umso trauriger ist es, dass wir diese kleine Filmperle nicht auf der Kinoleinwand zusehen bekommen werden, sondern vom heimischen Sofa genießen müssen. Doch das ist aus filmischer Perspektive gar nicht mal so schlimm, denn Regisseur Junta Yamaguchi setzt nicht auf die großen, imposanten Bilder und eine eindringlich markante Soundgestaltung, die beide nur im Kino wirken könnten, sondern gestaltet sein Werk absolut bodenständig und simpel.
Tatsächlich sehen wir sogar in den Outtakes, die während des Abspanns stolz präsentiert werden, dass keine teuren Kameras und entsprechende Gadgets Verwendung finden, sondern der gesamte Streifen von einer einzigen Handykamera gefilmt wurde, obwohl natürlich an einigen Ecken ein wenig geschummelt wurde und auch zusätzliche Technik zum Einsatz kam. In jedem Fall ist jedoch davon auszugehen, dass es sich bei BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES um einen kompletten One-Shot-Film handelt, denn auch wenn es Szenen gibt, die einen Schnitt möglich machen würden, so scheint darauf doch gänzlich verzichtet wurden zu sein. Lediglich einige offensichtliche digitale Nachbearbeitungen lassen darauf schließen, dass ein wenig Trickserei absolut im Rahmen des Möglichen ist.
Totales Gehirnwirrwarr
Es ist nicht leicht, bei der ersten Sichtung alle Zusammenhänge der erdachten Story vollkommen zu verstehen, auch wenn uns Drehbuchautor Makoto Ueda langsam an die Thematik heranführt und seine verstrickten Ideen immer weiter auftürmt. So ist die Zeitverschiebung mit einer Zeitebene noch äußerst schlüssig erklärt, auch wenn schon hier der deus ex machina Anwendung findet und Figuren einfach im Nichts verschwinden. Hier wäre die einzige logische Erklärung, dass wir eine Zeitspaltung erhalten, wie es sie auch bei LOKI zu sehen gab, und plötzlich zwei Zeitebenen parallel zueinander verlaufen, wodurch zwei Realitäten niemals aufeinandertreffen können. Einen Knoten in den Kopf bekommen wir jedoch spätestens dann, wenn die Protagonisten gleich mehrere Zukunftsebenen schaffen und damit ein Feld von unbegrenzten Möglichkeiten betreten. Neben dieser eigentlich zentralen Storyline gibt es auch noch eine unbedeutende Nebengeschichte, bei der jedoch diskutabel ist, ob diese wirklich notwendig gewesen wäre. Mutmaßlich existiert diese nur, um Abwechslung hineinzubringen.
Etwas unerwartet bietet uns BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES sogar eine Wendung, die viele Logiklücken von vorherigen Szenen aufgreift und zumindest einen Ansatz einer sinnigen Erklärung liefert. Dennoch bleibt eine große Frage bestehen: Kann eine Person sich in solch einer Konstellation alles in der Gegenwart wünschen und es wird mit Sicherheit in der Zukunft eintreten? Oder ist die Zukunft vorprogrammiert und wir bewegen uns unweigerlich auf diese hinzu und haben keinen Einfluss darauf, was geschehen wird? Auch hier gibt es zwar ein paar Ansätze, die sich mit der Problemstellung befassen, doch final geklärt werden kann dieser Gedanke nicht.
Recht irrelevant ist wohl die Schauspielleistung, da unser Gehirn trotz eher langsamen Pacings wenig Zeit bekommt sich mit dieser auseinanderzusetzen. Es ist allerdings nicht zu übersehen, dass fast alle darstellenden Personen erstmalig vor der Kamera stehen oder zumindest sich noch früh in ihrer Karriere befinden. Zwar liefern sie eine überraschend souveräne Arbeit ab, doch immer wieder schleichen sich kleine Regungen ein, die sehr gescriptet wirken und leider fernab jeglicher Natürlichkeit spielen.
Fazit
Unterm Strich ist BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES eine kleine Perle aus Japan, die zwar äußerst unauffällig daherkommt und keine großen Begeisterungssprünge hinlegt, aber dennoch mit einer charmanten und smarten Idee um die Ecke schleicht. Faszination und der Gedanke, was man selbst in einer solchen Situation treiben würde, sorgen dafür, dass der Film mit seinen äußerst kurzen 70 Minuten nicht langweilig wird. Und auch wenn der Film weder durch Bild noch Sound bestechen kann, so ist ihm doch vor allem zugutezuhalten, dass ein One-Shot-Werk nicht mal eben von jedem inszeniert werden kann und die Planung und Umsetzung herausragend gut funktioniert haben. Jeder der einmal Lust auf einen außergewöhnlichen Film hat, sollte sich diesen auf jeden Fall auf die Watchlist packen.
Wer hat sich nicht schon immer einmal vorgestellt durch die Zeit reisen zu können? Welche Wünsche und Vorstellungen hattet ihr dabei? BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES präsentiert uns eine Möglichkeit, wie dieser Traum sogar wahr werden könnte und angesichts der noch immer viel zu schrecklich ausgebauten Netze in Deutschland sogar teilweise bittere Realität sein dürfte. Obwohl das ganze Werk eher wie ein viel zu langer Part aus einer Sitcom erscheint und sehr deutlich erkennbar ist, dass hier mit einem äußerst geringen Budget hantiert wurde, sehen wir einen Film, der vor allem durch seine Idee punktet, aber auch in seiner Bildgestaltung respektabel ist. Als echter One-Shot-Film mausert sich dieser Streifen zu einem genauso guten Überraschungshit, wie zuletzt ONE CUT OF THE DEAD und lässt unser Gehirn regelrecht qualmen.
Nicht alles scheint dabei bis zum Schluss durchdacht zu sein und immer wieder kommen Zweifel hinsichtlich der Funktionalität auf, doch da wir mit 70 Minuten Spieldauer einen sehr kurzweiligen Film bekommen, der absolut unterhaltsam ist, können kleinere Ungenauigkeiten zugunsten des Begeisterungsfaktors durchaus vernachlässigt werden.
Time travel has shaped people’s desires for millennia. Each of us has imagined what it would be like to be there at a certain point in the past, to relive our own history or even to find out what awaits us in the future. Last but not least, films also like to pick up on this motif again and again. The BACK TO THE FUTURE series probably marks the best-known films in this direction, but TENET, SYNCHRONIC, 2067 and THE PORTAL have also recently made use of this theme to varying degrees and in decreasing quality. To us, all this always seems like fiction, but in fact it has been theoretically proven that such journeys are possible. It should be noted, however, that according to current knowledge, the past could not physically become already. It is different with the future, whereby a spaceship would have to exist that could call up the speed of light.
That is the point
By chance and unexpectedly, Kato has achieved something that no one has ever done before: he travels through time. The young man owns a café above which he also has his own flat. Just as he enters his room, he discovers that his own self pops up on his television. It seems to be speaking directly to him and reacting to his words. Completely baffled by the situation, he comes to the realisation that a delay in the transmission time ensures that he can see two minutes into the future from his room. In order to maintain the time loop, he has to get up and place himself in front of the television set in the café in order to now instruct his past self. He immediately shares this phenomenon with his friends and they all have fun experimenting with time out of it. But is it possible to look further than two minutes into the future?
Review
BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES is an absolute surprise hit that is currently taking a similar turn as the recent ONE CUT OF THE DEAD. A few unknown actors, a newcomer director, a low budget and a great idea are cobbled together to make an extremely successful film that has won several competitions on its festival tour, especially in the fantasy genre. It’s all the sadder that we won’t get to see this little film gem on the big screen, but will have to enjoy it from our sofa at home. But that’s not so bad from a cinematic perspective, because director Junta Yamaguchi doesn’t go for the big, imposing images and hauntingly striking sound design, both of which could only work in the cinema, but instead keeps his work absolutely down-to-earth and simple.
In fact, we even see in the outtakes, which are proudly presented during the credits, that no expensive cameras and corresponding gadgets are used, but rather the entire flick was filmed by a single mobile phone camera, although of course a little cheating was done in some corners and additional technology was also used. In any case, it can be assumed that BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES is a complete one-shot film, because even if there are scenes that would make editing possible, it seems to have been dispensed with entirely. Only some obvious digital post-production suggests that a little trickery is absolutely within the realm of possibility.
Total brainwave
It is not easy to fully understand all the connections of the imagined story on the first viewing, even though screenwriter Makoto Ueda slowly introduces us to the subject matter and keeps piling up his entangled ideas. For example, the time shift with a time plane is still explained extremely coherently, even if the deus ex machina is already applied here and characters simply disappear into nothingness. Here the only logical explanation would be that we get a time split, as was also seen in LOKI, and suddenly two time levels run parallel to each other, whereby two realities can never meet. However, we get a knot in our heads at the latest when the protagonists create several future levels at once and thus enter a field of unlimited possibilities. In addition to this central storyline, there is also an insignificant side story, but it is debatable whether it was really necessary. Presumably it exists only to add variety.
Somewhat unexpectedly, BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES even offers us a twist that picks up on many gaps in logic from previous scenes and provides at least a hint of a sensible explanation. Still, one big question remains: Can a person in such a constellation wish for everything in the present and it will certainly come to pass in the future? Or is the future pre-programmed and we inevitably move towards it and have no influence on what will happen? Here, too, there are a few approaches that deal with the problem, but this idea cannot be finally clarified.
The acting performance is probably quite irrelevant, since our brain is given little time to deal with it, despite the rather slow pacing. It cannot be overlooked, however, that almost all of the actors are first-timers in front of the camera or at least still early in their careers. Although they do a surprisingly competent job, little emotions creep in again and again that seem very scripted and unfortunately play far away from any naturalness.
Conclusion
The bottom line is that BEYOND THE INFINITE TWO MINUTES is a little gem from Japan that comes across as extremely inconspicuous and doesn’t make any great leaps of enthusiasm, but nevertheless sneaks around the corner with a charming and smart idea. Fascination and the thought of what one would do oneself in such a situation ensure that the film, with its extremely short 70 minutes, does not become boring. And even if the film cannot captivate with its image or sound, it should be credited above all that a one-shot work cannot be staged by just anyone and that the planning and realisation worked outstandingly well. Anyone who is in the mood for an extraordinary film should definitely put this one on their watch list.
Originaltitel | Droste no hate de bokura |
DVD/Blu-ray – Release | 27.05.2022 |
Länge | ca. 70 Minuten |
Produktionsland | Japan |
Genre | Komödie | Sci-Fi |
Verleih | Busch Media Group |
FSK |
Regie | Junta Yamaguchi |
Drehbuch | Makoto Ueda |
Produzierende | Takahiro Otsuki | Kazuchika Yoshida |
Musik | Koji Takimoto |
Kamera | Junta Yamaguchi |
Schnitt | Junta Yamaguchi |
Besetzung | Rolle |
Kazunari Tosa | Kato |
Riko Fujitani | Aya |
Gôta Ishida | Komiya |
Masashi Suwa | Tanabe |
Yoshifumi Sakai | Ozawa |
Haruki Nakagawa | Narita |
Munenori Nagano | Kinjo |
Takashi Sumita | Furuya |
Chikara Honda | Ishizuka |
Aki Asakura | Megumi |
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