Mitten in der Nacht wachen zwei Kinder auf und müssen feststellen, dass sie ganz allein im Haus ihrer Eltern sind. Bald nehmen weitere ungewöhnliche Geschehnisse ihren Laufen …
Rezension
Schlaflos wandeln gesichtslose Figuren durch das Haus, Schatten spielen schelmisch an den Wänden, Schrecken verbreitet sich allmählich in der Dunkelheit. In SKINAMARINK sucht dieser keine Stadt, allenfalls jene aus bunten Bausteinen im Zimmer der Kinder heim, sondern das Zuhause einer kleinen Familie. Einen Mikrokosmos, der in der unheilvollen Finsternis und durch zusammenhangslose Fernsehbilder, rauschende Radiobeiträge und die Abwesenheit von Fenstern und Ausgängen sowohl vom Rest der Welt als auch von jeglichem Zeitgefühl abgeschnitten ist. So losgelöst wie der Stimmungshorror unter der Regie von Kyle Edward Ball von fassbaren Charakterzeichnungen und eindeutigen Handlungsverläufen.
In einer entschleunigten Aneinanderreihung nächtlicher Zimmeraufnahmen schleichen Geräusche, Worte und Figuren umher, ohne dass letztere jemals vollständig Gestalt annehmen. Von den Innenräumen sind es Wände, Teppichböden und Lampenschirme, von den Menschen Füße, Rücken und andere Umrisse, die sich zu einem uneindeutigen Ganzen zusammenzusetzen. Zu einem krisseligen und stimmungsvollen, aber auch zerdehnten Horrorfilm-Mosaik, dessen einfache, effektive Herangehensweise wohl noch besser als nur halb so langes Gruselstück, so wie der Vorgängerfilm des Regisseurs, funktioniert hätte.
Ich sehe was, was du nicht siehst
SKINAMARINK spielt mit einer Handvoll Urängsten, die sich in die von Homevideo-Ästhetik geprägte, (alb-)traumartig beklemmende Atmosphäre setzen. In ein dichtes Stimmungsgeflecht, welches Hauptrolle, Setting und jedwede Situationen gleichermaßen für sich beansprucht und wiederholt auf die individuellen Dunkelheits-Erfahrungen der Zuschauenden setzt. Denn was in der Dunkelheit lauert, was wirklich jenseits des zuckenden Lichtes des Fernsehers geschieht und sich nicht nur als Einbildung und Eigenheit der Nacht entpuppt, was die merkwürdigen Blutspuren über die Geschehnisse in der Nacht verraten, wird weder konkretisiert noch auserzählt, stattdessen zu einem eigenwilligen Genrebeitrag vermengt.
Auf der einen Seite so weit weg von Struktur und Inszenierung etlicher moderner Horrorstreifen wie SMILE, der einen ähnlichen Hype auf Social-Media erfuhr, auf der anderen Seite doch wieder nahe dran am effekthascherischen, wenig tiefgehenden Genrekino, wenn vor allem die auditive Ebene nicht vor dem ein oder anderen Jumpscare, regelrechten Wachrüttlern, zurückschreckt. Effektiver ist SKINAMARINK mit seinem Grusel dann, wenn Dunkelheit und flüchtige Schemen in Orientierungslosigkeit münden, die daran zweifeln lässt, ob die gehörten Stimmen wirklich von den menschlichen Silhouetten kommen und nicht vielleicht doch direkt aus den Wänden kriechen. Beeinflusst werden diese Gruselansätze ohnehin von den ganz persönlichen Assoziationen, welche die Einschüchterungsversuche des gemächlichen Horrorexperiments entweder noch viel furchteinflößender oder noch viel banaler und ermüdender erscheinen lassen, als sie eigentlich sind.
Fazit
Ein Schleichen durch spärlich beleuchtete Zimmer, verfolgt von einer einnehmenden Geräuschkulisse und flüsternden Dialogfetzen. SKINAMARINK bietet eine ungewöhnliche Gruselstunde auf schmalen Grat zwischen simpler Effektivität und schrecklicher Banalität. Ein Horrorfilm, der sich so entschleunigt zurücklehnt wie er plötzlich aufschreckt, der in Dunkelheit versinkt wie er sich das Licht zu Nutze macht und der in einzelnen Momenten be- aber auch wiederholt vor Langweile entgeistern kann.
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Originaltitel | Skinamarink |
Kinostart | 13.1.2023 |
Länge: | 100 minuten |
Produktionsland | Canada |
Genre: | Horror |
Regie | Kyle Edward Ball |
Executive Producer | Edmon Rotea | Ava Karvonen | Jonathan Barkan | Josh Doke |
Producer | Dylan Pearce |
Kamera | Jamie McRae |
Cast | Lucas Paul, Dali Rose Tetreault, Ross Paul, Jaime Hill, Kyle Edward Ball |
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