Originaltitel: Proper Binge
DVD/Blu-ray – Release: unbekannt
Länge: ca. 102 Minuten
FSK: ?
Produktionsland: USA
Regie: Michael Burns | Dean Q. Mitchell
Schauspieler:innen: Bradford James Jackson | Jeremy Blake | Berick Cook
Genre: Komödie | Drama
Nachdem bereits PEAKS AND VALLEYS einen fabelhaft atmosphärischen Eindruck auf mich hinterlassen konnte, war die Neugier vorhanden auch einmal in das Regiedebüt von Michael Burns hineinzuschauen. Dieses realisierte er zusammen mit Dean Q. Mitchell, der zuvor bereits mit ihm die Kurzfilme CHANGE und ELECT produzierte, nun aber auch erstmalig an einem Langfilm tätig wurde. Auch Nebendarsteller Berick Cook ist aus eben jenen Kurzfilmen bereits bekannt. Wie üblich für solche Produktionen sind viele aus dem Team das erste Mal vor oder hinter der Kamera eines Langfilms tätig geworden. Bradford James Jackson jedoch, konnte auch schon ein wenig Hollywood-Luft schnuppern, wenn auch nur in eher kleinen Kurzauftritten wie bei FROZEN GROUND.
Darum geht es…
Burgess „Buzz“ Zwink verkörpert, dass, was wir als Nesthocker kennen. Doch diese Begrifflichkeit ist fast noch zu harmlos gewählt, da Buzz im Alter von 32 Jahren noch immer nicht begriffen hat, was heißt selbst- und eigenständig zu sein. Er fristet sein Dasein mit ausladenden Saufgelagen, die ihn immer wieder an den Rand der Besinnungslosigkeit treiben. Auch eine Suchtberatung hilft ihm nicht aus dieser Krise. Die stets andauernde betrunkene Betäubung sorgt dafür, dass sich nicht nur Klüfte zwischen ihm und seiner Familie, sondern auch mit seiner Partnerin und Freunden entwickeln und er allgemein nur noch als lebensunfähiger Nichtsnutz betrachtet wird, welcher jedem vor den Kopf stößt, mit dem er zu tun hat. Als jedoch eines Nachts wieder einmal alles eskaliert, ist die Zeit gekommen alles zu ändern.
Rezension
Burns und Mitchell erzählen uns hier eine Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruhen soll, wobei jedoch nicht ganz klar wird, ob es sich um eigene Erfahrungen handelt oder ihnen die Geschichte nur zugetragen wurde. In jedem Fall fällt es jedoch nicht schwer unter heutigen Gesichtspunkten ähnliche Storys zu finden, denn die Problematiken, mit denen der Protagonist zu kämpfen hat, scheinen zunehmend zu einer Volkskrankheit zu werden. Das unbeschwerte Leben der Jungend zu genießen und erst spät zu erkennen, welche Steine man sich selbst in den Weg legt, mit denen man aber zeitgleich auch anderen schadet, ist ein Thema, welches aus der wirtschaftlichen Stärke der Gesellschaften rührt und es den Menschen erlaubt erst spät im Leben einen eigenen Weg zu finden.
Bemerkenswert ist, dass der Film komplett in Schwarz/Weiß stattfindet, wobei dies nicht einmal ganz korrekt ist, denn tatsächlich ist das Bild in einen leichten Hauch von Sepia getunkt. Erst die letzte Szene und der Abspann werden uns in Farbe gezeigt. Warum dieses stilistische Mittel gewählt wurde, wird leider nicht ganz klar und es bleibt nur Raum für Spekulationen. Mutmaßlich soll hier der Kontrast zum Beginn der persönlichen neuen Identität des Protagonisten aufgewiesen werden. Zudem vereint das Werk ein ausgewogenes Maß an recht schnell aufeinanderfolgenden Schnitten und im Kontrast dazu auch recht langen und ausgedehnten Aufnahmen, die fast schon an Plansequenzen erinnern. Zudem bekommen wir unzählige Closeups präsentiert, welche dafür sorgen sollen, dass wir als Publikum die Sichtweise des Hauptdarstellers einnehmen können.
Natürlichkeit bis in die kleinste Rolle
Doch schafft dies PROPER BINGE auch? Ich bin mir da recht unschlüssig, denn tatsächlich zeigt uns Bradford James Jackson eine hervorragende Performance, bei der die einzige Kritik wäre, dass man der Person nicht so ganz abkauft, dass sie unter einer entsprechenden Alkoholsucht leidet, nur weil die Saufgelage jedes Mal extrem eskalieren. Tatsächlich wirkt dafür seine nüchterne Persönlichkeit noch viel zu normal und . Es sind vor allem die Interaktionen, die den Film lebendig wirken lassen. Die vielen verschiedenen Nebenfiguren sorgen erst dafür, dass hier eine unberechenbare und interessante Dynamik entsteht, bei der einfach immer alles geschehen kann und es somit stets neugierig macht, in was für eine Katastrophe die Hauptfigur als nächstes hineinsteuert. Besonders erwähnenswert ist dabei die Rolle des Obdachlosen Säufers und tatsächlich wird zeitweise die Geschichte dieser Person fast schon spannender als der Hauptplot, da die Rolle einfach so toll in Szene gesetzt ist.
Etwas kurios ist die Soundgestaltung. Einerseits fehlt dem Ton teilweise die Tiefe. Sprich eine Person die „nah“ am Zuschauenden ist klingt ziemlich genauso, wie eine die irgendwo im Hintergrund auftaucht. Dies liegt vermutlich daran, dass jede darstellende Person ein eigenes Mikrophon hatte, um die Stimmqualität bestens einfangen zu können und in der Postproduktion hier nicht mehr viel nachgearbeitet wurde. Dies ist natürlich absolut kein dramatischer Aspekt, fällt jedoch immer wieder recht deutlich auf. Viel wesentlicher ist da die musikalische Hinterlegung, der es etwas an Leben fehlte. Musik kann einen ganzen Film tragen – das sehen wir immer wieder bei deutschen Produktionen, die weitestgehend ganz auf diese verzichten und damit kläglich scheitern. Auch in PROPER BINGE fehlen teilweise die wirklich aussagekräftigen Untermalungen, die der Szene noch mehr Charakter geben würden. Stattdessen bekommen wir eher klischeehafte Kurzkompositionen, denen einfach jegliche Kraft fehlt.
Ein Wochenende voller Make-up
Betrachten wir nun jedoch einmal reinweg die Geschichte, so bleibt uns nicht viel anderes übrig als den Hut zu ziehen. Das Werk arbeitet zwar mi bekannten Erzählweisen, schafft es aber dennoch immer wieder positiv zu überraschen. Mit welcher Leidenschaft, die eigentlich völlig übertriebene und dann aber doch wieder perfekt passende Szenerie gedreht wurde, in welcher der Protagonist sich zu seinen Taten und seiner Vergangenheit bekennt, ist einfach großartig und es dürfte kaum jemandem gelingen sich nicht mit Buzz’ Begleiter zu freuen, während der Protagonist immer und immer wieder ordentlich vermöbelt wird, was wiederum ein Lob ans Make-up provoziert, welches teilweise tagelang nicht abgeschminkt werden konnte. Darüber hinaus erinnert der nicht enden wollende Strudel des persönlichen Zerfalls arg an eine Vorstufe der Figuren, wie wir sie in MAD LOVE IN NEW YORK zu sehen bekommen. Es ist somit einfach eine bodenständige Geschichte, wie sie das Leben erzählt, ohne viel gekünstelte Dramatik.
Fazit
Somit ist PROPER BINGE ein nettes Stück Independent-Kino, welches ein tolles Gleichgewicht zwischen humoristischen und ehrlichen Szenen aber auch dramatischen Entwicklungen schafft und dabei vor allem von den gut harmonierenden Darstellenden profitiert. Insbesondere die Nebenfiguren bringen solch eine ehrliche Gelassenheit an den Tag, dass der Eindruck entsteht, dass es sich hierbei fast schon um eine Dokumentation handeln könnte und jegliche Reaktionen ungekünstelt und echt eingefangen wurden. Zeitgleich sehen wir eine recht experimentelle Herangehensweise, die sich nicht immer gänzlich erklärt, denn bis zum Schluss wird nicht so recht erkenntlich, warum hier auf eine klassische Farbproduktion verzichtet wurde. Dennoch macht der Film Spaß und weiß eine gute Geschichte zu erzählen. Hier ist dennoch noch viel Potential nach oben erkennbar und es bleibt spannend, was Burns in seinem derzeitig nächsten in der pre-production befindlichen Film abliefern wird.
Nachdem Michael Burns bereits mit PEAKS AND VALLEYS meine Begeisterung eingefangen hat, war es nun auch an der Zeit sein Regiedebüt einmal unter die Lupe zu nehmen. Und es bleibt nicht viel mehr zu sagen, als dass er auch mit diesem Film ein wirklich solides Werk geschaffen hat, welches zwar inhaltlich und atmosphärisch in eine völlig andere Richtung schlägt, aber uns wieder einmal hervorragende Charaktere präsentiert, die sich insbesondere durch ihre herrlich ehrliche und unverfälschte Art auszeichnen. Darüber hinaus schafft er es eine Geschichte zu erzählen, die zwar nicht gerade neu und innovativ wirkt, uns aber dennoch immer wieder nette Momente beschert, die so nicht unbedingt erwartbar gewesen wären. Überraschend ist vor allem die Bildgestaltung, denn das Werk ist fast vollständig in schwarz/weiß bzw. eher einem Sepia-Ton gehalten. Auch wenn nicht so recht deutlich wird, welchen Effekt dieses Mittel bringen soll, so ist die Aufmerksamkeit doch erstmal gesichert, da einfach viel zu wenige Werke den Mut zeigen aus der Welt der Farben herauszugehen. Der Film unterhält an den richtigen Stellen, hat leider auch einige etwas zu übertriebene Momente, schafft es aber insgesamt doch einen guten Eindruck zu hinterlassen, auch wenn meine Affinität für solche Geschichten sich in Grenzen hält.
Original title: Proper Binge
DVD/Blu-ray – Release: unknown
Length: approx. 102 minutes
FSK: ?
Country of Production: USA
Director: Michael Burns | Dean Q. Mitchell
Actors: Bradford James Jackson | Jeremy Blake | Berick Cook
Genre: Comedy | Drama
After PEAKS AND VALLEYS already left a fabulously atmospheric impression on me, I was curious to take a look at Michael Burns‘ directorial debut. He realised this together with Dean Q. Mitchell, who had previously produced the short films CHANGE and ELECT with him, but now also worked on a feature film for the first time. Supporting actor Berick Cook is also already known from those short films. As is usual for such productions, many of the team are working in front of or behind the camera of a feature film for the first time. Bradford James Jackson, however, has already been able to get a taste of Hollywood, even if only in rather small short appearances such as in FROZEN GROUND.
That’s the plot
Burgess “Buzz” Zwink embodies what we know as a nest-feeder. But this term is almost too harmless, because Buzz, at the age of 32, still hasn’t understood what it means to be self-reliant and independent. He ekes out an existence with extensive binges that drive him to the brink of unconsciousness again and again. Even addiction counselling does not help him out of this crisis. The constant drunken stupor causes rifts to develop not only between him and his family, but also with his partner and friends, and he is generally regarded as nothing more than a good-for-nothing who is incapable of living and who offends everyone he has anything to do with. But when one night everything escalates once again, the time has come to change everything.
Review
Burns and Mitchell tell us a story here that is supposed to be based on true events, although it is not entirely clear whether they are dealing with their own experiences or whether the story was just passed on to them. In any case, it is not difficult to find similar stories from today’s point of view, because the problems with which the protagonist has to struggle seem to be increasingly becoming a widespread disease. Enjoying the carefree life of youth and not realising until late in life what obstacles one puts in one’s own way, but at the same time also harms others, is a theme that stems from the economic strength of societies and allows people to find their own way only late in life.
It is remarkable that the film takes place entirely in black and white, although this is not even entirely correct, because the picture is actually dipped in a slight hint of sepia. Only the last scene and the credits are shown to us in colour. Why this stylistic device was chosen is unfortunately not entirely clear and there is only room for speculation. Presumably, the contrast to the beginning of the protagonist’s personal new identity is to be pointed out here. In addition, the work combines a balanced measure of cuts that follow each other quite quickly and, in contrast, also quite long and extended shots that are almost reminiscent of plan sequences. In addition, we are presented with countless close-ups, which are supposed to ensure that we, as the audience, can take the point of view of the main protagonist.
Naturalism up to the smallest role
But does PROPER BINGE manage this? I am quite undecided, because Bradford James Jackson actually gives an excellent performance, in which the only criticism would be that you don’t quite buy that the character suffers from a corresponding alcohol addiction, just because the binge drinking escalates to an extreme every time. In fact, his sober personality still seems far too normal for that and . It is above all the interactions that make the film seem alive. The many different supporting characters ensure that an unpredictable and interesting dynamic is created here, in which anything can happen at any time and thus it always makes you curious to see what kind of catastrophe the main character is heading into next. Particularly worth mentioning is the role of the homeless drunkard and indeed at times the story of this person becomes almost more exciting than the main plot, because the role is just so wonderfully staged.
The sound design is somewhat curious. On the one hand, the sound sometimes lacks depth. That is, a person who is “close” to the viewer sounds pretty much the same as one who appears somewhere in the background. This is probably due to the fact that each performer had their own microphone in order to capture the voice quality in the best possible way and not much was done in post-production. Of course, this is absolutely not a dramatic aspect, but it is always quite noticeable. Much more important is the musical background, which lacked a bit of life. Music can carry an entire film – we see this time and again in German productions that largely do without it altogether and thus fail miserably. In PROPER BINGE, too, the really meaningful background music that would give the scene even more character is partly missing. Instead, we get rather clichéd short compositions that simply lack any power.
A weekend with make-up
However, if we look purely at the story, we have little choice but to take our hats off. Although the work works with familiar narrative methods, it still manages to surprise in a positive way again and again. The passion with which the actually completely exaggerated and then again perfectly fitting scenery was shot, in which the protagonist confesses to his deeds and his past, is simply great and hardly anyone should not be able to rejoice with Buzz’s companion, while the protagonist is beaten up over and over again, which in turn provokes praise for the make-up, which sometimes could not be removed for days. Moreover, the never-ending maelstrom of personal decay is highly reminiscent of a prequel to the characters we see in MAD LOVE IN NEW YORK. It is thus simply a down-to-earth story as life tells it, without much contrived drama.
Conclusion
Thus, PROPER BINGE is a nice piece of independent cinema that strikes a great balance between humorous and honest scenes but also dramatic developments, benefiting especially from the well-harmonised actors. The supporting characters in particular display such honest composure that one gets the impression that this could almost be a documentary and that any reactions have been captured in an unaffected and genuine way. At the same time, we see a rather experimental approach, which is not always fully explained, because until the end it is not really clear why a classic colour production was dispensed with here. Nevertheless, the film is fun and knows how to tell a good story. There is still a lot of potential here and it remains exciting to see what Burns will deliver in his next film, which is currently in pre-production.
Schauspieler:in | Rolle |
Bradford James Jackson | Burgess “Buzz” Zwink |
Jeremy Blake | Steve Plummer |
Berick Cook | Jason Hamlin |
Cassandre Leigh | Brianna Larson |
Thomas G. Jacobs | Henrik Munson |
D’Artagnon Moonin | Alex Gubser |
Cheyenne Buchanan | Cliff Zwink |
Ron Holmstrom | Frank Larson |
Lois Simenson | Mutter Zwink |
Jefferey Barron | Barkeeper Bob |
Arthur Moonin | Onkel Harvey |
Rod Mehrtens | Freddie |
Levi A. Taylor | Back-up Barkeeper |
Michael B. Dillon | Roy |
Bianca Purcell | Polizistin |
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