Review Fakten + Credits


Darum geht es
Briefe eines Vaters an seine Tochter.

Rezension

Dearest Fiona Filmstill

Dearest Fiona ©2023 Fiona Tan | Antithesis Films

Briefe ohne Antwort streuen sich in Fiona Tans aktuellsten Film DEAREST FIONA über die alten Aufnahmen von Menschen in Trachten, bei der Feldernte und beim Fischfang, Handeln und bei einer vergangenen Lebensweise. Gerichtet sind die Briefe an die Regisseurin selbst, der Absender ist ihr Vater, der sich an seine im Ausland studierende Tochter wendet. Ohne einen nahtlosen Zusammenhang zwischen Bild- und Tonebene zu forcieren, inszeniert Tan (MAY YOU LIVE IN INTERESTING TIMES, KINGDOM OF SHADOWS) mehrere fragmentarische Zeit- und Gesellschaftseinblicke, welche sich in ihrer Überlappung mal kontrastieren, öfter aber ignorieren und selten ineinandergreifen. DEAREST FIONA erkundet Biografie und Historie mit zerpflückt dokumentarischen Mitteln, reizt als Experiment, weniger als hundert minütiges Gesamtwerk.

Thematisch fließend wie die stummen Ausschnitte der in den 1920ern entstandenen Filmsequenzen sind die Inhalte der Briefe. Verharren die in der Sammlung des Eye Filmmuseums in Amsterdam aufgespürten Aufnahmen in den Niederlanden, weiten die Zeilen des Vaters ihren Blick für globale Geschehnisse. Seine Texte spiegeln Entstehungszeit und Einstellung des durch ein Voice-Over zum Leben erweckten Briefeschreibers wieder und schaffen gesellschaftliche wie familiäre Skizzen. Nur vage hält der Film dabei die grundsätzlichen Aussagen der Zeitebenen umspannenden Bild-Ton-Collage, deren spannende Grundidee sich an den ähnlich aufgebauten Sequenzabläufen zusehends abnutzt.

Dearest Fiona Filmstill

Dearest Fiona ©2023 Fiona Tan | Antithesis Films

Lose spinnen sich zeit- und medienübergreifende Assoziationsketten, die etwa in Tans Biografie, mit indonesischen Wurzeln in Australien lebend und 1988 zum Studieren nach Amsterdam kommend, Ansatzpunkte finden. In Familiengeschichte, Weltpolitik und private Entwicklungen abschweifend ist DEAREST FIONA dann am eingängigsten, wenn die Bilder selbst zur Sprache kommen. Wenn diese sich kommentarlos entfalten können, sich in unberührten Vergangenheitseinblicken wiegen oder sich beinah apokalyptisch rot färben. Das Zeit- und Aussagenmosaik zusammenhalten und den Gesamteindruck bestärken, können jene spukhaften Einzelmomente und auch diverse Leitmotive, die sich etwa als Wind durch die Bilder ziehen, nur selten.

Fazit

Vor sich hin rieselnder Bild-Ton-Zusammenschnitt, dessen Reiz in der Gestaltung mit laufender Spielzeit, den ähnlich tönenden Textpassagen und dem losen Aussagengemenge schwindet.

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