Review
Streamingdienste brauchen regelmäßig neuen Content, da die Abonnenten sonst nach einer gewissen Zeit abspringen. Das neueste Werk für Prime Video ist der Amazon MGM Studios Film HEADS OF STATE vom Regisseur Ilya Naishuller. Die Prämisse ist leicht erzählt: John Cena ist der US-Präsident Will Derringer und muss nach dem Absturz der Air Force One mit dem britischen Premier Sam Clarce (Idris Elba) eigentlich eher widerwillig zusammen arbeiten, um einen Nato-Gipfel rechtzeitig zu erreichen. Auf dem Weg müssen die beiden Staatsoberhäupter lernen, ihre Differenzen zu überwinden und endlich zusammen zu arbeiten.
Denn selbstredend wollen diabolische Antagonisten angeführt vom skrupellosen Waffenschieber Viktor Gradov (Paddy Considine) das Oberhauptsduo töten, um die Welt weiter zu destabilisieren und sich an der NATO zu rächen. Für einen unterhaltsamen Film an einem Freitagabend klingt es eigentlich vielversprechend und lässt auf komödiantische Einlagen zwischen Idris Elba und John Cena hoffen. Doch Amazon hat die Messlatte für sich bereits regelmäßig hoch gesetzt, ohne diese erreichen zu können, wodurch sich die Frage stellt, ob HEADS OF STATE ein Unterhaltungsfilm oder reines Produkt ist.
Von Cena bis Niemand
Der Cast von HEADS OF STATE ist an sich auf den ersten Blick eine logische Wahl. Klar wird sich hauptsächlich auf die beiden Hauptdarsteller Idris Elba und John Cena fokussiert, aber der Film lässt dennoch Raum für beliebte Nebencharaktere, wie Jack Quaid, Stephen Root oder Sarah Niles, welche alle von sich zu überzeugen wissen und auf ihre Art und Weise Spaß machen. Selbiges lässt sich leider nicht von der Hauptdarstellerin Priyanka Chopra Jonas behaupten, welche eine erfahrene MI6-Agentin spielt und eigentlich nur finster dreinschauen durfte. Emotionale Ausbrüche oder echte Gefühle, sind kaum zu sehen.
Die restlichen Charaktere wie Richard Coyle, Wade Briggs, oder die Top-Antagonisten Alexander Kuznetsov sowie Katrina Durden sind reine Abziehbilder. Die Zuschauenden würden es nicht mal merken, wenn HEADS OF STATE einige dieser Charaktere weglässt, oder durch ähnlich aussehende Darstellende ersetzt. Hinzu kommt, dass die Drahtzieher hinter dem diabolischen Plan von Paddy Considine blass und für die Rezipienten zu leicht zu durchschauen sind. Das ist selbst bei einem seichten Film wie HEADS OF STATE ärgerlich, da jeglicher Anspruch entzogen wird.
Greenscreen lässt grüßen
Über das Budget von HEADS OF STATE ist nicht viel bekannt, aber es ist nicht davon auszugehen, dass Amazon ein Budget von mehreren hundert Millionen Dollar bereitgestellt hat, da es sich um einen reinen Streamerfilm handelt. Dennoch kann es nicht sein, dass ein Film so unfassbar hässlich aussieht. Fehlen der Leinwand hin oder her. Denn HEADS OF STATE ist anzusehen, dass der Film größtenteils im Studio vor einem Greenscreen produziert wurde.

Heads of State ©2025 Amazon.com | Prime Video | MGM Studios
Billige Beleuchtung, deutlich erkennbare CGI-Explosionen, künstliche Hintergründe hinter Autos oder Motorräder oder komplett künstliche Kulissen sind an der Tagesordnung. Um das genau einordnen zu können, wär es gut zu wissen, wie hoch das Budget ist. Aber ein Film, welcher wahrscheinlich vergleichbar eingeordnet werden kann, ist KILLER´S BODYGUARD mit Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson, welcher mit einem Budget von 30 Millionen Dollar und aus dem Jahr 2017 deutlich besser aussieht.
Hinzu kommt, dass die Kämpfe von HEADS OF STATE komisch aussehen und bei den Zuschauenden ein unwohles Gefühl hinterlassen. Denn der Hand-zu-Hand Kampf wirkt viel zu langsam und es ist klar zu erkennen, dass die Kampfteilnehmer auf die Schläge der anderen Darstellenden warten müssen. Dadurch wird selbst der an sich kreative Kampf am Anfang des Films nicht ansehnlich, wodurch ausschließlich die Gopnik-Szene und eine finale Verfolgung im Auto überzeugen können. Aber das ist zu dünn.
Putin reibt sich die Hände
Dünn ist ebenfalls die Story von HEADS OF STATE, was an sich nicht schlimm wäre, wenn der Film eine Laufzeit von knackigen 90 Minuten hätte. Jedoch ist eine Lauflänge von fast zwei Stunden deutlich zu lang. Der Film ist repetitiv, an vielen Stellen langweilig und der Blick auf das Handy wird von Minute zu Minute immer verlockender. Hinzu kommt, dass der Film in Sachen Humor eine Schrotflintentaktik verfolgt. In der Hoffnung, dass wenigstens ein paar der Witze zünden, werden Gags immer wieder im Sekundentakt herausgeballert, ohne dass diese zum Lachen sorgen.

Heads of State ©2025 Amazon.com | Prime Video | MGM Studios
Das größte Problem von HEADS OF STATE ist jedoch eine MAGA-nahe Propaganda, die die NATO kritisiert. Hier geht es nicht mal um die Tatsache, dass die NATO und Vorgehen kritisiert werden, sondern wie die Kritik geäußert wird. Denn die Kritiker im Film sprechen von den USA als einzige Geldgeber und beschreiben die europäischen NATO-Partner als Schmarotzer, deren Kriege die USA regeln müssen. Wenn jedoch betrachtet wird, welchen wirtschaftlichen und vor allem geopolitischen Nutzen die USA draus ziehen, ist diese Aussage hanebüchen und bedient sich in der Darstellung an Trumps Agenda.
Film oder Hörspiel
Ein weiteres Problem an HEADS OF STATE ist eins, welches sich in sehr vielen Streamer-Filmen wiederfindet und zumindest bei NETFLIX eine offizielle Agenda ist. Denn im Film wird all das Geschehene über Dialoge erklärt, sodass der Film selbst gar nicht gesehen werden muss. Dadurch eignet sich die Bewegtbildproduktion als nette Begleitung neben der Hausarbeit oder ähnlichen. Wenn es mal solch einen Film geben würde, wäre es kein Problem, aber zu viele Streamer verfolgen mittlerweile diese Taktik und lassen Filme als nettes Beiwerk verkommen. Der Platz der Hauptattraktion ist im Streaming stetig wachsend bedroht.
Fazit
HEADS OF STATE hätte am Anfang das Potential, genau die seichte Unterhaltung zu werden, welche Zuschauende sich von Streaming-Filmen erhoffen. Jedoch ist der Film zu plump, zieht sich zu lang und ist hässlich. Hinzu kommt eine anti-NATO-Agenda, welche in das Weltbild von MAGA und Co. passt. Da können selbst die Hauptdarsteller Idris Elba und John Cena nichts retten. Ich weiß nicht einmal, wem ich den Film empfehlen soll, denn es gibt genug andere Filme, die das Verlangen nach seichter Unterhaltung besser abdecken.
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Originaltitel | Heads of State |
Kinostart | 24.6.2025 |
Länge: | 117 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action | Thriller | Komödie |
Regie | Ilja Wiktorowitsch Naischuller |
Executive Producer | John Cena | Idris Elba | Marcus Viscidi | Josh Appelbaum | André Nemec |
Producer | Peter Safran | John Rickard |
Kamera | Ben Davis |
Visual Effects | Raymond Chen | Fabricio de Vasconcellos Baessa Antonio |
Musik | Steven Price |
Cast | John Cena, Idris Elba, Priyanka Chopra Jonas, Paddy Considine, Carla Gugino, Stephen Root, Jack Quaid, Sarah Niles, Richard Coyle, Александр Кузнецов, Katrina Durden, Wade Briggs, Clare Foster, Robyn Pennington, Adrian Lukis, Ingeborga Dapkūnaitė, Sharlto Copley, Steven Cree, Huw Novelli, Aled Llyr Thomas |
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