Review Fakten + Credits


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Rezension

Wenn Fiktion mich zum Nachdenken bringt, ist sie gut. Wenn sie mich derart berührt, dass es unter die Haut geht, ist sie brillant. Die dritte Staffel von BRIDGERTON hat genau dies bei mir ausgelöst: Ich habe gelacht, geweint, war erstaunt, geschockt und von den erotischen Szenen auch sehr angetan. Ich habe die Figuren und ihre Emotionen gespürt, mit ihnen gelitten und mich gefreut. Aber was hat BRIDGERTON, was andere Serien nicht haben?

Nach Daphne (Phoebe Dynevor) in Staffel 1 und Anthony (Jonathan Bailey) in Staffel 2, steht nun die Romanze von Colin Bridgerton (Luke Newton) und Penelope Featherington (Nicola Coughlan) im Zentrum. Die ersten vier Folgen, die seit dem 16. Mai auf Netflix zu sehen sind, stehen ganz unter dem Motiv “Friends to Lovers”. Ein beliebtes Motiv, das die Entwicklung einer Beziehung von Freundschaft zu romantischer Liebe thematisiert. Es bietet eine spannende Dynamik, die es erlaubt, die emotionale Komplexität und die intimen Momente der Protagonisten zu begleiten. Dieses Motiv ermöglicht es den Filmemachern, tiefere Charakterentwicklungen und eine realistische Darstellung von Liebe und Vertrautheit zu erforschen. Man findet in diesen Geschichten oft Trost und Hoffnung, da sie die Möglichkeit aufzeigen, dass die beste Grundlage für eine romantische Beziehung eine solide Freundschaft sein kann.

Kerzenleuchter stehen im Hintergrund eines Zimmers, im Vordergrund sitzen zwei Frauen mit hochgesteckten Haaren und in edlen Kleidern und ein weißhaariger Mann im schwarzen Anzug an einem runden Tisch, die drei sind in ein Gespräch verwickelt

Bridgerton © Netflix

KÖRPERLICHER UND SEELISCHER STRIPTEAS

Und genau diese solide Freundschaft wird in der zweiten Hälfte der 3. BRIDGERTON-Staffel mehr als einmal auf die Probe gestellt. Denn nach dem vermeintlichen Happy Ending für “Polin” am Ende von Folge 4, macht sich nun ein ganz anderes Problem auf: Lady Whistledown und die Jagd auf ihre Identität. Und es wird auch wieder spicy: Das Publikum bekommt nicht nur ein – lang erhofftes – visuelles Vergnügen serviert. Nacktheit wird vor allem als erzählerisches Werkzeug genutzt, das die komplexen Schichten von Intimität, Macht und vor allem Verwundbarkeit enthüllt. Von sinnlichen Liebesszenen zwischen Pen und Colin, die die glühende Leidenschaft dieser Figuren illustrieren, bis hin zu stillen Momenten der Einsamkeit und Verzweiflung, nutzt die Serie Nacktheit, um uns in das emotionale und körperliche Innenleben der Charaktere eintauchen zu lassen.

Nachdem Folge 4 mit der sehr erotischen Kutschfahrt und einem enormen Cliffhanger endete, ging es im ersten Viertel von Folge 5 noch heißer her als erwartet. Pen und Colin haben noch vor der Ehe Sex. Und gezeigt wird dabei (fast) alles. Sex unter Verlobten scheint nichts Ungewöhnliches zu sein, könnte man meinen. Intimitäten vor der Ehe waren zu dieser Zeit – zumindest für Frauen – jedoch undenkbar. Das gesellschaftliche Verständnis von Sexualität war stark von moralischen und religiösen Überzeugungen geprägt. Von Frauen wurde erwartet, dass sie keusch und zurückhaltend seien. Aufklärung und offen darüber sprechen? Fehlanzeige. Die Aufgabe von Frauen war es, Erben zu gebären; sexuelle Lust und Vergnügen wurden ihnen abgesprochen. Männer hingegen hatten in dieser Hinsicht mehr sexuelle Freiheiten.

zwei Kinder spielen auf einem Teppich am Boden ein Brettspiel

Bridgerton © Netflix

Und genau da setzt Folge 5 an. Betrachtet man diese spezifische Szene genauer, wird einem klar, dass viel mehr Bedeutung in ihr liegt, als es auf den ersten Blick scheint: Nachdem Colin Pen’s Mutter (Polly Walker) eine Ansage macht und seine Liebe gesteht, findet sich Pen – ohne Anstandsdame oder Bedienstete – in ihrem zukünftigen Zuhause wieder. Die junge Frau plagt immer noch der Selbstzweifel – zu spüren an Pen’s Erwiderung auf das “Ich liebe dich” von Colin: “Bist du dir sicher?”. Dieser Moment ist nicht nur für die Figur, sondern auch für’s Publikum mindblowing. Pen ist nicht die klassische schlanke Schönheit und doch ist sie auf ihre Art wunderschön. Genau das versucht Colin ihr im Spiegel zu zeigen. Und dann fallen die Hüllen und mit den Kleidern der jungen Liebenden auch die letzten Selbstzweifel.

Dabei ist die Sexszene alles andere als vulgär oder pornografisch angehaucht. Es ist eine wunderschön geschriebene und inszenierte Liebesszene, die nicht nur zum Vergnügen ihrer selbst gezeigt wird. Die Körper und Seelen von Colin und Pen verschmelzen in einer sinnlichen Symbiose miteinander. Insgesamt trägt die Nacktheit in der Serie dazu bei, die erzählerische Tiefe und die thematische Komplexität zu verstärken.

ALLES FRIEDE, FREUDE, EIERKUCHEN?

In BRIDGERTON wird uns eine Welt aufgezeigt, die fernab jeder Realität ist. Die größte Sorge der Figuren ist, ihr Ansehen zu wahren und sich einen Namen in der Gesellschaft zu machen. Und warum funktioniert die Serie dennoch? Es ist wohl der Eskapismus, der seinen Großteil dazu beiträgt. Es ist genau diese Utopie, die man sehen möchte. Dort gibt es keine Kriege, keine Krisen, keinen Rassismus und auch sonst keine Probleme, mit der sich die Zuschauenden in ihrer eigenen Realität auseinandersetzen müssen. Nicht mal Armut wird gezeigt. Es herrscht – abgesehen vom geschlechtsspezifischen Gefälle – eine skurrile, aber dennoch sehr angenehme Harmonie und diverse Gesellschaft. Hautfarbe, Ethnie, Behinderungen, Körperformen, sexuelle Orientierungen: alles egal. In der Welt von BRIDGERTON hat jeder eine Chance auf Liebe.

Und als Zuschauer ist es recht angenehm, wenn man mal für ein paar Stunden auf seiner gemütlichen Couch dem Alltag entfliehen und in eine Welt eintauchen kann, die auf allen Ebenen wunderschön erschaffen wurde: Kostüme, Ausstattung, Musik, Drehbuch, Kamera und vor allem das wunderbare Zusammenspiel von Luke Newton und Nicola Coughlan.

Fazit

halbnahe Aufnahme einer Frau im dunklen Kleid und mit einem dunklen Hut, die auf einem verzierten Stuhl sitzt, in der rechten Hand eine Tasse und in der linken Hand einen kleinen Teller trägt, im Hintergrund steht ein Bediensteter in Uniform und Perücke vor einer verschlossenen Tür

Bridgerton © Netflix

Die Hauptdarsteller Coughlan und Newton haben die Serie auf das nächste Level gebracht. Von allen bisherigen Staffeln ist diese mit Abstand die Beste. Die Erzählung der Figuren ist sowohl auf verbaler wie auch nonverbaler Ebene so tiefgründig, emotionsgeladen und spannend wie nie zuvor. Die Dynamik und die dramaturgischen Spannungsbögen der Folgen werden bis zum Staffelfinale gehalten. Ein Marathon der Gefühle, der eine untrennbare emotionale Verbindung zwischen der Geschichte von “Polin” und dem Publikum schafft. Dadurch entsteht ein unvergessliches Seherlebnis, welches die Wartezeit auf die nächste Staffel (möglicherweise bis zu zwei Jahre) erträglicher macht.

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Bridgerton

Netzwerk: NetflixGenre: DramaStaffeln: 4Episoden: 32
Übersicht

Wealth, lust, and betrayal set in the backdrop of Regency era England, seen through the eyes of the powerful Bridgerton family.

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