Emergency Declaration Filmstill

Emergency Declaration ©2023 Plaion Pictures


Review Kurzkritik Fakten + Credits


Der Film EMERGENCY DECLARATION von Regisseur Han Jae-rim, war einer der erfolgreichsten Filme 2022 in Südkorea. Allerdings sah es nicht immer ganz so rosig um den Film aus. Wenn man sich den Film anschaut, könnte man meinen, dass der Regisseur die Covid-Pandemie mit seinem Plot ausschlachten wollte, denn im Film befindet sich ein tödliches Virus an Bord einer Passagiermaschine. Allerdings ist das Drehbuch des Films vor Beginn der Pandemie entstanden. Bereits im Jahr 2019 hat Han Jae-rim das Script zu EMERGENCY DECLARATION verfasst. Die Dreharbeiten zum Film haben dann am 30. März 2020 begonnen und mussten immer wieder aufgrund von Covid-19 unterbrochen werden. Der lange Atem hat sich auf jeden Fall gelohnt. Bereits nach vier Tagen haben sich über eine Million Menschen den Katastrophen-Thriller angesehen, zwei Wochen später wurde diese Zahl dann verdoppelt. Nun kommt der Film auch zu uns nach Deutschland. Hier könnt ihr nun erfahren, ob sich 2 Millionen koreanische Zuschauer*innen irren, oder ob sich der Blick auf diesen Blockbuster lohnt.

Darum geht es…

Jae-hyuk (Lee Byung-hun) will mit seiner Tochter nach Hawaii fliegen. Kurz bevor sie nach langem anstehen an den Ticketschalter kommen, muss die junge Soo-min (Kim Bo-min) zur Toilette. Da sie nicht wieder anstehen will, geht sie kurzerhand auf die Herrentoilette. Hier beobachtet sie einen mysteriösen Mann (Yim Si-wan), der eine blutige Stelle unter seinem Arm verbirgt. Nachdem Soo-min wieder bei ihrem Vater ist, begegnet ihnen wieder der Fremde. Er fragt die beiden, wo die Reise hingeht und bekommt raus wohin sie fliegen. Er beschließt sich ebenfalls ein Ticket nach Hawaii zu kaufen und trifft Vater und Tochter im Flugzeug wieder. Als sie sich in der Luft befinden, wird schnell klar, was der Fremde verborgen hat. Unter seiner Haut hat er eine Kapsel mit einem tödlichen Virus versteckt. Er möchte sämtliche Passagiere töten. Vorher hat er eine Warnung ins Internet gestellt, die niemand ernst genommen hat. Nur der Polizist In-ho (Song Kang-ho) beginnt zu ermitteln und findet schreckliches in der Wohnung des Fremden.

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Rezension

Da ist sie wieder, die Qualitätsware aus Südkorea. Was Han Jae-rim mit EMERGENCY DECLARATION geschaffen hat ist ein rasanter Thriller, der seine Zuschauer*innen über große Teile fesselt, aber auch nicht frei von Fehlern ist. Der Film wird dabei über zwei Handlungsebenen erzählt. Zum einen begleiten wir Jae-hyuk und seine Tochter im Flugzeug. Durch ihre Perspektive bekommen wir einen Einblick in den engen Stahlkäfig, in dem die Passagiere überraschend mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden. Wir sehen Flugbegleiter*innen, die Versuchen die Passagiere zu beruhigen, den Kapitän und seinen Co-Piloten, die versuchen mit dem Boden zu kommunizieren und unterschiedlichste Passagiere. Der Film zeigt uns sehr eindrucksvoll die Spaltung der Gesellschaft und die zwischenmenschlichen Konflikte, die mit einer solchen Extremsituation einhergehen. So sehen wir empathische Personen, die versuchen das Beste für die Gruppe zu erreichen, aber auch Egoisten, die ihr eigenes Überleben als höchstes Gut sehen.

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Emergency Declaration ©2023 Plaion Pictures

Am Boden begleiten wir den Polizisten In-ho, dessen Frau sich an Bord des Flugzeugs befindet. Er bekommt dadurch eine nachvollziehbare Motivation, um den Fall so schnell wie möglich zu lösen. Wer ist der Täter? Wie kommt er an dieses gefährliche Virus? Gibt es ein Heilmittel? Er durchstreift Seoul auf der Suche nach einer Lösung und folgt den Hinweisen. Hier fühlt sich die Handlung leider etwas konstruiert an. Die Hinweise, die der Polizist findet führen ihn sehr schnell auf die richtige Spur, es gibt keine falschen Fährten, nur diesen einen Weg. Die Ermittlung des Polizisten fühlt sich an wie auf Schienen und wirkt dadurch unorganisch. Gerade in den Szenen am Boden wirkt EMERGENCY DECLARATION etwas aufgeblasen. Wie es für Südkoreanische Filme typisch ist, hat der Film eine lange Laufzeit von 140 Minuten und ist damit etwas zu lang geraten.

Song Kang-ho: Ein Garant für gute Filme?

Der Film zieht seine größten Stärken aus dem Schauspiel. Insbesondere die Hauptfiguren und der Antagonist bieten hier starke Performances. Yim Si-wan als der mysteriöse Fremde, schafft es, dass einem ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Er füllt seine Figur mit einem tiefen Hass auf die Menschheit, wodurch er zu einer unberechenbaren Gefahr wird. Ab der ersten Sekunde geht eine unangenehme Ausstrahlung von dem Schauspieler aus. Jae-hyuk ist hingegen ein gebrochener Mann, der in der Vergangenheit scheinbar viel durchgemacht hat, sich dann aber doch zu einem Helden mausert. Wen die meisten westlichen Zuschauer*innen kennen könnten ist Song Kang-ho, der in der Vergangenheit in Filmen wie MEMORIES OF MURDER, A TAXI DRIVER oder dem Meisterwerk PARASITE zu sehen war. In EMERGENCY DECLARATION verkörpert er wieder eine liebenswert trottelige Figur, die über sich hinauswachsen muss. Der Darsteller bedient hier gekonnt alle Emotionen und zieht die Zuschauer*innen in den Bann.

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Emergency Declaration ©2023 Plaion Pictures

Was bei EMERGENCY DECLARATION sehr stark auffällt, sind die atemberaubenden Bilder. Regisseur Han Jae-rim, spielt in seinem Film viel mit Licht und Schatten. Wir sehen den goldenen Schein der Sonne am Horizont durch die Fenster des Flugzeugs scheinen. In einer anderen Szene schauen wir von unten auf dem Bauch des Fliegers, wie er durch die Wolken gleitet und das Licht der Sonne blockiert. Diese Bilder geben uns immer wieder Hinweise auf den Gemütszustand der Passagiere. Auch am Boden sehen wir großartig gefilmte Bilder, die uns durch ihre reduzierte Farbgebung die verzweifelte Lage vor Augen führen. In der Tradition der südkoreanischen Thriller, sehen wir sehr klare, kühle Szenen. Unterstrichen wird das Visuelle von einem treibenden Soundtrack, der klar zu verstehen gibt, dass schnell gehandelt werden muss, es geht um Menschenleben.

Fazit: stilisierter Zelluloidfilm mit roter Ziffer "7"

EMERGENCY DECLARATION wird vermutlich nicht so viele Preise gewinnen wie ein PARASITE, wenn man aber auf der Suche ist, nach einem spannenden und vor allem aufwändigen Thriller aus Südkorea, wird man hier fündig werden. Der Film erzählt uns anhand zweier Handlungsstränge eine mitreißende Geschichte. Dabei lebt er besonders von seinen drei großartigen Hauptdarstellern Song Kang-ho, Lee Byung-hun und Yim Si-wan. Der Film ist etwas zu lang, wie so viele Filme aus Südkorea, schafft es aber trotzdem über weite Strecken zu unterhalten. Ein südkoreanischer Film, der nicht nur Südkorea-Fans gefallen wird.

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