Die Kinostarts im August und September 2024

Im Monat Juni lief THEY SEE YOU von Ishana Shyamalan in den deutschen Kinos, pünktlich zum Monatsbeginn August kehrte ihr Vater mit seinem Film TRAP: NO WAY OUT auf die Leinwände hierzulande zurück. Der neue Thriller des THE SIXTH SENSE – Regisseur taucht in eine dicht gefüllte Konzerthalle ein, die bald Schauplatz für ein Katz- und Mausspiel zwischen einem Serienmörder und dem FBI wird. Was bei anderen Filmen Shyamalans als großer Twist in Szene gesetzt worden wäre, war hier bereits Teil des Marketings.

ein Konzert, in der Mitte des Bildes schaut sich ein Mann in dunkelgrüner Jacke um, um ihn herum und auf den Rängen im Hintergrund heben Menschen ihre Handys mit angeschalteten Taschenlampen

Copyright: © 2024 Warner Bros. Entertainment

Doch dieses Ärgernis kann Josh Hartnett mit seinem Schauspiel wieder wett machen. Dieses ist gerade dank seinem extrovertierten Spiel mit Mimik das große Highlight von TRAP: NO WAY OUT und sorgt für echte Unterhaltung sowie herzliche Lacher. Gleichzeitig ist durch sein Katz- und Mausspiel mit der Polizei sowie sein Drang zur Flucht aus der Arena Spannung vorprogrammiert. (Hel)

Ebenfalls Jagd auf einen Serienmörder machte Maika Monroe als Lee Harrker in Osgood Perkins Thriller LONGLEGS; eine Woche später behaupteten sich dann auch außerirdische Killer im neuen, aber sehr oft vertraut wirkenden Teil des ALIEN-Franchises von EVIL DEAD-Remake-Regisseur Fede Alvarez.

Hoch hinaus

Deutlich weniger nervenaufreibendes Kino gab es Mitte August im französischen Wohnblock-Drama GAGARIN – EINMAL SCHWERELOS UND ZURÜCK.

Protagonist Juri steht mit dem Rücken zur Kamera in einem abgedunkelten Raum vor einer leuchtenden Sternenkarte

Gagarin – Einmal schwerelos und zurück © 2024 Film Kino Text

Leise transformiert sich ein Wohnblock: vom räumungsbedrohten Wohnhaus zum lebendigen Rückzugsort, von Korridoren mit flackernden Lichtröhren zum Medium, das Leuchtsignale aussendet, vom sanierungsbedürftigen Zuhause zur Raumstation in der Schwerelosigkeit. Mittendrin: der sechzehnjährige Juri, der das reale Schicksal des roten Backsteingebäudes, in dem seine fiktive Geschichte angesiedelt ist, aus nächster Nähe erlebt. Und mit diesem das Ende der französischen Sozialbausiedlung Cité Gagarine. (Paul Seidel)

Das bereits im Jahre 2020 beim Zurich Film Festival uraufgeführte Spielfilmdrama fand am 14.8. seinen Weg in die deutschen Kinos und lieferte dort ein modernes, mit Science-Fiction-Elementen ausgeschmücktes Märchen im und um den gleichnamigen Plattenbau.

GAGARINE hebt zwar nie wirklich von der Erde ab, ist jedoch öfter in den ausgedehnten, schwerelosen Vorstellungen und hoffnungsvollen Träumereien seiner Hauptfigur versunken, als in seinem potentialreichen Sozialdrama. Dessen Facetten verlieren sich trotz nahbarer Kameraarbeit irgendwann in kitschigen Science-Fiction-Motiven. (Paul Seidel)

Horizon ©2024 Tobis Film

Im Westen nichts Neues

Einen anderen Traum als dem von der Rettung einer Sozialbausiedlung erfüllte sich Kevin Costner mit seinem ambitionierten und großangelegten Westernprojekt, von dem mit HORIZON der erste mehrerer geplanter Filme im August in den Kino startete.

Bereits 1987 hatte er die Idee für die Geschichte, die seiner Meinung nach unbedingt auf die große Leinwand gehört, doch jegliche Finanzierungsversuche scheiterten. Erst nach der Erfolgsserie YELLOWSTONE überarbeitete er seine Gedanken, schaffte Drehbücher für vier Filme mit je drei Stunden Lauflänge und kratzte für die ersten beiden Teile 100 Millionen Dollar zusammen, indem er sogar eine Hypothek auf sein privates Anwesen in Kalifornien aufnahm.

Dass HORIZON etwas großes wird, ist sofort zu spüren. Dennoch stellt sich dem Publikum die Frage, ob das Konzept der mehreren so sehr voneinander gelösten Erzählstränge nicht besser als Serie gepasst hätte. (Hel)

Horror-Vorsaison

Mit BEETLEJUICE BEETLEJUICE näherte sich das Filmjahr 2024 im September der Gruselfilmsaison an, ehe sich das Horrorkino mit Coralie Fargeats THE SUBSTANCE und dem gleichnamigen Hollywood-Remake zu Christian Tafdrups SPEAK NO EVIL auch blutige Aufmerksamkeit verschaffte.

Dass letzterer Film mit James McAvoy und Mackenzie Davis in der Hauptrolle einige Änderungen im Vergleich zum Original vornahm, ließ den US-amerikanischen Horrorthriller nicht unbedingt weniger brutal, aber doch deutlich weniger gerissen und perfide erscheinen.

durch einen Türspalt zwängt sich ein Mann im rot-schwarzkarierten Hemd mit aggressiven Gesichtsausdruck

Speak no Evil ©2024 Universal Studios

Während Christian Tafdrups gleichnamiger Psycho-Thriller die elitären Engpässe der Bourgeoisie offenlegte, demaskiert James Watkins farblose Film-Kopie ungewollt den eigenen kruden Klassismus und mittelständischen Moralismus. Ängstliche Anpassung an bürgerliche Befindlichkeit verwässert die sardonische Satire und bremst die subtil steigernde Spannung (…). Ernüchternd generisch, doch ohne Tafdrups subversive Symbolik des Originals, besiegelt das dissonante Ende den konservativen Konformismus, den das Original vorführte. (Lida Bach)

(Alb-)Traum von der Zukunft

Für Freund*innen des Dokumentarfilms startete im September indes nicht nur Ruth Beckermanns FAVORITEN über den Alltag einer Klasse an einer österreichischen Volksschule, der sich nicht so ausführlich aber mindestens genauso einfühlsam wie Maria Speths HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE seinen jungen Protagonist*innen und der engagierten Lehrkraft widmet, sondern auch der deutsch-iranische Dokumentarfilm MY STOLEN PLANET.

Als die Regisseurin Farahnaz Sharifi 1979 geboren wird, ist die iranische Revolution bereits im Gange. In ihrem neusten Dokumentarfilm verarbeitet sie das Heranwachsen in einer Umbruchsphase, deren Ausmaß ihr erst Jahre später bewusst werden sollte. Früh entwickelte sich ihr Doppelleben, das nach außen Angepasstheit und ein restriktives Regelwerk repräsentiert und innerhalb der eigenen vier Wände und Familie die persönliche Freiheit auslebt.

ein Foto der Regisseurin in Kinderjahren, sie steht vor einer grauen Steinmauer und einigen Pflanzen, sie lächelt in die Kamera während sie eine Tasche in der rechten Hand trägt

My Stolen Planet © DOK.fest München

So persönlich die Schilderungen der Vergangenheit und des gegenwärtigen Lebens mit ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter, so aufgewühlt sind die Ausblicke auf die Zukunft, die Sharifi in ihrem Film nicht nur als persönlichen Appell gegen den Hass und das Regime versteht. Aus MY STOLEN PLANET ist über die Laufzeit der Dokumentation hinweg längst Our Stolen Planet, die Geschichte (und der Appell) vieler geworden. (Paul Seidel)

Produktionstechnisch als auch erzählerisch kann es im September wohl keinen größeren Spagat geben als den zwischen Farahnaz Sharrifi persönlichen Dokumentarfilm und Francis Ford Coppolas 120 Million Dollar-schweren Monumentalwerk MEGALOPOLIS. Diesem, und dem für das deutsche Familienkino bereits als Hit gesetzten DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE 3, gehörte das letzte Startwochenende im September.

Wäre Francis Ford Copppolas abstruses Triumvirat von Pulp, Pathos und Populismus nicht so Queerfeindlichkeit und Misogynie durchdrungen, könnten es ein trashiger Triumph der Kategorie so bad it‘s good sein. Doch bar jeden Humors und verstopft mit moralistischen Mythen, ist die Apotheose eines Autokraten als Architekten der Zukunft, der sozialistische Schwäche überwindet, lediglich das Symptom geriatrischen Größenwahns. Die philosophistischen Phrasen sagen weniger über die politische Position der USA der Gegenwart als die einer konservativen Kino-Koryphäe.

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weitere Kinostarts im August und September

01.08.

BERLIN NOBODY von Jordan Scott

LIEBESBRIEFE AUS NIZZA von Ivan Calberrac

WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR? von Pawo Choyning Dorji

TATAMI von Zar Amir Ebrahimi und Guy Nattiv

SHAHID von Narges Kalhor

07.08.

THE DEAD DON’T HURT von Viggo Mortensen

TOUCH von Baltasar Kormakur

14.8.

NUR NOCH EIN EINZIGES MAL von Justin Baldoni

DIDI von Sean Wang

GOODBYE JULIA von Mohamed Kordofani

21.8.

BORDERLANDS von Eli TOrrh

BLINK TWICE von Zoe Kravitz

HAROLD UND DIE ZAUBERKREIDE von Carlos Saldanha

SONNENPLÄTZE von Aaron Arens

DETEKTIV CONAN – 27. FILM: DAS 1-MILLION-DOLLAR-PENTAGRAMM von Chika Nagaoka

28.8.

SLEEPING DOGS – MANCHE LÜGEN STERBEN NIE von Adam Cooper

AFRAID von Chris Weitz und James Moran

ALLES FIFTY FIFTY von Alireza Golafshan

GLORIA! von Margherita Vicario

“Zu Applaus, wie er den verlorengegangen Künstlerinnen und ihrer Musik gewiss zusteht, lässt Margherita Vicarios GLORIA! nur in einzelnen musikalischen Momenten verleiten. Im Gesamten verleiht der märchenhafte Debütfilm seinen Protagonistinnen eine wesentlich seichtere und letztlich weniger eindrückliche Stimme.” (Paul Seidel)

CUCKOO von Tilman Singer

4.9.

SOMETHING IN THE WATER von Hayley Easton Street

WAS IST SCHON NORMAL? von Artus

DIE IRONIE DES LEBENS von Markus Goller

NEW LIFE von John Rosman

“Ohne schnödes Beiwerk und gefällige Effekthascherei konstruiert John Rossman ein solides, sein Potential nie erschöpfendes Mystery-Drama zwischen Oldschool-Thriller, gediegenem Roadtrip und Figurenporträt.” (Paul Seidel)

11.9.

THE CROW von Rupert Sanders

EZRA – EINE FAMILIENGESCHICHTE von Tony Goldwyn

DAS FLÜSTERN DER FELDER von DK & Hugh Welchman

18.9.

DIE FOTOGRAFIN von Ellen Kuras

OVERLORD: THE SACRED KINGDOM von Naoyuki Itou

ROSALIE von Stephanie Di Giusto

SAMIA von Yasemin Samderlei

25.9.

NEVER LET GO – LASS ES NIEMALS LOS von Alexandre Aja

DIE KINDER AUS KORNTAL von Julia Charakter

ROHBAU von Tuna Kaptan