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Smile - Siehst du es auch? Filmstill

Smile – Siehst du es auch? ©2022 Paramount Pictures

2022 war das Jahr der fragwürdigen, filmbezogenen TikTok Trends. Unter dem Hashtag #gentleminions konnte man Jugendliche beobachten, die sich in Abendgarderobe den neuen MINIONS Film angesehen haben. Die zurechtgemachten Teenager*innen haben sich dabei gefilmt, wie sie den Film schauen und auf die einzelnen Szenen reagieren. Andere Kinobesucher, sowie die Kinobetreiber, haben ihren Unmut über die Fans kundgetan. Es wurde überall Essen verschüttet und Eltern mit Kindern haben teilweise die Vorstellungen verlassen, aufgrund der Lautstärke der „Gentle Minions“. Viel größere Wellen haben allerdings der Film SMILE – SIEHST DU ES AUCH? und der dazugehörige TikTok-Trend geschlagen. Nach Vorstellungen des Horrorfilms, haben die Zuschauenden auf den Film reagiert. Es sei einer der gruseligsten Filme aller Zeiten, hieß es. Auch hier ist es leider nicht bei den Reaktionen außerhalb des Kinosaals geblieben.

Von ihrer Anspannung getrieben, haben sich die Teilnehmer der TikTok-Challenge auch hier häufig in den Kinos danebenbenommen. Auch bei SMILE – SIEHST DU ES AUCH? mussten die Kinobetreiber einige Gäste verbuchen, die den Saal vorzeitig verlassen haben. Durch solche seltsamen Trends scheint es immer mehr in Mode zu kommen, sich im Kino laut zu verhalten. Allerdings ist das Kino nicht der Platz dafür, andere Besucher*innen wollen ebenfalls einen Film genießen, meistens in Ruhe, um sich voll auf die Handlung einzulassen. Im Kino gilt: Klappe zu, Handy aus, zurücklehnen und genießen. Immerhin hat dieser Trend dafür gesorgt, dass ein kleiner Horrorfilm wie SMILE – SIEHST DU ES AUCH? zu einem Überraschungserfolg wurde.

Darum geht es…

Dr. Rose Cotter (Sosie Bacon) arbeitet als Notfall-Psychiaterin in einem Krankenhaus. Sie spricht mit Patient*innen die akute Betreuung brauchen. Dabei stellt die Ärztin ihr Privatleben zurück und verbringt einen großen Teil ihres Lebens im Krankenhaus. Eines Tages kommt eine neue Patientin ins Krankenhaus. Laura Weaver (Caitlin Stasey) hat vor einigen Tagen beobachtet, wie sich ihr Professor mit einem Hammer das Leben genommen hat. Seitdem wird sie von vermeintlichen Halluzinationen heimgesucht. Sie spricht von einer lächelnden Gestalt, von der Sie seit Tagen verfolgt wird. Diese Gestalt nimmt die Form von Personen aus ihrem Umfeld an, um ihr dann Angst einzujagen. Die Ärztin schiebt es auf die traumatischen Erfahrungen, den Suizid, den die junge Studentin beobachten musste. Während des Gespräches, bricht Laura plötzlich in Panik aus. Als Rose Hilfe rufen will, stellt sich, die eben noch panische Patientin, vor die Ärztin und schneidet sich die Kehle durch. Rose fühlt sich an den Tod ihrer eigenen Mutter erinnert und beginnt plötzlich Dinge zu sehen. Hatte die Patientin recht? War sie wirklich verflucht?

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Rezension:

Um hier einmal direkt den Wind aus den Segeln zu nehmen; SMILE – SIEHST DU ES AUCH? ist nicht der gruseligste Horrorfilm aller Zeiten. Vermutlich wurde der TikTok-Trend von Horror-Neulingen losgetreten. Der Film ist eher solide Horrorkost, die für den eingefleischten Genre Connaisseur nichts Neues sein dürfte. Vielmehr hat Regisseur (und Drehbuchautor) Parker Finn mit seinem Film gezeigt, dass viel Potenzial in ihm steckt, dass in den nächsten Jahren hoffentlich noch weiter erforscht werden kann. Gerade die Präsentation des Films ist sehr gelungen. Man merkt, dass der Regisseur ein gutes Gefühl dafür hat, die Aufmerksamkeit der Zuschauenden zu lenken. Es reicht eine Kamerafahrt durch einen dunklen Raum, oder die Aufnahme eines Hauses, um ein ungutes Gefühl zu erzeugen. Gepaart mit dem großartigen Soundtrack von Cristobal Tapia de Veer wird ab der ersten Minute für eine unangenehme Atmosphäre gesorgt.

Smile - Siehst du es auch? Filmstill

Smile – Siehst du es auch? ©2022 Paramount Pictures

Leider fehlt dem Regisseur häufig der Mut, die einzelnen Szenen wirken zu lassen. Es hätte hier ein wesentlich besserer Film entstehen können, wenn man sich nicht auf den billigsten Horror-Trick verlassen hätte, den guten alten Jumpscare. SMILE – SIEHST DU ES AUCH? zieht seinen kompletten Horror daraus, dass die Zuschauenden erschreckt werden sollen. Immer wieder kündigen sich diese Momente an, wenn die Lautstärke der Hintergrundgeräusche runtergezogen werden, bis es fast komplett still ist, nur damit dann in der nächsten Sekunde jemand „Buh!“ ruft. Dass man sich darüber erschreckt, ist keine Überraschung und deswegen umso trauriger, weil man in allen anderen Momenten merkt, dass der Regisseur ein Gespür für Stimmung hat. IT FOLLOWS von David Robert Mitchell hat eine sehr ähnliche Prämisse, kommt aber fast komplett ohne Jumpscares aus. Mitchell lässt im Gegensatz zu Finn die Bilder für sich sprechen und hat so einen wesentlich spannenderen Film geschaffen.




Unheimlichster Film aller Zeiten, oder doch nur Durchschnitt?

Inhaltlich schafft es SMILE – SIEHST DU ES AUCH? leider auch nicht vollständig zu überzeugen. Sollte man noch wenige Horrorfilme gesehen haben, könnte die Handlung spannend sein, je mehr man das Genre allerdings kennt, desto uninteressanter ist der Plot. Unsere Hauptfigur wird Opfer des Fluches (oder bildet sie sich alles nur ein?) und versucht das Muster zu durchschauen, um sich aus ihrer prekären Situation zu befreien, The End. Zwischendrin werden wir immer mal wieder erschreckt und es gibt einige Nebenfiguren, Familienmitglieder und Freunde der Hauptfigur, die auf die wahnsinnigen Behauptungen reagieren. Leider wurde auch hier wieder viel Potenzial liegen gelassen. Während der vielen Überstunden im Krankenhaus, wird in einem Nebensatz auf das Gesundheitssystem der USA eingegangen, hier hätte man eine Interessante Meta-Ebene öffnen können. Viel spannender wäre allerdings der Umgang mit psychischen Krankheiten gewesen. Es wird immer mal wieder angedeutet, dass Rose durch ihr Trauma Dinge sieht. Hier wäre es spannend gewesen das Umfeld in den Fokus zu nehmen und psychische Erkrankungen zu thematisieren.

Smile - Siehst du es auch? Filmstill

Smile – Siehst du es auch? ©2022 Paramount Pictures

Auf schauspielerischer Ebene machen alle einen soliden Job. Man sieht weder besonders gutes Schauspiel, aber auch kein besonders schlechtes. Die Nebenfiguren verkommen allerdings zu einfachen Stichwortgebern, bzw. zu Elementen durch die SMILE – SIEHST DU ES AUCH? vorangebracht wird. Glücklicherweise ist Rose mit einem Polizisten befreundet, der ihr dabei hilft, die Opfer des Fluchs zurückzuverfolgen. Sosie Bacon (Trivia-Time: Die Tochter von Kevin Bacon) liefert eine gute schauspielerische Performance ab, schafft es aber nicht darüber hinauszukommen. Am Ende sehen wir eine ständig schluchzende Hauptfigur, zu der man keine richtige Verbindung spürt. Wir verstehen zwar ihre Angst, da wir selbst nicht wieder erschreckt werden wollen, trotzdem wirkt sie eher wie eine geschriebene Figur als eine echte Person.

Fazit: Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Wie oben bereits erwähnt, SMILE – SIEHST DU ES AUCH? ist nicht der super-unheimliche Schocker, zu dem er gemacht wird. Es handelt sich um einen soliden und unterhaltsamen Horrorfilm, der einige genretypische Schwächen hat. Gerade der inflationäre Einsatz von Jumpscares nutzt sich sehr schnell ab. Das ist besonders Schade, weil man schnell merkt, dass Regisseur Parker Finn ein Händchen dafür hat Stimmung zu erzeugen. Man kann auf jeden Fall eine gute Zeit mit SMILE – SIEHST DU ES AUCH? haben, wenn man sich auf eine Geisterbahn einlassen möchte, in der ständig die Katze aus dem Schrank springt. Inhaltlich und schauspielerisch bekommt man hier Durchschnittskost, trotzdem sollte man den Regisseur weiterhin im Auge behalten, mit etwas mehr Mut könnten durch ihn zukünftig einige sehr spannende Filme entstehen.

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