Review Fakten + Credits


Falling Down - Ein ganz normaler Tag Filmstill

Falling Down – Ein ganz normaler Tag ©Plaion Pictures

Wir alle kennen sie, und wir alle sind genervt von ihnen: Menschen, die gegen unsere unausgesprochenen gesellschaftlichen Regeln verstoßen. Sie telefonieren in voller Lautstärke in der Bahn und lassen alle an ihren Gesprächen teilhaben, sie bleiben am Ende einer Rolltreppe einfach stehen, sie fahren dicht auf oder (am aller schlimmsten) beleuchten den kompletten Kinosaal während der Vorstellung mit dem Bildschirm ihres viel zu hell eingestellten Smartphones. Es sind diese Menschen, deren Ignoranz uns nicht nur kurz nervt, wir tragen diese Situationen noch tagelang mit uns herum. Ganz ähnlich geht es William Foster, gespielt von Michael Douglas, im 1993 erschienenen Film FALLING DOWN – EIN GANZ NORMALER TAG. Joel Schumacher hat seiner Hauptfigur allerdings nicht die Fähigkeit gegeben, die Wut in sich reinzufressen, wie jeder normale Mensch es tun würde. Stattdessen bewegt er sich wie eine tickende Zeitbombe durch Los Angeles.

Darum geht es…

William Foster hat es satt. Jeden Morgen steckt er durch diese unnütze Baustelle im Stau. Am Geburtstag seiner kleinen Tochter fasst er einen Entschluss. Er lässt sein Auto einfach stehen und macht sich zu Fuß auf zu seiner Ex-Frau Beth (Barbara Hershey) und seiner kleinen Tochter Adele (Joey Hope Singer). Auf dem Weg nach Venice legen ihm die Bewohner dieser heruntergekommenen Stadt Steine in den Weg, doch William beschließt, sich nicht aufhalten zu lassen und schreckt auch nicht vor Gewalt zurück. Seine Opfer melden sich bei der Polizei, und nur Sergeant Martin Pendergast (Robert Duvall) bringt diese vermeintlichen Einzelfälle zusammen. Der Polizist hat eigentlich seinen letzten Tag, doch nimmt sich vor, dem gewalttätigen Kriminellen das Handwerk zu legen, um guten Gewissens in den Ruhestand zu gehen und gemeinsam mit seiner Frau Los Angeles den Rücken zu kehren.

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Rezension

Den meisten ist Regisseur Joel Schumacher vermutlich für BATMAN FOREVER und BATMAN & ROBIN bekannt, für die er bei vielen Fans von Tim Burtons Batman-Filmen in Ungnade gefallen ist. Neben den beiden Comic-Verfilmungen hat sich der Regisseur allerdings eher auf ernstere, gesellschaftskritische Stoffe konzentriert und uns damit Filme wie THE LOST BOYS oder NICHT AUFLEGEN beschert. Auch FALLING DOWN – EIN GANZ NORMALER TAG erzählt eine ernste Geschichte über einen Mann, der alles dafür getan hat, um ein produktiver Teil der Gesellschaft zu sein, um dann von selbiger ausgespuckt zu werden. Schumacher kritisiert in seinem Film offensiv das System in Amerika, in dem es eine extreme Spanne zwischen den Ärmsten und den Reichsten gibt, was sich auch 30 Jahre später nicht verändert hat. In Städten wie Los Angeles ist es immer noch an der Tagesordnung, dass Menschen auf offener Straße erschossen werden und Obdachlose in riesigen Zeltstädten leben.

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Falling Down – Ein ganz normaler Tag ©Plaion Pictures

Dabei macht Schumacher glücklicherweise nicht den Fehler, seine Hauptfigur zu heroisieren. William Foster wurde von der Gesellschaft zum Schurken gemacht. Er ist ein Produkt seiner Umwelt. FALLING DOWN – EIN GANZ NORMALER TAG geht damit einen ähnlichen Weg, den auch Filme wie TAXI DRIVER oder JOKER gehen. Wir begleiten eine Figur, die scheinbar nichts mehr zu verlieren hat und so selbst zu dem wird, was sie eigentlich verachtet. Trotzdem macht Schumacher gleich zu Beginn klar, dass es sich bei William Foster um einen sehr konservativen Amerikaner handelt, der auch nicht davor zurückschreckt, sich rassistisch zu äußern. Er ist der Prototyp eines patriotischen Republikaners, der an den amerikanischen Traum glaubt, der dann aber realisiert, dass er nur ein Zahnrad in einem System ist. Er ist ersetzbar. Michael Douglas macht dabei einen hervorragenden Job, William mit Leben zu füllen. Wir spüren die Konflikte, die Widersprüchlichkeiten, die er mit sich selbst austrägt.

Gegensätze ziehen sich an

Ihm gegenüber steht Pendergast, ein Polizist, der in seinem Beruf ebenfalls dem amerikanischen Staat gedient hat. Er geht nun in Rente und muss nicht mehr arbeiten. Stattdessen bekommt er eine Pension vom Staat, er ist somit der komplette Kontrast zu Foster. Joel Schumacher spiegelt dabei immer wieder die Szenen, um die Gegensätzlichkeit der beiden Figuren immer mehr zu verdeutlichen. Foster kommt an Schusswaffen, Pendergast muss seine Dienstwaffe abgeben, weil es sein letzter Tag ist. FALLING DOWN – EIN GANZ NORMALER TAG ist ein kompletter Zirkelschluss, bei dem sich die beiden Figuren schon zu Beginn im Stau begegnen und im Finale wieder aufeinandertreffen. Genau wie Michael Douglas zeigt auch Robert Duvall, was für ein talentierter Schauspieler er ist. Pendergast liebt seinen Job, aber noch mehr liebt er seine Frau, für die er vorzeitig in Rente geht. Auch er trägt einen inneren Konflikt mit sich aus, an dem uns Duvall durch subtile Veränderungen der Mimik teilhaben lässt.

Falling Down - Ein ganz normaler Tag Filmstill

Falling Down – Ein ganz normaler Tag ©Plaion Pictures

Obwohl FALLING DOWN – EIN GANZ NORMALER TAG nun bereits 30 Jahre alt wird, kann der Film sowohl technisch als auch erzählerisch noch überzeugen. Der Film lässt uns die Hitze dieses furchtbaren Tages spüren. Allein die erste Szene des Films ist eine inszenatorische Meisterleistung. Wir sehen einen schwitzenden Michael Douglas im Auto, er steckt im Stau, rechts von ihm ein Bus mit schreienden Schulkindern, vor ihm ein Kind, das ihn anstarrt, in einem anderen Auto eine Frau, die sich gerade im Rückspiegel schminkt, Geschäftsmänner, die laut telefonieren. Alles an der Szene ist unangenehm. Durch die Farbgebung wirkt alles nochmal heißer und ungemütlicher. Es ist ein Moment, den die meisten vermutlich schon mal erlebt haben. Leider sind auch die Themen Ausbeutung und Armut immer noch aktuell.

Fazit:

Kein Wunder, dass man auch noch heute über FALLING DOWN – EIN GANZ NORMALER TAG spricht. Der Film zeigt uns zwei großartige Darsteller, die in ihren sehr unterschiedlichen Rollen begeistern können. Joel Schumacher hat einen Film geschaffen, der nichts an Aktualität verloren hat, ganz im Gegenteil. Die Schere zwischen Arm und Reich wächst stetig. Statt hier einen Anti-Helden zu schaffen, der auf brutale Weise gegen die fiese Obrigkeit vorgeht, zeigt Schumacher, dass auch Gewalt der falsche Weg ist und verdeutlicht uns, dass niemand davor gefeit ist, das Opfer eines unfairen Systems zu werden.

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Originaltitel Falling Down
Kinostart 26.2.1993
Länge: 113 minuten
Produktionsland France
Genre: Krimi | Drama | Thriller
Regie Joel Schumacher
Executive Producer Arnon Milchan
Producer Timothy Harris | Arnold Kopelson | Herschel Weingrod | Nana Greenwald | Dan Kolsrud | Stephen Joel Brown
Kamera Andrzej Bartkowiak
Musik James Newton Howard
Cast Michael Douglas, Robert Duvall, Barbara Hershey, Rachel Ticotin, Tuesday Weld, Frederic Forrest, Lois Smith, Ebbe Roe Smith, Michael Paul Chan, Raymond J. Barry, D.W. Moffett, Steve Park, Kimberly Scott, James Keane, Macon McCalman, Richard Montoya, Bruce Beatty, Matthew Saks, Agustin Rodriguez, Eddie Frias

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